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Pressemeldung vom 02.09.2013

Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September: Führungen starten um 11 und 15 Uhr

Kreis Paderborn (krpb). „Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?“ lautet das Motto des diesjährigen Tages des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September. Das Kreismuseum Wewelsburg beteiligt sich mit öffentlichen Führungen zum ehemaligen Schießstand der SS in Wewelsburg. Gebaut worden war dieser von Häftlingen des rund 200 m davon entfernt liegenden Konzentrationslagers Niederhagen. Heute wird dort aktive Erinnerungsarbeit geleistet, um diesen Ort des SS-Terrors sichtbar zu machen und zu erhalten. Damit die Schicksale der beim Bau beteiligten Häftlinge und der dort zu Tode gekommenen Menschen vor dem Vergessen bewahrt werden. Im Anschluss erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vertiefende Informationen und Hintergründe beim Rundgang durch die Dauerausstellung „Ideologie und Terror der SS“ im ehemaligen Wachgebäude auf dem Gelände der Wewelsburg. Die kostenlosen Führungen starten um 11 und 15 Uhr. Treffpunkt ist das Foyer der Gedenkstätte.

Herbert Schmidt war einer jener Häftlinge, der am Schießstand mit bauen musste. Dieser sollte vor allem der KZ-Wachmannschaft als Ort für Schießübungen dienen. In einem Interview nach dem Krieg erinnert er sich, dass er die Länge des Schießstandes mit einer Holzlatte abmessen musste. Aus Hunger, aber auch als Vermessungshilfe sammelte er Bucheckern. Als ein ungeduldig gewordener SS-Wachmann ihm auf die Hände treten wollte, behauptete er, die erforderliche Länge von 150 m erreicht zu haben. Nach dem Krieg maß man nach. Es waren 130 m. Vielleicht haben ihm genau die fehlenden 20 m das Leben gerettet. Denn während der Baumaßnahmen waren die KZ-Häftlinge den Schikanen von SS-Bewachern und so genannten Kapos (Häftlingsvorarbeitern) ausgesetzt. Ein Häftling wurde bei einem Fluchtversuch in den Wald erschossen. Von April 1942 bis März 1943 diente der Schießstand mit hoher Wahrscheinlichkeit als Exekutionsstätte für Gefangene der Gestapo aus Westfalen-Lippe. Im März 1945 fand nachweislich eine Erschießung von 14 sowjetischen und einem polnischen Zwangsarbeiter statt, denen die SS Plünderungen im kriegszerstörten Paderborn vorgeworfen hatte.
Nach Kriegsende geriet der später mit Erde und Schutt gefüllte Schießstand zunächst in Vergessenheit. Seit 2003 werden in Workcamps mit deutschen und ausländischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen Baumaterialen entfernt und Besucherwege gesäubert. Auch wird der Schießkanal freigelegt. Die jungen Menschen leisten auf diese Weise aktive Friedensarbeit. Hier wird ein Ort erhalten, der daran erinnert, dass Frieden und Freiheit nicht selbstverständlich sind. Hier wird daran erinnert, dass die Demokratie ein kostbares Gut ist, das aufmerksam und gut behütet werden muss.

 

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