„SoKo Paderborn“ erfolgreich: Teerkolonnen sind mit 11.000 Euro weniger im Gepäck weitergezogen - Kreis bittet geschädigte Grundstückbesitzer, sich zu melden

Kreis Paderborn (krpb). Seit Ende März tauchten die so genannten Teerkolonnen an verschiedenen Stellen im Kreisgebiet auf, um Asphaltierungsarbeiten zum vermeintlichen Schnäppchenpreis anzubieten. Der Kreis Paderborn hatte die Bevölkerung wiederholt vor der Beauftragung gewarnt. Der Außendienst des Paderborner Kreisordnungsamtes zur Bekämpfung von Schwarzarbeit hängte sich dran. Zwei Mal, zum Teil nach regelrechten Verfolgungsfahrten in Zusammenspiel mit der Polizei, gelang es, die Truppen in flagranti zu erwischen. In beiden Fällen wurden Sicherheitsleistungen im Gesamtwert von 11.000 € für die zu erwartenden Geldbußen und die Kosten der Bußgeldverfahren angeordnet. Das Geld wurde vor Ort von den Beamten des Kreises eingezogen. „Wir hoffen nun, dass das Beispiel Schule macht und auch andere Kreise hartnäckig am Ball bleiben“, sagt Ordnungsamtsleiter Herbert Temborius.

Mit dem Frühling kommen jedes Jahr auch die Schwarzarbeiterkolonnen. Die jungen zumeist britischen, irischen und polnischen Staatsangehörigen stellen sich als Mitarbeiter einer großen Straßenbaufirma vor, die in der Nähe, z.B. an der Autobahn, tätig sei. Rein zufällig habe man noch Asphalt übrig. Die kaputte Hofeinfahrt könne somit mal eben repariert werden. Oder sie machen angeblich grad Pause und würden die Auffahrt mitmachen, damit die Jungs sich ein ordentliches Mittagessen kaufen können. Die Trupps arbeiten wie ein Rollkommando. Während einer klingelt, fangen die anderen schon mal an. Ist die Arbeit getan, wird abkassiert. Viel mehr, als ursprünglich ausgehandelt wurde: Da wird statt der vereinbarten Pauschale der Quadratmeterpreis berechnet. Oder der Truppe kommt urplötzlich die Mehrwertsteuer in den Sinn, die ja auch an den deutschen Staat abzuführen sei.

Die Banden sind bestens organisiert und haben eine klare Struktur. Genau festgelegt ist, wer die Leute anspricht, wer im Trupp arbeitet und wer kassiert. Ein Hotel, indem die Männer sich für ein paar Wochen eingemietet hatten, wartet bis heute auf einen Teil seines Geldes. Bis das auffällt, ist die Kolonne, deren personelle Zusammensetzung sich ständig ändert, längst weitergezogen. „Wir gehen davon aus, dass diese Banden einen Jahresumsatz machen, der in die Millionen geht“, sagt Temborius.

In den vergangenen Wochen war die Kolonne allein im Kreis Paderborn mit sieben LKWs unterwegs. Angesprochen wurden über zehn Haus- und Hofeigentümer. In sechs Fällen wurden Arbeiten für über 8.000 € ausgeführt. Die Dunkelziffer dürfte wesentlich höher sein. Das vermeintliche Schnäppchen wird richtig teuer. Denn die „geleistete Arbeit" hat mit Straßenbau wenig zu tun. „Der Untergrund muss ordentlich vorbereitet werden, bevor man die Asphaltdecke auftragen kann“, sagt Reinhard Stoll vom Paderborner Kreisstraßenbauamt. Das Gemisch aus Bitumen und Split muss stimmen und je nach künftiger Beanspruchung aufgetragen werden. Eine Asphaltdecke, die landwirtschaftliches, schweres Gerät „trägt“, muss beispielsweise anders beschaffen sein als eine Einfahrt für einen PKW. Einfach draufkippen, wie bei den Schwarzarbeiterkolonnen beobachtet wurde, funktioniert nicht. Selbst wenn das Ganze gut aussehen sollte, ist es letztlich nicht mehr als oberflächliche Kosmetik. „In den meisten Fällen dürfte der unsachgemäß aufgebrachte Straßenbelag maximal bis zum nächsten Frühjahr halten“, meint Stoll. Mängelansprüche können dann nicht mehr geltend gemacht werden, denn die Firmen, die im Kopf der Auftragsbestätigungen stehen, existieren nur auf dem Papier.

Wer die Teerkolonnen gesehen hat oder angesprochen wurde, wird gebeten, sich umgehend mit dem Paderborner Kreisordnungsamt in Verbindung setzen, 05251 308 717 oder 308 727. Angst vor einem Verfahren muss niemand haben. „Jeder, der geschädigt wurde und sich meldet, hilft uns, die Arbeitsweise besser zu verstehen und diesen Leuten das Handwerk zu legen“, so Temborius.