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Pressemeldung vom 08.05.2013

Der Kreis Paderborn trauert um Leopold Engleitner - Ältester Überlebender des KZ Niederhagen gestorben

Kreis Paderborn (krpb). Der Österreicher Leopold Engleitner, der im „Dritten Reich“ aus Glaubensgründen den Wehrdienst verweigerte und drei nationalsozialistische Konzentrationslager überlebte, starb am 21. April im Alter von 107 Jahren. Noch Anfang April war er vom Kreismuseum Wewelsburg und dem Verein „Gedenktag 2. April“ zur Gedenkfeier anlässlich des Jahrestags der Befreiung des KZ Niederhagen nach Wewelsburg eingeladen worden. Aufgrund der langanhaltenden Kälte in diesem Frühjahr hatte er seine Reise nicht antreten können. „Ich bin dankbar, dass wir diesen wunderbaren Menschen kennenlernen durften. Mit ihm verlieren wir eine starke und gütige Persönlichkeit, die bis ins hohe Alter gegen das Vergessen gekämpft hat. Sein Vermächtnis an uns lautet, seine Geschichte weiterzuerzählen. Damit wir uns immer wieder neu darauf besinnen, wie wertvoll Frieden und Freiheit sind“, erklärt Landrat Manfred Müller.

Leopold Engleitner wurde 1905 in Aigen-Voglhub, Gemeinde Strobl am Wolfgangsee, Österreich, geboren. Mit 13 Jahren suchte er sich eine Stelle als Bauernknecht. Als junger Mann schloss er sich den Zeugen Jehovas an, deren Religionsgemeinschaft auch in Österreich seit 1935 verboten wurde. Die Gestapo nahm ihn 1939 in Schutzhaft und lieferte ihn ins KZ Buchenwald ein. Von dort kam er im März 1941 nach Wewelsburg. Hier musste er u.a. beim Bau des SS-Schießstands und am Umbau der Wewelsburg mithelfen. Nach zwei Jahren wurde er ins KZ Ravensbrück überstellt. Mit nur noch 28 Kilo Gewicht kam er frei, musste sich aber verpflichten, in seiner Heimat auf einem Bauernhof zu arbeiten. Als er am 17. April 1945 noch einen Einberufungsbefehl erhielt, floh Leopold Engleitner bis zum Kriegsende in die Berge.

Leopold Engleitner besuchte regelmäßig das Kreismuseum Wewelsburg und nahm an Vorträgen, Gesprächsrunden und den Gedenkfeiern teil. „Er wurde uns ein guter Freund mit einer unglaublich positiven Lebenseinstellung“, erinnert sich Museumsleiterin Kirsten John-Stucke, die ihn bereits bei seinem ersten Besuch nach dem Krieg im Jahr 1992 kennenlernte. „Seinen unerschütterlichen Glauben und seine pazifistische Einstellung ‚Nie wieder Krieg’ brachte er in vielen Gesprächen in Wewelsburg zum Ausdruck“, so John-Stucke. Vor allem die junge Generation habe ihm am Herzen gelegen, ihnen galt sein Augenmerk.

Sein langjähriger Freund und Biograph Bernhard Rammerstorfer schrieb zwei Bücher und zwei Dokumentarfilme über sein leidvolles Schicksal. Auch mit über 100 Jahren reiste er durch Europa, Russland und in die USA, um in Vorträgen von seinen Erfahrungen zu berichten.

Dadurch erfuhr er im hohen Alter die Anerkennung und gesellschaftliche Rehabilitierung, die ihm jahrzehntelang versagt worden war. Für seinen unermüdlichen Einsatz für Toleranz, Menschlichkeit und Frieden erhielt Leopold Engleiter zahlreiche Ehrungen, u. a. das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich und das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
„Wir sind dankbar, dass wir Anfang des Jahres im ZDF-Fernsehgottesdienst, der in Wewelsburg stattfand, Leopold Engleitners Schicksal würdigen konnten“, bestätigt Volker Kohlschmidt, Vorsitzender des Vereins „Gedenktag 2. April“ und Jugendreferent des evangelischen Kirchenkreises: „Wir trauern um einen Freund.“

 

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