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Pressemeldung vom 14.01.2011

„Wir sind die Zeit, wir können sie gestalten“

Bewegender Trauerakt für Joseph Köhler im Paderborner Kreishaus


Kreis Paderborn (krpb). In einem bewegenden Trauerakt im Großen Sitzungssaal des Paderborner Kreishauses haben Familienangehörige und zahlreiche Ehrengäste, darunter viele politische Weggefährten, Abschied genommen von Ehrenlandrat Joseph Köhler, der am vergangenen Sonntag im Alter von 90 Jahren verstorben war. Die drei Redner des Tages - der Präsident des Landtags Nordrhein-Westfalen, Eckhard Uhlenberg, der Präsident des Landkreistags Nordrhein-Westfalen, Thomas Kubendorff, sowie Landrat Manfred Müller würdigten übereinstimmend die Lebensleistung einer herausragenden und hoch geachteten Persönlichkeit, die die politische Landschaft des Kreises Paderborn und die politische Kultur weit über die Region hinaus entscheidend geprägt habe und dem die Menschen Respekt und Wertschätzung entgegenbrachten. Wie ein roter Faden zog sich durch alle Ansprachen tief empfundener Dank, Respekt und Wertschätzung für „einen der ganz Großen der deutschen Kommunalpolitik“. Für einen Mann, der als Politiker und Mensch zu überzeugen verstand, seine Kraft aus der Familie bezog, nie die Sorgen der „kleinen Leute“ aus dem Blickwinkel verloren habe und von den Bürgerinnen und Bürgern des Kreises Paderborn geschätzt und geachtet wurde. „Sein Vermächtnis hat er uns selbst in einer Rede zugerufen“, sagte Landrat Manfred Müller. „Wir sind die Zeit, wir können sie gestalten“.

Viele Ehrengäste reisten an, um dem langjährigen Landrat und Ehrenlandrat des Kreises Paderborn ihre letzte Referenz zu erweisen, darunter EU-Abgeordneter Elmar Brok, der Bundestagsabgeordnete Carsten Linnemann, Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl, die früheren Landräte Reinold Stücke und Dr. Rudolf Wansleben, der frühere Oberkreisdirektor Werner Henke, die Bürgermeister der Städte und Gemeinden des Kreises Paderborn sowie Abgeordnete des Kreistages, Vertretung des Heimatkreises Meseritz und Repräsentanten der katholischen und evangelischen Kirche.

Trauer um Joseph Köhler: Dr. Carsten Linnemann, Thomas Kubendorff, Landrat Manfred Müller mit Gattin Elke Rawisch de Teran,  Eckhard Uhlenberg im Großen Sitzungssaal des Paderborner Kreishauses„Wir trauern hier in Paderborn gemeinsam um einen großen Politiker, um einen engagierten Bürger unseres Landes, um einen lieb gewonnen Freund“, sagte der Präsident des Landtags Nordrhein-Westfalen, Eckhard Uhlenberg, im Rahmen seiner Traueransprache. Als junger, frisch gewählter Abgeordneter habe er den überaus erfahrenen Joseph Köhler als väterlichen Freund empfunden, der ihm mit Rat und Tat zur Seite gestanden habe. Er bezeichnete die gemeindliche Neugliederung 1969 und die Kreisneugliederung 1975 als große Reformen, an denen Köhler in seiner Zeit in der Landespolitik maßgeblich beteiligt gewesen sei. „Ohne Politiker des Schlages von Joseph Köhler, die vor Ort unendlich viel Überzeugungsarbeit geleistet und unermüdlich für Akzeptanz geworben haben, wäre die Durchsetzung dieser Reformwerke niemals möglich gewesen“, so Uhlenberg, der es als „Glück“ bezeichnete, mit Köhler fünf Jahre gemeinsam im Landtag Politik gestalten zu dürfen.

Der Präsident des Landkreistages Nordrhein-Westfalen und Mitglied des Präsidiums des Deutschen Landkreistages, Landrat Thomas Kubendorff, würdigte das langjährige Wirken von Joseph Köhler, der über drei Jahrzehnte das Amt des Paderborner Landrats bekleidete und 20 Jahre als Präsident des Landkreistages NRW viele kommunale Themenstellungen begleitete habe. Sein politisches Wirken sei in eine Zeit gefallen, als in Deutschland und auch auf kommunaler Ebene sich viel verändert habe. Herausragend engagiert habe sich Köhler auch zur Zeit der werdenden deutschen und europäischen Einheit. Kubendorff zitierte aus einer Rede von Wolfgang Schäuble, um die Persönlichkeit von Joseph Köhler zu charakterisieren. Umfassende Sachkunde in vielen Einzelbereichen von Politik und Administration habe er mit der Fähigkeit verbunden, Probleme im Gesamtzusammenhang zu sehen und Wesentliches von Beiläufigem zu unterscheiden. Er sei ein Mann von Grundsätzen gewesen, der seine Überzeugung klar vertreten habe, ohne zu verletzen, aber auch fähig gewesen sei, sich von besseren Argumenten überzeugen zu lassen. Seine Toleranz sei Bejahung politischer Meinungsvielfalt, nicht sterile und dialogunfähige Duldung gewesen. Er habe Mut zum Widerspruch gezeigt, Opportunität sei ihm fremd gewesen, Zuverlässigkeit zeichnete ihn aus, so Kubendorff.

Landrat Manfred Müller würdigte die Verdienste des Verstorbenen für den Kreis Paderborn und benannte die Meilensteine seines langjährigen politischen Wirkens im Paderborner Land. Dazu zählten beispielsweise die Fortentwicklung der Infrastruktur wie den Ausbau des Autobahn- und Straßennetzes, die Begründung und den Ausbau des Paderborner Regionalflughafens ebenso wie die Entwicklung des Schienenverkehrs. Die Menschen ins Gespräch zu bringen und dabei die Fakten auf den Tisch zu legen, sei das besondere Talent von Joseph Köhler gewesen. Als Präsident des Landkreistages NRW und im Besonderen als Präsident des Deutschen Landkreistages habe er einen eigenen Anteil am Gelingen der Wiedervereinigung. Müller wählte in seiner Ansprache einen sehr persönlichen Ansatz, weil jene, die ihn kannten, ihn nicht nur als außergewöhnlichen Politiker sondern auch als außergewöhnlichen Menschen in Erinnerung behalten würden. Seine Frau Franziska und seine Familie seien ihm stets sein Heimathafen gewesen. Für andere da zu sein, sich zu kümmern, ihren Belangen eine Stimme zu geben, sei sein Wesenzug gewesen. „Der Mensch ist für ihn Ursprung, Mittelpunkt und Ziel des gesamten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens gewesen. Zeitlebens habe er aus Steinen, die ihm in den Weg gelegt wurden, etwas Sinnvolles errichtet. Der kontinuierliche und konsequente persönliche Aufstieg – vom Gewerkschaftssekretär bis hin zu einem der höchst anerkannten Gestalter des Kreises Paderborn, kündeten davon. Joseph Köhler stehe mit seiner Lebensleistung auch für westfälische Werte: Bodenständigkeit, Verlässlichkeit, Fleiß und Verantwortungsbereitschaft, gepaart mit dem unbedingten Willen, sich für seine Heimat einzusetzen und etwas aufbauen zu wollen. Genau diese Werte hätten den Kreis Paderborn zu dem werden lassen, was er heute sei. „Menschen wie Joseph Köhler verkörpern das Beste in Westfalen“, so Müller.

Joseph Köhler war am 19.Oktober 1964 vom Paderborner Kreistag zum Landrat gewählt worden. Nahezu 30 Jahre füllte er dieses Amt aus, von 1966 bis 1985 war er Mitglied des Landtags Nordrhein-Westfalen. Als Präsident des Deutschen Landkreistages von 1984 bis 1992 und als Vorsitzender des Landkreistages Nordrhein-Westfalen von 1972 bis 1993 war er geschätzter und gefragter Repräsentant des Paderborner Landes. Zahlreiche Auszeichnungen spiegeln die hohe Wertschätzung wider, die Joseph Köhler entgegengebracht wurde. So ist er Ehrenlandrat des Kreises Paderborn, Ehrenmitglied des Landkreistages Nordrhein-Westfalen und des Deutschen Landkreistages. Am 13. Dezember 1989 wurde ihm das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern verliehen. Er ist zudem Träger des Komtur-Kreuzes des Silvesterordens.

Als Präsident des Landkreistages NRW und des Deutschen Landkreistages leistete er seinen Beitrag zur deutschen Wiedervereinigung. Im Mai 1990 fanden in den neuen Bundesländern die ersten freien Kommunalwahlen statt. Der Aufbau der kommunalen Selbstverwaltung konnte nur mit Unterstützung der Städte, Gemeinden und Kreise der alten Bundesländer geleistet werden. Der Kreis Paderborn wurde zuständig für die Beratung des Landkreises Zossen. Die im Januar 1990 unterzeichnete Partnerschaftsurkunde trägt die Unterschrift von Joseph Köhler. Die Verbundenheit zwischen den Partnern besteht auch nach der 1993 im Land Brandenburg durchgeführten Gebietsreform zum neugebildeten Landkreis Teltow-Fläming weiter fort.

Bis vor wenigen Wochen noch war der langjährige Ehrenlandrat, der ein gern gesehener und hoch geachteter Gast bei vielen Veranstaltungen in der Region war, noch als Mitrepräsentant des Kreises unterwegs.

Untermalt von den Klängen des Adagio von Tomaso Albinoni, dargeboten vom Streicherquartett Violini Capricciosi, wurde am Ende des Traueraktes im Paderborner Kreishaus spürbar: Hier schließt sich der Vorhang für einen der ganz Großen. „Joseph Köhler wird in seinen Werken weiter leben. Wir sind aufgerufen, seine Arbeit fortzusetzen. Wir werden ihn nicht vergessen“, so Landrat Manfred Müller.


Die Ansprache von Landrat Manfred Müller zum Trauerakt für Ehrenlandrat Joseph Köhler

Die Trauerrede von Eckhard Uhlenberg, Präsident des Landtags NRW

Die Ansprache des Präsidenten des Landkreistages Nordrhein-Westfalen und Mitglied des Präsidiums des Deutschen Landkreistages, Landrat Thomas Kubendorff


Foto links:
Trauer um Joseph Köhler: Dr. Carsten Linnemann, Thomas Kubendorff, Landrat Manfred Müller mit Gattin Elke Rawisch de Teran, Eckhard Uhlenberg im Großen Sitzungssaal des Paderborner Kreishauses

 

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