Kreis Paderborn (krpb). Ab August 2013 haben Eltern einen Rechtsanspruch auf Betreuung ihrer Kinder, wenn sie das 1. Lebensjahr vollendet haben. Gibt es Risiken und Nebenwirkungen, wenn bereits die Kleinsten in einer Kindertageseinrichtung ihren Tag verbringen? Antworten gibt der Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin sowie Leiter des Sozialpädiatrischen Zentrums in Bielefeld-Bethel, Dr. Rainer Böhm. Er sieht die sogenannte "Krippenoffensive" des Familienministeriums kritisch. Für die Kleinsten könne das Stress bedeuten. Auf Einladung der Vorsitzenden des Jugendhilfeausschusses des Kreises Paderborn, Maria Beckmann-Junge, und Landrat Manfred Müller wird der bekannte und renommierte Kinderarzt in der öffentlichen Sitzung des Kreisjugendhilfeausschusses am Donnerstag, den 24. Januar um 18 Uhr im Berufskolleg in Schloß Neuhaus über die „Auswirkungen frühkindlicher Gruppenbetreuung auf die Entwicklung und Gesundheit von Kindern“ berichten. Interessierte Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen. Der Eintritt ist frei.
„Auf den jungen Familien lastet in diesen Tagen ein enormer Druck“, betonen Müller und Beckmann-Junge. Der Wunsch und der Bedarf, Beruf und Familie miteinander zu verknüpfen, steige in der Bevölkerung deutlich an. Parallel dazu steige der Betreuungsbedarf. Gleichzeitig brauchten Kinder gerade in den ersten Lebensjahren die Liebe und Zuwendung ihrer Eltern.
Enormer Druck lastet aber auch auf den Kindertageseinrichtungen, die einen Bildungsauftrag zu erfüllen haben. Spätestens seit PISA wissen Politik und Öffentlichkeit, dass Deutschland Nachholbedarf bei diesen Einrichtungen hat. Klar ist zudem: Wer auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig sein will, braucht gut ausgebildete, kreative und kompetente Bürger.
„Keine Bildung ohne Bindung“, sagt dazu Böhm. Die ganze Diskussion über die Kinderbetreuung sei vor allem von ökonomischen Aspekten bestimmt und lasse die elterliche Sorge und das Wohl des Kindes ins Hintertreffen geraten. Gerade die sich in den beiden ersten Lebensjahren entwickelnde, spezifische enge Beziehung zwischen Kind und wichtigster Fürsorgeperson, idealerweise Mutter und Vater, bilde die Grundlage späterer stabiler, sozialer Beziehungen. Böhm wird in seinem Vortrag die Risiken und Nebenwirkungen einer aus seiner Sicht zu frühen Kindesbetreuung vor dem Hintergrund aktueller Studien aufzeigen. „Seine Impulse werden uns helfen, neue Handlungsempfehlungen im Lichte dieser Erkenntnisse zu formulieren“, erklärt Beckmann-Junge zur Zielsetzung der Veranstaltung.
Bildunterzeile:
Dr. Rainer Böhm referiert im Berufskolleg in Schloß Neuhaus zu Auswirkungen frühkindlicher Betreuung auf die Entwicklung und Gesundheit von Kindern
Mehr Infos hier im Flyer.
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