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Pressemeldung vom 13.09.2011

Jost Wedekin erhielt das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland

Kreis Paderborn (krpb). Der Bundespräsident hat Jost Wedekin aus Paderborn das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Der stellvertretende Landrat Wolfgang Schmitz überreichte im Rahmen einer Feierstunde die Ordensinsignien und richtete gleichzeitig die Glückwünsche der Ministerpräsidentin, der Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport und der Regierungspräsidentin aus. Geehrte wurde Wedekin für sein jahrzehntelanges Engagement im kulturellen und sozialen Bereich.

"Der Mensch hat keine Zeit, wenn er sich nicht die Zeit nimmt, Zeit zu haben". Mit diesem Zitat des Theologen Ladislaus Boros verdeutlichte Schmitz, dass der Zeitvorrat eines jeden Menschen endlich sei und dieser gestaltetet werden wolle. Neben täglichen Pflichten und Routinearbeiten müsse aber auch ein Freiraum bleiben, um sich den schönen Dingen des Lebens zu widmen.

Wedekin, der in seinem Umfeld als sehr ruhiger, äußerst selbstloser, bescheidener Mensch beschrieben wird, habe schon seit Jahrzehnten einen Großteil seiner Freizeit der Allgemeinheit gewidmet. Sein Beruf als Lehrer sei für ihn nicht nur ein Job gewesen. Mit vollem Engagement und Einfallsreichtum habe er diesen ausgefüllt. Doch gleichwohl nahm er sich die Zeit, Geschichte aufzuarbeiten, um einen Beitrag gegen das Vergessen zu leisten. Schmitz würdigte ausdrücklich auch seinen „unermesslichen, selbstlosen und liebevollen Einsatz“ im Rahmen der Betreuung einer ehemaligen, an Multiple Sklerose erkrankten Kollegin.

Nach seinem Studium an der Pädagogischen Akademie in Paderborn war der gebürtige Paderborner an verschiedenen Schulen im Kreis Paderborn. unter anderem viele Jahre in Haaren und zuletzt bis zum Eintritt in den Ruhestand 1997 als Schulleiter an der Mastbruchschule in Paderborn Schloß Neuhaus tätig. Maßgeblich prägte er den Aufbau dieser Schule. Als 1986 aufgrund sinkender Schülerzahlen die Schließung drohte, gelang es ihm im Verbund mit Eltern, Lehrern und Schülern, dies zu verhindern. Mit der Genehmigung des Ganztagsbetriebes im Schuljahr 1991/92 wurde nicht nur der Fortbestand der Schule gesichert. Es setzte eine deutliche Steigerung der Schülerzahlen ein.

Über ein Jahrzehnt leitete Jost Wedekin an der Schule die Lehrerfortbildungsveranstaltung „Geschichte vor Ort“. Aufgrund seiner Kenntnisse gelang es, dass dieses Angebot über den gesamten Zeitraum zu der am stärksten nachgefragten Fortbildungsveranstaltung im Kreis Paderborn zählte.

Mit hoher Fachkompetenz und methodischem Geschick brachte der Geehrte seinen Zuhörern die kulturelle, historische und kunsthistorische Bedeutung des regionalen Raumes nahe, vermittelte vielfältige inhaltliche und methodische Anregungen für die Behandlung heimatbezogener Themen im Unterricht. Als hervorragender Kenner der regionalen Geschichte wurde Wedekin 1980 vom Rat der Stadt Paderborn als Mitglied in den Arbeitskreis zur Herausgabe der Dokumentation „Paderborn- Geschichte in Bildern – Dokumenten – Zeugnisse“ berufen.

Darüber hinaus engagierte sich Wedekin seit den Anfängen im Jahr 1992 ehrenamtlich für das Museum im Marstall in Paderborn-Schloß Neuhaus. 1994 gründete er den museumspädagogischen Arbeitskreis mit, im Jahr 2000 war er Mitbegründer und bis 2006 Schriftführer des Förderkreises des Historischen Museums sowie Mitarbeiter am Konzept der Ausstellung und Redaktionsmitglied der Begleitbücher. Wedekin konzipierte Rundgänge verschiedenster Art, erstellte dazu die Arbeitsbögen „Museumsrallye: „Wir erkunden Geschichte“ für das historische Museum. Seit mehr als 15 Jahren werden diese regelmäßig genutzt.

Auch Vorträge, Ausstellungen und Veröffentlichungen zum Thema Heimatgeschichte erarbeitete Jost Wedekin regelmäßig. Beispielhaft nannte der stellvertretende Landrat das Buch und die Festschrift „Haaren – 1000 Jahre“ (1975), das „Heimatbuch der Stadt Wünnenberg“ (1987) sowie das Begleitbuch zur Ausstellung „Die 8. Husaren“ und "St. Vitus Haaren", die Geschichte der Pfarrei Haaren (2002).

Wedekin war es ein besonderes Anliegen, sowohl Schulkindern als auch Erwachsenen die Geschichte des heimischen Raumes näher zu bringen. So führte er Interessierte durch die Haarener Kirche, das Kloster Dalheim, das Sintfeld oder die Ausstellung zur Almetalbahn in der Wewelsburg.

Die Erarbeitung der Ausstellung „Unter Dampf und Diesel – Lebendige Geschichte der Almetalbahn“, die im Jahr 2007 im Kreismuseum Wewelsburg gezeigt wurde, war mit aufwendigen Forschungs- und Recherchearbeiten verbunden. Unter Wedekins Federführung wurde das Konzept der Ausstellung erarbeitet, welche anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Almetalbahn die Geschichte von den Anfängen Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Bedeutung der Strecke in der heutigen Zeit, beleuchtete. Gleichzeitig war Wedekin Sprecher des 2004 gegründeten Arbeitskreises.

„Ohne sein großartiges Engagement wäre die Ausstellung nicht möglich gewesen“, betonte Wolfgang Schmitz im Rahmen der Feierstunde. Gleichzeitig sei Wedekin Mitinitiator des zur Ausstellung erschienenen gleichnamigen Begleitbuches „Unter Dampf und Diesel bei Tag und Nacht – Lebendige Geschichte der Almetalbahn“ gewesen.

Im Jahr 2001 schrieb Wedekin einen Beitrag für das geplante „Handbuch der jüdischen Gemeinde im Regierungsbezirk Detmold“. Aus dieser Arbeit entwickelte sich das Projekt „Die Landjuden von Haaren“, welches zunächst Vorträge, Ausstellungen und Führungen umfasste.

Auf Wedekins Initiative hin folgte im Jahr 2006 die Aufstellung eines Gedenksteines am jüdischen Friedhof in Haaren, der an die ermordeten Juden der Gemeinde erinnert. Schließlich verfasste Wedekin ein Gedenkbuch, - ein "Beitrag gegen das Vergessen" - in dem er die 300-jährige Geschichte eines ländlichen Judentums beschrieb. Das Projekt wurde von der gesamten Dorfgemeinschaft getragen.

Ein besonderes Anliegen ist Wedekin auch das Dauerprojekt über die Dokumentation der Post- und Verkehrsgeschichte des Paderborner Landes von der fürstbischöflichen Zeit bis zur Gegenwart. Teile seiner Sammlung, wie Dokumente, Fahrpläne, Ansichtskarten, Abdrücke der Poststempel, Fotos oder Landkarten stellte der Paderborner als Dauerleihgabe dem Museum in Wewelsburg und dem Staatsarchiv Detmold zur Verfügung. Die Exponate werden auch für Ausstellungen und Publikationen genutzt.

Als Ortsheimatpfleger war Jost Wedekin von 1978 bis 1982 im Stadtteil Paderborn-Schloß Neuhaus im Einsatz.

Ein enormer, intensiver Zeitaufwand, der sich teilweise über viele Jahrzehnte erstreckt, stehe hinter dem Engagement Wedekins, so Wolfgang Schmitz. Neben dem finanziellen Einsatz rage sein gesamtes Tun weit über das zu erwartende Maß hinaus. In all den Jahren war der Paderborner nicht nur entscheidender Ideengeber und Initiator, sondern habe sich in oft mühevoller Kleinarbeit, in zahllosen Gesprächen und Interviews mit Zeitzeugen sowie tagelangen Recherchen in verschiedenen Archiven kundig gemacht, um der historischen Wahrheit möglichst nahe zu kommen.

Über seinen weitreichenden kulturellen Einsatz hinaus bemühte sich Wedekin jahrzehntelang auch liebevoll um eine ehemalige Kollegin, die schon im frühen Erwachsenenalter an Multiple Sklerose erkrankte und auf intensive Hilfe angewiesen war. Jost Wedekin schenkte ihr Zeit, ermöglichte Spaziergänge im Rollstuhl und kümmerte sich schließlich fast rund um die Uhr, auch in der Nacht.

Allein dieses vorbildliche soziale Engagement verdiene bereits eine Ehrung, so Schmitz. Es sei ihm ein besonderes Anliegen, Jost Wedekin im Namen der Allgemeinheit für seinen jahrzehntelangen Einsatz im kulturellen und sozialen Bereich Dank und Anerkennung auszusprechen.

 

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