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Pressemeldung vom 10.01.2011

Kreis Paderborn ehrt seine stillen Helden des Alltags

Die Bürgerinnen und Bürger des Kreises Paderborn waren auch in diesem Jahr dazu aufgerufen, „ihre „stillen Helden des Alltags“ zu benennen. Ein interfraktioneller Arbeitskreis hatte anschließend die schwierige Aufgabe, drei Vorbilder auszuwählen, deren ehrenamtliches Engagement Beispiel und Ansporn sein kann für viele. Im Rahmen des Neujahrsempfangs des Paderborner Kreistages wurde ihnen traditionsgemäß - stellvertretend für viele - für ihr Engagement offiziell gedankt. So unterschiedlich die Biographien jener Menschen auch sind, das gleichlautende Thema ihres Lebens lautet: Bürgerengagement im Zeichen menschlicher Solidarität.


Uwe Hoffmann, Gründer und 1. Vorsitzender der Paderborner Tafel

Ich möchte Ihnen eine Idee vorstellen, die so einfach wie wirkungsvoll ist: Sie bringt Überfluss und Mangel zusammen. Sie sorgt für eine Brücke zwischen Wohlstand und Armut. Die einen spenden einwandfreie Nahrungsmittel, die ansonsten entsorgt würden; die anderen holen sie ab und verteilen sie an Bedürftige. Nein, die Rede ist nicht von einem Hilfsprojekt in Afrika, beispielsweise in der Sahelzone. Ich schildere Ihnen hier und heute Abend ein Stück Paderborner Realität. Auch bei uns im Kreis Paderborn – mitten unter uns – leben Menschen, die sich am Rande des Existenzminimums befinden.

Unter dem Motto „Jeder gibt, was er kann“ wurde vor gut 10 Jahren die Paderborner Tafel aus der Taufe gehoben. Das Prinzip ist einfach erklärt: Die einen geben ihre Zeit, die anderen ihre Lebensmittel oder Geldspenden. Die Idee stammt aus den USA und machte bundesweit Schule. Dass sie auch in Paderborn aufgegriffen und verwirklicht werden konnte, ist der Verdienst von Uwe Hoffmann, dem Gründer und ersten Vorsitzenden der Paderborner Tafel, den ich an dieser Stelle sehr herzlich begrüße.

Am 11. September vergangenen Jahres konnten Sie und Ihre rund 100 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer auf eine 10jährige Erfolgsgeschichte zurück blicken. Begonnen hat alles mit zwei Empfängern und einem geschenkten Fahrzeug. Heute erhalten über 3000 bedürftige Menschen pro Woche für einen symbolischen Betrag von einem Euro ihre Lebensmittel im Tafelladen im Holsteiner Weg 104 in Paderborn und weiteren drei Ausgabestellen. Gäbe es die Tafel nicht, bliebe in vielen Paderborner Haushalten wohl oft die Küche kalt. Rund 1.500 Kinder bekämen keine gesunde Mahlzeit. Die Menschen bekommen an diesen Orten jedoch nicht nur Lebensmittel sondern auch menschliche Wärme. Sie erfahren, dass sie umsorgt werden. Dass Menschen sich unentgeltlich für sie einsetzen, weil ihnen ihr Schicksal am Herzen liegt.

„Er führt seit 10 Jahren die Paderborner Tafel durch alle Widrigkeiten des manchmal mühsamen Alltags“, heißt es in der Vorschlagsbegründung. Der Alltag von Uwe Hoffmann ist mühsam. Lebensmittel müssen beschafft und verteilt werden. Die Infrastruktur wie Räumlichkeiten, Fahrzeuge und Kühlvorrichtungen mussten über die Jahre mit wachsen. Zudem müssen Sponsoren gewonnen und ehrenamtliche Helfer gefunden und motiviert werden. Das alles zusammen genommen ist das, was wir einen Managerjob nennen. H. Hoffmann bekommt jedoch kein Managergehalt. H. Hoffmann leistete und leistet diese Arbeit auf ehrenamtlicher Basis. Ich selbst bin seit Sommer 2009 Schirmherr der Paderborner Tafel und durfte ihn und sein Team bei vielen Aktivitäten wie zuletzt bei der Weihnachtspäckchen-Aktion begleiten. Ich bin beeindruckt von dem ehrenamtlichen Engagement, das ich dort gesehen habe. Ich bin beeindruckt von der Hilfsbereitschaft der Menschen im Kreisgebiet.

Das alles wird an der Tafel zusammen geführt: Sehr geehrte Damen und Herren, was wir hier seit über 10 Jahren erleben dürfen, ist Bürgerengagement im Zeichen menschlicher Solidarität. Die Idee der Tafel vernetzt die Hilfsbereitschaft und das Fachwissen von Bürgerinnen und Bürgern mit dem Sponsoring von Unternehmen, die ihre Verantwortlichkeit nicht an Werkstoren oder Ladentüren enden sehen. Diese Hilfe kommt direkt an bei jenen, die unserer Hilfe dringend bedürfen. Eine Idee braucht immer Macher, die sie verwirklichen. Uwe Hoffmann ist ein solcher Macher, der unserer Region ein Stück Mitmenschlichkeit beschert hat. Dafür danke ich Ihnen – auch im Namen der Menschen des Kreises Paderborn – und wünsche Ihnen für die weitere Zukunft offene Ohren und helfende Hände.


Johannes Happe aus Büren-Brenken

Der Begriff "Heimat" erlebt in diesen Tagen eine Renaissance. In einer Online-Umfrage der Stadt Hamburg sagten beispielsweise 88 Prozent der befragten Hamburger, dass ihnen der Begriff "sehr" oder "eher" wichtig sei. Kulturwissenschaftler Heinz Schilling kommentierte die Umfrage mit der Erklärung, dass der Begriff ,Heimat' bis ins 19. Jahrhundert juristisch gebraucht wurde, das „Gefühlige“ später hinzugekommen sei. Heimat sei heute eine Sehnsuchtslandschaft der Gefühle. Globalisierung und Finanzkrise hätten die Menschen so verunsichert, dass sie sich wieder nach bleibenden Werten sehnen, nach festem Boden unter den Füßen. Was vor kurzem mitunter belächelt und als kitschig oder gar altbacken belächelt wurde, ist in diesen Tagen wieder in; selbst bei jungen Menschen, die selbstbewusst mit Dirndl und Lederhose zum Oktoberfest gehen, in Chören oder beim Wandern Volkslieder singen und die Bedeutung der Familie neu entdecken.

In Büren-Brenken lebt ein Mann, der eigentlich schon immer verstanden hat, dass Heimat Halt bietet und sich dem erschließt, der sich emotional mit ihr identifiziert und sich einbringt. Denn was Heimat ausmacht, bestimmen die Menschen, die sie gestalten. Johannes Happe engagiert sich seit seiner Jugend ehrenamtlich in den unterschiedlichsten Bereichen. Er war Messdiener, Sprecher der Landjugend in Brenken, Sprecher der Malteser-Ortsgruppe, gründete den Förderverein der Hauptschule Salzkotten, dessen Vorsitzender er sechs Jahre lang war, und widmete 20 Jahre seines Lebens der Heimatforschung für Salzkotten und Brenken. Er war 10 Jahre Schriftführer des Heimatvereins Salzkotten, engagierte sich für die Gruppenarbeit und die Wanderführungen im SGV – Ortsgruppe Salzkotten und acht Jahre für die Stadttouristik Büren. Wenn er Wanderungen plant, geht er zuvor häufig die Strecke ab und schneidet das hohe Gras mit der Sense ab. Johannes Happe ist ein Mensch, der die schönen Dinge sichtbar macht.

Seit mittlerweile acht Jahren übernimmt er Führungen im Kloster Dalheim. Seit 2005 bietet er Führungen in der Pfarrkirche St. Kilian in Brenken an, zeigt interessierten Gästen die kulturellen Besonderheiten des Ortes auf und erklärt Kindergarten- und Schulkindern die Geschichte ihrer Heimat. Natürlich unterstützte er auch den Bürener Wandertag in 2009 mit Rat und Tat. Zurzeit engagiert sich Johannes Happe im Rahmen des Pilotprojekts zur Erfassung der niederdeutschen Ortsmundarten in den Kreisen Paderborn und Höxter, speziell für Brenken. „Unser Johannes ist ein Mann, der eine wirklich authentische Vorbildfunktion für unsere ganze Gesellschaft ist“, heißt es in der Vorschlagsbegründung. Dem stimmen wir zu, lieber Herr Happe.

Menschen wie Sie sorgen dafür, dass überall in der Welt „Wohlfühl-Orte“ entstehen, an denen man sich aufgehoben und angenommen fühlen. Orte, die in einer komplizierten und komplexen Welt Orientierung bieten und dazu einladen, Heimat mit zu gestalten. Ich wünsche mir sehr, dass Ihr Schaffen viele Nachahmer findet und in vielen Gegenden der Welt sehr bald und immer wieder Menschen „ihrem Johannes“ danken.


Mechthild Goldstein aus Paderborn

Wir haben soeben erfahren: Was Heimat ausmacht, das bestimmen die Menschen, die sie gestalten. Das kann überall in der Welt geschehen. Globalisierung ist kein Naturphänomen, sondern von Menschen gewollt und gemacht. Deshalb können Menschen sie auch verändern und gestalten.

Ich möchte Ihnen nun jemanden vorstellen, der sich seit Jahren verantwortlich fühlt, aktiv mitzuwirken für eine gerechte Verteilung von Chancen auf ein menschenwürdigeres Leben, für einen fairen und verlässlichen Ausgleich zwischen Schwachen und Starken, für einen humaneren Alltag. Sie alle kennen das Motto „Global denken, lokal handeln“. Mechthild Goldstein füllt es mit Leben. „Sie setzt sich seit vielen Jahren in Paderborn für Themen wie Gerechtigkeit, Frieden, Chancengleichheit und fairer Handel ein“, heißt es in der Vorschlagsbegründung. So große Themen können in einer kleinen Kaffeebohne stecken. Mit jeder Tasse Kaffee können Paderborner seit 2008 nicht nur erstklassigen Kaffee genießen, sondern auch noch etwas dafür tun, dass die Kleinbauern in Südamerika, die ihn anbauen, dafür fair bezahlt werden. Die „PaderBohne“ ist ein aromatisch-milder Hochlandkaffee, zusammengestellt aus kleineren Produktgruppen von Kaffeebauern aus Honduras, Mexiko, Peru, Bolivien und Kolumbien. Sie stammt aus der Linie der Fair Handelsorganisation „Gepa“. Mechthild Goldstein trägt als erste Vorsitzende des Paderborner Vereins "KaffeeBohne" und durch ihre Presse- und Öffentlichkeitsarbeit dazu bei, den fair gehandelten Kaffee aus der Nische zu holen und ihn in der Region als einen Kaffee zu etablieren, der nicht nur gut schmeckt sondern auch Zeichen setzt. Immer mehr Cafés und Bäckereien nehmen die „PaderBohne“ mit in ihr Angebot auf. Auch bei uns im Kreishaus wird der Kaffee ausgeschenkt. Derzeit beträgt der Marktanteil von fair gehandeltem Kaffee etwa ein Prozent. Das können wir alle gemeinsam steigern!

Frau Goldstein setzt sich seit vielen Jahren für den Aufbau des Weltladens „La Bohnita“ in der Stadt Paderborn ein. Sie organisiert mit anderen spezielle Ausstellungen wie z.B. die Fotoausstellung „Stille Heldinnen – Afrikas Großmütter im Kampf gegen HIV/Aids“ und unterstützt viele kleinere und größere Projekte zur Bildungsarbeit für den fairen Handel. Sie engagiert sich in vielen Organisationen, z.B. als Vorstandsmitglied im Paderborner Verein für "Ökologie & Eine Welt" oder auch im Verein "PaderbornerInnen handeln fair". In der langen Liste, die mir vorliegt, ist auch die Organisation der "Fairen Woche" und der „Sponsored Walk“ in Bad Lippspringe für Straßenkinder in Peru und Ghana genannt. Eine Liste, die im Übrigen „ausdrücklich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt“, heißt es in der Vorschlagsbegründung.

Liebe Frau Goldstein, ich möchte Ihnen Danke sagen und vielen anderen gleichzeitig Mut machen, es Ihnen gleich zu tun. Denn das ist Sinn und Ziel des Abends: Vorbilder zu zeigen um Nachahmer zu finden. Um es mit der Bohne zu sagen. Als um 1600 die ersten Meldungen und Proben eines im Orient aus gerösteten Bohnen hergestellten „schwartzen Wassers“ nach London und Amsterdam kam, ahnte noch niemand, wie sehr dieser „Türkentranck“ das Leben der Menschen in Europa und aller Welt verändern sollte. Veränderung im Guten ist möglich durch Menschen wie Mechthild Goldstein. Ich wünsche mir sehr, dass in diesem Sinne noch viele Signale von Paderborn aus und für Paderborn gesendet werden.

 

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