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Pressemeldung vom 02.01.2012

Abgehört und aufgeschrieben: Gefangenenakten und Abhörprotokolle des geheimen US-Vernehmungslagers Fort Hunt liefern neue Innenansichten der deutschen Wehrmacht - Dr. Felix Römer von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz berichtet über O-Töne von deutschen Kriegsgefangenen am Donnerstag, 19. Januar um 19 Uhr im Burgsaal der Wewelsburg -

Kreis Paderborn (krpb). Ihr Fund war eine Sensation. Historikern und der Öffentlichkeit liefern die kürzlich aufgefundenen Abhörprotokolle von deutschen Kriegsgefangenen in alliierter Haft neue und authentische Innenansichten der deutschen Wehrmacht. Das aus Tausenden von Seiten bestehende Material stammt aus dem amerikanischen Geheimlager Fort Hunt vor den Toren Washingtons. Dort internierte das US-Militär zwischen 1942 und 1945 mehr als dreitausend deutsche Kriegsgefangene. Die Inhaftierten wurden nicht nur vernommen sondern über versteckt angebrachte Mikrophone in ihren Zellen abgehört. Wohl nie wieder sprachen Wehrmachtssoldaten so offen über Hitler, Kriegsverbrechen und Fronterlebnisse. Dr. Felix Römer von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz liefert in seinem Vortrag am Donnerstag, 19. Januar um 19 Uhr im Burgsaal der Wewelsburg ungeschminkte O-Töne von Kriegsgefangenen und authentische Innenansichten der deutschen Wehrmacht, wie man sie so noch nicht kannte.

Bislang hatten vor allem Feldpostbriefe von Wehrmachtsangehörigen als Quellen zur Mentalitätserforschung der Streitkräfte gedient. Man muss jedoch davon ausgehen, dass diese häufig durch Selbstzensur verklärt waren. Denn schließlich schrieben die Verfasser an ihre Eltern, Frauen und Kinder, meint dazu der Historiker Dr. Felix Römer. Auch zeitnah geschriebene Tagebücher erlaubten zwar vereinzelt tiefe Einblicke in die Befindlichkeiten der Soldaten. Mit den Abhörprotokollen aus Fort Hunt stehe jedoch nun eine einmalige Quelle zur Verfügung, die an Authentizität und Aussagekraft kaum zu überbieten sei. Ihr Herzstück bilden die Abhörprotokolle. Über rund 3000 Gefangenen wurden Akten angelegt, die nicht nur die Daten der militärischen Laufbahn sondern auch biographische Lebensdaten wie Konfession, Schulbildung und Zivilberuf beinhalten. Die Amerikaner erhofften sich beispielsweise einen Aufschluss darüber, ob Schichtzugehörigkeit oder Schulabschluss darüber entschieden, wie treu jemand zum NS-Regime stand.

Worüber unter Zensur stehende Feldpostbriefe, Tagebücher und Nachkriegsmemoiren nur selten berichten, lässt sich den heimlich abgehörten Gesprächen von deutschen Kriegsgefangenen entnehmen. Hitler und Holocaust, Kriegsverbrechen und Kampferlebnisse, kaum ein Thema blieb ausgespart. Dr. Felix Römer von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz wird am Donnerstag, 19. Januar 2012 um 19 Uhr im Burgsaal der Wewelsburg über diese neuen Innenansichten berichten. Der Eintritt ist frei.Römer

Die Dauerausstellung „Ideologie und Terror der SS“ ist am 19. Januar bis zum Vortragsbeginn um 19.00 Uhr geöffnet.

Zum Referenten: Felix Römer wurde 1978 in Hamburg geboren und studierte von 1998 bis 2003 Mittlere und Neuere Geschichte, Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Alte Geschichte in Kiel und Lyon. Nach dem Abschluss seines Dissertationsprojekts zur Geschichte des Kommissarbefehls, das er als Stipendiat der Graduiertenförderung des Landes Schleswig-Holstein (2004) und der Gerda Henkel Stiftung (2004-2007) in Freiburg i. Breisgau realisierte, wurde er 2007 an der Universität Kiel promoviert. Seit 2008 ist er Stipendiat der Fritz Thyssen Stiftung und Mitarbeiter im Projekt „Kriegswahrnehmung und Kollektivbiographie“ am Historischen Seminar der Universität Mainz, wo er zugleich als Lehrbeauftragter tätig ist.

Mehr Infos zur Wewelsburg: www.wewelsburg.de.



Bildunterzeile (Bild rechts):

Weltanschauung – Mentalität – Verbrechen
Die Ausstellung nähert sich hier in der gesamten thematischen Breite den weltanschaulichen und mentalen Voraussetzungen der SS an. Das Selbstverständnis als rassische und politische Elite und die Dimension der Verfolgung außerhalb dieser Gemeinschaft Stehender wird immer als zusammenhängender Komplex verstanden.

 

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