Zum Inhalt (Access key c)Zur Hauptnavigation (Access key h)Zur Unternavigation (Access key u)
Pressemeldung vom 18.09.2013

Paderborner Kreistag will an Medizinischer Fakultät OWL in Bielefeld mit Medizinerausbildung in Paderborn festhalten

Noch verzeichnet der Kreis Paderborn, entgegen dem Trend, positive Bevölkerungszuwächse. Doch der demographische Wandel kommt. In ländlichen Regionen drohen die Ärzte auszugehen. Der Paderborner Kreistag will deshalb frühzeitig und rechtzeitig die Weichen für eine ausreichende gesundheitliche Versorgung sicherstellen. Das vom Land derzeit angestoßene Kooperationsmodell mit der Uni Bochum könne nur ein erster Schritt sein. Vom Ziel einer medizinischen Fakultät in OWL am Standort Bielefeld will der Kreistag aber nicht abweichen. Der Kreistag verspricht sich davon positive Auswirkungen: Ärzte und Fachärzte sowie Klinikpersonal könnten dadurch gebunden, der Kreis als Gesundheitsregion gestärkt werden. Der Kreistag fordert zudem die Teilnahme von mindestens einer Klinik aus dem Kreis Paderborn bereits bei dem derzeit angestoßenen Kooperationsmodell. Ein entsprechender Beschlusstext wurde gestern einstimmig auf den Weg gebracht.

Erst einmal sah es so einstimmig und eindeutig nicht aus: Die CDU hatte im Juli 2013 einen Antrag im Sozial- und Gesundheitsausschuss eingebracht, der im Kern vorsieht, sich für die Gründung der Medizinischen Fakultät OWL am Standort Bielefeld einzusetzen. Auch sollte bei der Gründung eines Vereins zur Errichtung und Förderung einer solchen Fakultät der Kreis eine aktive Mitarbeit anstreben. Außerdem sollte der Landrat beauftragt werden, eine Regionalanalyse zur Gesundheitsregion Paderborn, z.B. im Rahmen eines Gutachtens oder in Zusammenarbeit mit Paderborner Hochschulen, zu erstellen. Eine solche Analyse sollte die aktuelle Situation und die Entwicklungen aufgrund des demographischen Wandels im Gesundheitsbereich beleuchten.
Die SPD hat in der jüngsten Kreistagssitzung einen Änderungsantrag eingebracht, der aus ihrer Sicht den Ursprungsantrag ersetzen sollte. In diesem Antrag liegt der Fokus auf den Aufbau einer praktischen Medizinerausbildung in OWL durch eine Kooperation der Universitäten Bochum und Bielefeld und den Kliniken in OWL. Die SPD erhoffte sich davon einen „Klebeeffekt und einen Beitrag zur Linderung des Ärztemangels“. Auch in diesem Antrag wurde Wert darauf gelegt, dass zumindest eine Paderborner Klinik sich an einer solchen Kooperation beteiligt sein müsse. Unabhängig davon bestehe aber weiterhin der Wunsch zur Errichtung einer Medizinischen Fakultät an der Universität Bielefeld.

Nach intensiver Diskussion gelang es Landrat Manfred Müller die Fraktionen auf einen gemeinsamen Beschluss zu einigen, der die Inhalte beider Anträge letztlich zusammenführt. Danach wird der Landrat beauftragt, sich bei der Landesregierung sowie den Landtagsabgeordneten für die Gründung der Medizinischen Fakultät OWL am Standort Bielefeld einzusetzen. Die Kooperation der Universitäten Bochum und Bielefeld als erster Schritt zur Verbesserung der Situation werde begrüßt. Der Kreistag begrüßt zudem die Bereitschaft des Regionalrats, der Hochschulen in OWL, der OWL Wirtschaft und der Arbeitsgemeinschaft der Kliniken in OWL, den Aufbau einer Medizinischen Fakultät aktiv zu unterstützen. Die Frage der Regionalanalyse/Forschungsprojekt „Soziale Innovationen für Lebensqualität im Alter“ soll im Kreissozial- und Gesundheitsausschuss mit Hilfe der Katholischen Hochschule Paderborn (KatHO) diskutiert werden. Die KatHO beabsichtigt, sich an einem entsprechenden Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zu beteiligen. Im Fachausschuss des Kreises sollen dann auch die finanziellen Auswirkungen beraten und ein Vorschlag für die Haushaltsberatungen erarbeitet werden.

Die Forderung des Kreistags, dass zumindest eine Paderborner Klinik an einem Kooperationsmodell in der praktischen Medizinerausbildung beteiligt sein müsse, „ist mir sehr wichtig“, betont Landrat Manfred Müller. Ziel müsse es sein, eine wie auch immer institutionell ausgestaltete Medizinerausbildung (zusätzlich zu der an der Uni Münster) in die Region zu holen. Eine zweite medizinische Fakultät in Westfalen-Lippe sei auch angesichts der Zahlenverhältnisse zum Landesteil Nordrhein (sechs Fakultäten bei 10 Mio. Einwohnern) ein notwendiger und längst überfälliger Schritt zur Sicherung der medizinischen Versorgung in OWL.
Statt mit hohem finanziellen Aufwand ausländische Ärzte einzustellen, sollten mehr Studierwilligen aus Deutschland ein Medizinstudium ermöglicht werden. Allein durch die Umsetzung der EuGH-Rechtsprechung zum Bereitschaftsdienst und der EU-Arbeitszeitrichtlinie hätten die Krankenhäuser bundesweit einen Personalmehrbedarf nur im Ärztlichen Dienst von rund 27.000 Stellen. Deshalb sollte auch der seit Anfang 2000 erfolgte Abbau der Studienplätze um rund 10 Prozent wieder rückgängig gemacht werden, meint Müller. Sowohl Bielefeld als auch Paderborn als Hochschulstandort im Verbund mit den leistungsfähigen, heimischen Krankenhäusern könnten und müssten bei der regionalen Verteilung der Medizinerausbildung berücksichtigt werden, bekräftigt Müller abschließend.

Der Paderborner Kreistag beschloss in seiner Sitzung am 16. September im Wortlaut:

- Der Landrat wird beauftragt, sich bei der Landesregierung sowie den Landtagsabgeordneten für die Gründung der Medizinischen Fakultät OWL am Standort Bielefeld einzusetzen. Der Aufbau einer praktischen Medizinerausbildung in OWL durch eine Kooperation der Universitäten Bochum und Bielefeld wird als erster Schritt zur Verbesserung der Situation begrüßt. Der Kreistag fordert die Teilnahme von mindestens einer Klinik aus dem Kreis Paderborn und beauftragt den Landrat diese Teilnahme von mindestens einer Klinik an dem Kooperationsmodell zu befördern.

- Der Kreistag Paderborn begrüßt die Bereitschaft des Regionalrats, der Hochschulen in OWL, der OWL Wirtschaft und der AG der Kliniken in OWL den Aufbau einer Medizinischen Fakultät OWL aktiv zu unterstützen.

- Der Landrat wird beauftragt, bei einer Gründung eines Vereins zur Errichtung und Förderung einer Medizinischen Fakultät OWL eine aktive Mitarbeit des Kreises Paderborn zu initiieren und eine Mitgliedschaft anzustreben.

- Die Frage der Regionalanalyse/Forschungsprojekt "Sozial Innovation für Lebensqualität im Alter" wird im Detail im Kreissozial- und Gesundheitsausschuss erörtert und mit Hilfe der Katholischen Hochschule Paderborn diskutiert. Die finanziellen Auswirkungen werden ebenfalls beraten und ein Vorschlag für die Haushaltsplanberatungen erarbeitet.

 

Anschrift

Kreis Paderborn
Aldegreverstraße 10 – 14
33102 Paderborn

Kontakt

Telefon: 05251 308 - 0
Telefax: 05251 308 - 8888
E-Mail senden

 
RAL Gütezeichen
Vorbildliches Europa-Engagement als „Europaaktive Kommunen“