Zum Inhalt (Access key c)Zur Hauptnavigation (Access key h)Zur Unternavigation (Access key u)
Pressemeldung vom 04.01.2012

„Ambitioniert, aber machbar“

Klimaschutzkonzept für den Kreis Paderborn vorgestellt

Kreis Paderborn (krpb). Nicht jeder Sturm oder jedes Unwetter geht auf das Konto des Klimawandels. Aber die ersten Vorboten sind da, die Klimaerwärmung ist messbar. Wenn "Mensch" nicht gegensteuert, werden beispielsweise bis 2100 die Meeresspiegel um einen Meter ansteigen. Was unspektakulär klingt, hat für den asiatischen Raum gigantische Folgen. „Viele Metropolen sind dort am Meer gebaut. Wir müssen dann mit einer halben Milliarde Klimaflüchtlinge rechnen“, warnt Guido Halbig, Leiter der Niederlassung Essen des Deutschen Wetterdienstes. Wohin dann mit all den Menschen? Der Wetterexperte zeigte im Paderborner Kreishaus auch auf, was lokal passieren kann, wenn die Erde sich weiter erwärmt. Wenn die Sommer heißer und trockener, die Winter wärmer und feuchter werden, stellt das die Landwirtschaft vor große Herausforderungen. Vielen dürfte der so genannte Jahrhundertsommer in 2003 noch in Erinnerung sein. „Der könnte zum Normalfall werden. Gerechnet werden müsse mit Temperaturen bis zu 50 Grad in den Innenstädten. Das stellt die Stadtplaner vor neue Aufgaben“, so Halbig weiter. Das alles kann natürlich nicht allein im Kreis Paderborn beantwortet werden. „Aber anfangen müssen wir vor Ort. Jeder muss seine Verantwortung im Rahmen seiner Möglichkeiten nachkommen“, erklärte dazu Landrat Manfred Müller bei der Vorstellung des Klimaschutzkonzeptes für den Kreis Paderborn. So soll vor allem die Energieeffizienz gesteigert werden mit dem Ziel, jährlich 1 % des Stromverbrauches einzusparen. Bis spätestens 2020 soll eine vollständige Stromversorgung des Kreisgebiets aus eigenen, regenerativen Energiequellen gelingen. Bis spätestens 2050 könnte die komplette Strom- und Wärmeversorgung vor Ort erfolgen. „Unsere Ziele sind ambitioniert, aber machbar“, meint dazu Müller.

Die globale Erderwärmung kann nur gestoppt werden, wenn es gelingt, den CO2-Ausstoß deutlich zu senken. Seit der industriellen Revolution ist dieser nahezu explodiert. „Der CO2-Anteil in der Atmosphäre ist so groß wie seit 800.000 Jahren nicht“, erläuterte Halbig. Gerade die Industrieländer müssten jetzt ihre Hausaufgaben machen.

Das Klimaschutzkonzept für den Kreis Paderborn basiert auf zwei Säulen: Der Energieverbrauch soll gesenkt und die Potenziale regenerativer Energien genutzt werden. Der Kreis Paderborn will mit gutem Beispiel im neuen Jahr voran gehen. So soll die 30 Jahre alte Heizung im Kreishaus durch ein Blockheizkraftwerk ersetzt, auf dem Dach des Richard-von-Weizsäcker-Berufskollegs eine Photovoltaikanlage errichtet werden. Die Heizungssteuerung in der Wewelsburg und in der Astrid-Lindgren-Schule in Salzkotten soll modernisiert werden.

Gut ein Viertel des Gesamtenergieverbrauchs im ländlich geprägten Kreis Paderborn ist auf die privaten Haushalte zurückzuführen. Zwar sind immerhin fast 60 % des Wohnungsbestandes nicht älter als 40 Jahre. Jedoch wurden 55 % des Wohnungsbestandes in den Jahren 1949 bis 1987 errichtet. Der Energieverbrauch in diesen Häusern könnte durch energetische Sanierungsmaßnahmen deutlich gesenkt werden, zeigten sich Dipl.-Ing. Jens Steinhoff und Dr. Manfred Grauthoff vom Institut für Regionalmanagement überzeugt. Das käme auch dem heimischen Handwerk in Form von vollen Auftragsbüchern zugute. Auch der demografische Wandel schlägt zu Buche. Aufgabe in den kommenden Jahren wird es sein, für immer ältere und immer weniger Menschen eine gute Versorgungsinfrastruktur zu erhalten, kreative Ideen gegen den Leerstand zu entwickeln und altersgerechte Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Bereits in 15 Jahren werden im Kreis Paderborn voraussichtlich über 6000 seniorengerechte Wohnungen fehlen. Bei einer Modernisierung sollen dann nach Möglichkeit auch die energetischen Standards verbessert werden.

Der motorisierte Individualverkehr, also Autos und Motorräder, haben mit 59 % einen überragenden Anteil an den CO2-Emissionen im Straßenverkehr mit rund 800.000 t pro Jahr. Der Güterverkehr liegt mit rund 25 Prozent an zweiter Stelle. Der Anteil des Luftverkehrs liegt bei knapp 11 %. Der Schienenpersonenverkehr mit 2,8 % und der Busverkehr mit 0,7 % machen sich vergleichweise bescheiden darin aus. Das Einsparpotenzial wird hier mit ca. 1,6 % pro Jahr beziffert. Die Energieanalyse zeigt, dass der gesamte Verkehrssektor im Kreisgebiet Paderborn einen Anteil von ca. 28 % des Endenergieverbrauchs ausmacht (Stand 2009). Durch die Vermarktung eines bedarfsgerechten Bus- und Bahnangebots, den Ausbau von Angeboten zur Elektromobilität sowie der Fahrradinfrastruktur kann bereits viel bewegt werden. Das Radwegenetz an Kreisstraßen mit einer Länge von ca. 118 km soll in den nächsten Jahren weiter ausgebaut und beschildert werden, um auch so einen nachhaltigen Beitrag zur CO2-Einsparung zu liefern.

Zur Verbesserung der Energie- und CO2-Bilanz setzen die Gutachter aber vor allem auf die regionale Erzeugung und Nutzung regenerativer Energien. Die Energie- und CO2-Analyse zeige, dass die regenerativen Energieträger bereits im nennenswerten Umfang zur Stromversorgung im Kreisgebiet beitragen. Den größten Anteil habe die Windkraft mit 70 %, gefolgt von der Biomasse/Biogas mit 17 % und Photovoltaik mit 11 %. Ausbaufähig sei vor allem aber die Windkraft. Da die über 300 genehmigten Windkraftanlagen des Kreises vor allem in den 90er Jahren und nach der Jahrtausendwende gebaut worden seien, biete sich hier das Repowering an. Also das Ersetzen alter Anlagen durch leistungsfähige, neue Anlagen.

Hintergrund: Das Klimaschutzkonzept wurde im Laufe des Jahres 2011 vom Büro IfR, Institut für Regionalmanagement in Zusammenarbeit mit der Dr. Grauthoff Unternehmensberatung für Energie und Umwelt im Auftrag des Kreises Paderborn erarbeitet. Über 60 Institutionen brachten sich ein. In den insgesamt sechs öffentlichen Workshops und weiteren Fachveranstaltungen konnten zahlreiche Ideen zusammengetragen werden. Das Klimaschutzkonzept, das vom Paderborner Kreistag am 12. Dezember beschlossen worden war, sieht kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen in 35 Leitprojekten und 7 Handlungsfeldern vor. Das Projekt wurde über die Richtlinie zur Förderung von Klimaschutzprojekten in sozialen, kulturellen und öffentlichen Einrichtungen im Rahmen der Klimaschutzinitiative vom Bund gefördert.

Das Klimaschutzkonzept kann unter www.kreis-paderborn.de eingesehen werden.

 

Anschrift

Kreis Paderborn
Aldegreverstraße 10 – 14
33102 Paderborn

Kontakt

Telefon: 05251 308 - 0
Telefax: 05251 308 - 8888
E-Mail senden

 
RAL Gütezeichen
Vorbildliches Europa-Engagement als „Europaaktive Kommunen“