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Pressemeldung vom 24.04.2012

"Ein Betrieb ist so gesund wie seine Arbeitnehmer" - Fachtagung im Paderborner Kreishaus betonte die Chancen und Notwendigkeiten der betrieblichen Gesundheitsförderung -

Kreis Paderborn (krpb). Die „Muckibude“ im Deutschen Bundestag hat sich nicht durchsetzen können. Das Thema „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ muss es jedoch, zeigte sich die Parlamentarische Staatssekretärin des Bundesministeriums für Gesundheit, Ulrike Flach, im Paderborner Kreishaus überzeugt. „Fitness für Firmen – Betriebliches Gesundheitsmanagement erfolgreich gestalten“ lautete das Thema der Fachtagung, die Antworten liefern sollte auf die Frage, wie der demographische Wandel in Unternehmen erfolgreich bewältigt werden könne. „Ein Betrieb ist so gesund wie seine Arbeitnehmer“ lautete eine der Kernthesen. Was so einfach und einleuchtend klingt, muss sich im Betriebsalltag jedoch erst noch Bahn brechen. Gerade kleinere und mittlere Unternehmen tun sich schwer mit dem Thema. Wie ein roter Faden zog sich in allen Vorträgen jedoch auch die Erkenntnis: Macht ein Betrieb es richtig, reduziert sich nicht nur der Krankenstand. Vielmehr steigen die Zufriedenheit am Arbeitsplatz und die Leistungsfähigkeit des Unternehmens. Betriebliches Gesundheitsmanagement rechnet sich. Im Ergebnis profitieren beide: Arbeitgeber und Arbeitnehmer. „Weitersagen. Tragen Sie diese Erkenntnisse in die Betriebe“ lautete der Appell von Landrat Manfred Müller an die Zuhörer.

Hinlänglich bekannt ist, dass die Deutschen immer älter und weniger werden. Die Parlamentarische Staatssekretärin hatte dazu eindrucksvolle Zahlen mitgebracht: Bereits in 2030 werde die Zahl der Erwerbstätigen in der Bundesrepublik von derzeit 50 auf 42 bis 43 Millionen sinken. In 2060 seien dann noch 37 Millionen Menschen berufstätig. Ältere Arbeitnehmer würden zwar seltener, dafür aber länger krank. Bereits jetzt zeichne sich in einigen Branchen ein Fachkräftemangel ab. Flach erinnerte daran, dass die betriebliche Gesundheitsförderung den Krankenkassen als gesetzlicher Auftrag ins Heft geschrieben sei. Ihr Rat: Betriebe und Kassen sollten hier Hand in Hand arbeiten. Das können auch kleine Schritte sein. Flach berichtete von einem Automobilhersteller in München, der auf seine Flurwände Menschen gemalt habe, die Treppen steigen. Seitdem würden mehr Arbeitnehmer die Treppen als den Fahrstuhl nutzen. Flach räumte ein, dass auch in den anderen Ministerien das Thema noch Schubkraft benötige. Die Muckibude scheiterte jedoch nicht am mangelnden Willen der Parlamentarier, der ja an sich ein sitzender Mensch sei und deshalb auch auf seine körperliche Fitness achten müsse, so die Staatssekretärin. Bei ihrem Arbeitsalltag von 7 bis 23 Uhr, so Flach, sei dies eigentlich eine gute Idee, die jedoch an der mangelnden Akzeptanz in der Bevölkerung bzw. den Medien gescheitert sei.

Alles andere als gescheitert ist der Ansatz der Firma MEYRA-ORTOPEDIA mit Sitz in Kalletal-Kalldorf. Das Unternehmen ist für sein betriebliches Gesundheitsmanagement bereits drei Mal (2009, 2010 und 2011) mit dem Corporate Health Award ausgezeichnet worden. Der Betriebsratsvorsitzende, Hans Mielke, stellte das Instrumentarium vor, das von der Gestaltung einer gesunden Arbeitsumgebung über spezielle Angebote, wie z. B. Rückenschule, Vorsorgeuntersuchungen, Nichtraucherkurse, Stressbewältigung bis hin zu Weiterbildungsmaßnahmen reicht. Fixiert werden sollte die betriebliche Gesundheitsförderung auch im Leitbild des Unternehmens, betonte Mielke. Regelmäßige Mitarbeiterbefragungen geben Aufschluss, welche Maßnahmen Wirkung zeigen. Mielke erzählte, dass beispielsweise nicht mehr gebrauchte Stühle aus der Verwaltung in die Produktion gebracht würden, wo jene, die am Band arbeiten, sich auch mal setzen könnten. Die Nichtraucherkurse liefen nicht so gut, deshalb wählte das Unternehmen einen anderen Weg. Den Arbeitnehmern wurden Zeiten angeboten, zu denen sie rauchen durften. „Da wird dann jeweils eine Viertelstunde abgezogen. Da kommt schon was zusammen am Monatsende. Das wirkt“, sagte Mielke. Im Ergebnis verbesserten sich das Betriebsklima, die Mitarbeitermotivation, Arbeitszufriedenheit und Bindung an das Unternehmen. Die Produktivität sei derart gestiegen, dass sogar Arbeitsplätze entfielen, „was ihm naturgemäß nicht gefallen habe“, so Mielke. Aber die Kollegen seien gleichwohl an anderer Stelle weiterbeschäftigt worden. Der Krankenstand sank deutlich, was sich auch in Euro rechne. Deutlich gesunken seien damit beispielsweise auch die Beiträge für die Berufsgenossenschaften. Dieses Jahr wolle man sich nicht um den Preis bewerben, „um auch mal anderen eine Chance zu geben“, meinte Mielke.

Warum tun sich Betriebe mit der Gesundheitsförderung bgmihrer Mitarbeiter so schwer? „Weil es immer auch eine Investition auf Zeit ist“, meinte Professor Dr. Heiko Meier von der Universität Paderborn, Department Sport und Gesundheit. Er betonte, dass die Arbeit an sich ja nicht krankmachend sondern vielmehr Teil der eigenen Identität sei. Die Erwerbstätigkeit steigere das Selbstwertgefühl. Arbeitslosigkeit hingegen mache krank. Ein Thema für die Betriebe sei die gesundheitsgerechte Gestaltung der Arbeitsplätze, denn „je gesünder der Arbeitnehmer, desto gesünder sei der Betrieb“, so Meier. Er zeigte sich verwundert, dass in solchen Programmen immer von Bewegung, aber nicht von Sport die Rede sei. Mannschaftssportarten könnten die Teamentwicklung und das Betriebsklima verbessern. Kommunikationswege würden verkürzt, was sich wiederum auf die Produktivität auswirke. Mit dem Satz „Betriebe bestehen aus Kommunikationen, nicht aus Personen“, versuchte er zu erläutern, dass die Diskussion entfrachtet und betriebs- und nicht personengebunden geführt werden müsse. Durchsetzen müsse sich die Einsicht, dass der Sport nicht nur die physische Gesundheit stärke. Ein sportlicher Mensch könne sich auch besser konzentrieren, sei auch mental belastbarer. In der sich anschließenden Podiumsdiskussion saßen dann mit dem Leiter der IHK, Zweigstelle Paderborn + Höxter, Jürgen Behlke, sowie Peter Gödde, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Paderborn, auch die Wirtschaft am Tisch. Landrat Manfred Müller erhofft sich von dem Schulterschluss aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft Impulse: „Wir haben heute gelernt, dass es sich rechnet. Und mit einem betrieblichen Gesundheitsmanagement können beide punkten – Arbeitgeber und Arbeitnehmer“, so Müller abschließend.


Bildunterzeile (Bild rechts):

Investitionen in die Gesundheit der Mitarbeiter lohnen sich - Parlamentarische Staatssekretärin Ulrike Flach zu Gast im Paderborner Kreishaus

Die Präsentationen der Referenten finden Sie hier:

Hans Mielke, Unternehmensgruppe MEYRA-ORTOPEDIA

Prof. Dr. Heiko Meier von der Universität Paderborn

 

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33102 Paderborn

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