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Pressemeldung vom 21.10.2011

Klimawandel im Kreis Paderborn:

Vollständige Stromversorgung des Kreises Paderborn aus regenerativen Energien bis 2020 möglich

- 200 Seiten starkes Klimaschutzkonzept im Kreisausschuss für Natur und Umwelt vorgestellt


Kreis Paderborn (krpb). Früher sagte man manchmal: Das Wetter spielt heute mal wieder verrückt. Angesichts schmelzender Polkappen, steigender Meeresspiegel und Unwetterkapriolen wie Stürme und Hochwasser ahnt man jedoch: Das hier ist viel mehr und vor allem ernst. Die globale Erderwärmung kann nur gestoppt werden, wenn der weltweite CO2-Ausstoß drastisch verringert wird. Erreicht werden kann dieses Ziel durch den vermehrten Einsatz regenerativer Energien, eine höhere Energieeffizienz bei der Energieerzeugung und –nutzung sowie Senken des Energieverbrauchs. Das jetzt im Paderborner Kreisausschuss für Natur und Umwelt vorgestellte 200 Seiten starke Klimaschutzkonzept für den Kreis Paderborn zeigt auf, wie das gelingen kann und verfolgt dabei ambitionierte Ziele: Bis spätestens 2020 soll eine vollständige Stromversorgung des Kreisgebiets aus eigenen, regenerativen Energiequellen gelingen. Bis spätestens 2050 könnte die komplette Strom- und Wärmeversorgung autark erfolgen.

Dipl.-Ing. Jens Steinhoff und Dr. Manfred Grauthoff vom Institut für Regionalmanagement stellten das Konzept vor. Derzeit betrage der jährliche CO2-Ausstoß pro Einwohner im Kreis Paderborn rund 10,2 t. Dieser könnte zum einen durch die verstärkte Nutzung regenerativer Energien drastisch gesenkt werden. Dabei ist man auf einem guten Weg: 23,1 Prozent des Strombedarfs werden bereits aus erneuerbaren Energien gedeckt. In NRW liege diese Quote bei nur 8 %. Hauptlieferant mit 70 % ist die Windkraft, gefolgt von Biomasse/Biogas mit 17 % und Photovoltaik mit 11 %.

Die Gutachter machten jedoch auch Rieseneinsparpotenziale beim Energieverbrauch aus: Ca. 46.700 Wohngebäude im Kreisgebiet – das sind ca. 69 % des Wohnungsbestands - wurden vor 1987 gebaut und könnten energetisch modernisiert werden. Der Energieverbrauch bei Altbauten könnte um 70 % gesenkt werden. Bei einem geschätzten Sanierungsaufwand zwischen 8000 € bei Mehrfamilienhäusern und 16.000 € bei Einfamilienhäusern über einen Zeitraum von 20 bis 40 Jahren ergebe sich daraus ein Investitionsvolumen von über einer Milliarde €, das auch dem heimischen Handwerk in Form von vollen Auftragsbüchern zugute käme.

Den größten Anteil des Energieverbrauchs hat mit rund 78 % das verarbeitende Gewerbe. Durch effizientere Nutzung der eingesetzten Energien könnten hier 1,2 % pro Jahr eingespart werden.

Der motorisierte Individualverkehr, also Autos und Motorräder, haben mit 59 % einen überragenden Anteil an den CO2-Emissionen im Straßenverkehr mit rund 800.000 t pro Jahr. Der Güterverkehr liegt mit rund 25 Prozent an zweiter Stelle. Der Anteil des Luftverkehrs liegt bei knapp 11 %. Der Schienenpersonenverkehr mit 2,8 % und der Busverkehr mit 0,7 % machen sich vergleichweise bescheiden darin aus. Das Einsparpotenzial wird hier mit ca. 1,6 % pro Jahr beziffert.

Zur Verbesserung der Energie- und CO2-Bilanz setzen die Gutachter aber vor allem auf die regionale Erzeugung und Nutzung regenerativer Energien. Eine Abschätzung der für Photovoltaik geeigneten Dachflächen landwirtschaftlich, industriell und gewerblich genutzter Gebäude im Kreis Paderborn ergebe eine solarenergetisch nutzbare Fläche von insgesamt rund einer Million Quadratmetern. Allein an Gebäuden könnten jährlich 214 GWh erzeugt werden – das entspricht etwa 10 % des heutigen Stromverbrauchs.

Ausbaufähig sei vor allem aber die Windkraft: Der neue Windenergieerlass der Landesregierung vom Juli 2011 enthält als angestrebtes Ziel, den Anteil der Windenergie in NRW an der Stromerzeugung von heute 3 auf mindestens 15 Prozent im Jahre 2020 auszubauen. Der Kreis Paderborn weist im Vergleich zu anderen Landesteilen, wie z.B. den Ballungsräumen, „sehr gute Rahmenbedingungen“ für eine Windenergienutzung auf. Daher müsse der Anteil der Vorrangflächen von bisher 1,66 % der Kreisfläche deutlich gesteigert werden. Da die 319 genehmigten Windkraftanlagen des Kreises vor allem in den 90er Jahren und nach der Jahrtausendwende gebaut worden seien, biete sich hier das Repowering an. Also das Ersetzen alter Anlagen durch leistungsfähige, neue Anlagen.

Nach der Potenzialabschätzung erfolgt im Gutachten eine Stärke- und Schwächenanalyse, aus der Handlungsfelder abgeleitet werden. Die im Anschluss entwickelten Szenarien zeigen auf, wie sich die für den Klimaschutz relevanten Größen entwickeln könnten.

Das Klimaschutzkonzept trägt den Zusatz „integriert“ in seiner Bezeichnung. Ziel der Paderborner Kreisverwaltung ist es, Ideen und Aktivitäten der Städte und Gemeinden, Wirtschaft, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Verbänden und Institutionen zu bündeln und sein Klimaschutzkonzept auf eine breite Basis zu stellen. Landrat Manfred Müller hatte bereits im Mai die Bürgerinnen und Bürger zu insgesamt fünf Workshops ins Paderborner Kreishaus eingeladen, um Ideen und Anregungen zu entwickeln, die ins Konzept eingeflossen sind. Die Gutachter empfehlen, das Klimaschutzmanagement beim Kreis Paderborn anzusiedeln. Die Personalkosten könnten für die Dauer von drei Jahren mit bis zu 65 % gefördert werden.

Der jetzt im Umweltausschuss des Kreises vorgestellte Entwurf soll am 24. November noch einmal im Fachausschuss beraten und dann in der Kreistagssitzung am 12. Dezember beschlossen werden. Ein solcher Beschluss ist noch in diesem Jahr erforderlich, um die zur Konzepterstellung in Anspruch genommene Bundesförderung in Höhe von 70 % in Anspruch zu nehmen. 

Den Entwurf des Klimaschutzkonzeptes finden Sie hier.

 

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