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Pressemeldung vom 24.06.2014

Wie man den Wettstreit um gute Köpfe gewinnen kann - Fachkräftemangel rechtzeitig begegnen: Pflege-Fachforum im Kreishaus mit Ideen und Konzepten für die Gestaltung attraktiver Arbeitsbedingungen in der Pflegebranche -

Kreis Paderborn (krpb). Den demographischen Wandel und den Fachkräftemangel bekommen vor allem auch der medizinische und pflegerische Bereich zu spüren. Bundesweit sind bislang 1.5 Millionen Menschen in der Pflege beschäftigt. Bis 2020 werden ca. 300.000 Pflegekräfte zusätzlich benötigt. Im Kreis Paderborn macht sich der Fachkräftemangel noch nicht so gravierend bemerkbar. „Wir wollen jedoch nicht warten, bis der Druck zu groß geworden ist“; sagt Landrat Manfred Müller. Die Pflegebranche brauche Konzepte, um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Was macht einen attraktiven Arbeitgeber aus? Was können gerade kleinere und mittlere Unternehmen tun, um sich im Wettstreit um gute Köpfe behaupten zu können? Die OstWestfalenLippe GmbH (OWL GmbH) und die Servicestelle Wirtschaft des Kreises Paderborn luden stationäre und ambulante Anbieter aus der Pflegebranche sowie Verantwortliche und Interessierte aus dem Personal- und Gesundheitsmanagement ins Paderborner Kreishaus ein, um Antworten zu finden und bewährte Instrumente der Fachkräftesicherung vorzustellen.

Landrat Manfred Müller betonte, dass Pflegekräfte in der Bevölkerung wertgeschätzt würden, weil man wisse, wie anstrengend ihr Alltag sei. Durch die hohe Arbeitsbelastung gerieten die Beschäftigten in Konflikt mit dem Anspruch, die zu Pflegenden optimal zu versorgen und gleichzeitig Zeit für ein Gespräch, für menschliche Zuwendung zu finden. Gerade diese menschliche Seite sei für viele Beschäftigte jedoch genau das, was sie in ihrem Beruf halte. Und hier müssten Rahmenbedingungen geschaffen werden, um das zu ermöglichen. „Sonst drohen neben physischen Überforderungen auch psychische Erkrankungen bis hin zum Burnout“, so Müller.
Klaus-Peter Jansen, Projektleiter der OWL GmbH, verdeutlichte anhand von Zahlen den drohenden Fachkräftemangel. In 2025 müsste sich rein rechnerisch jeder vierte oder fünfte Schulabgänger für einen pflegerischen Beruf entscheiden. „Wenn dann noch erfahrene Kräfte ausscheiden, kann es richtig eng werden“, warnt Jansen. Man müsse den Mut haben, eine soziale Humandienstleistung auch mit dem Vermarktungsgedanken in Verbindung zu bringen. „Die Pflege ist ein zu vermarktendes Produkt, betonte der Referent. Im Ausland gebe es viele Anbieter, die diesen Markt für sich erkannt und sich darauf spezialisierten hätten, Betreuungen und Pflege für Senioren fern der Heimat anzubieten. Umgekehrt gebe es auch bundesdeutsche Initiativen mit dem Ziel, ausländische Fachkräfte anzuwerben.
„Personal gewinnen und gleichzeitig Prozesse optimieren“ sei aus seiner Sicht das Gebot der Stunde, betonte Jansen. Er warb dafür, die Arbeitgeberattraktivität zu erhöhen und Organisationen lebenswert zu gestalten: Flexible und verlässliche Arbeitszeiten, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Job-sharing, Rückkehrprogramme und interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Ziel, Arbeit neu aufzuteilen, Qualifizierung des Personals und natürlich eine faire Bezahlung seien Bausteine, um Mitarbeiter zu finden und zu halten. Insbesondere auch die Führungskräfte seien gefordert, die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass „Mitarbeiter und Patienten sich wohl fühlen“, sagte Jansen.

Uwe Borchers, Geschäftsführer des Zentrums für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL (ZIG), ging der Frage nach, ob Technik in der Pflege Chancen für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Qualität liefern könne. Er sei sich bewusst, dass hier bei vielen Skepsis herrsche. Doch gehe es nicht darum, Menschen durch Roboter zu ersetzen, sondern den Alltag von Pflegekräften und Pflegebedürftigen zu vereinfachen. „Die Technik muss dem Herzen folgen“, meinte Borchers. Es bringe überhaupt nichts, wenn High-Tech-Geräte alle möglichen Daten erfassen und sammeln könnten. Wichtig sei ihre Anwendbarkeit, ihr Nutzen für den Patienten. Er unterschied in patientennahe und patientenferne Tätigkeiten, bei denen Technik helfen könne. Als Stichworte nannte er Telemedizin, Telenursing bzw. Telecare. Beispiel „Zähneputzen“: Auf dem Monitor wird dem Pflegebedürftigen in Großaufnahmen eingespielt, wie „Zähne putzen“ funktioniert. Bei der Mobilisierung und Rehabilitation, beim Heben und Stützen können technische Vorrichtungen die Pflegenden entlasten. Bereits jetzt gebe es beispielsweise Systeme, das Bett mit dem Hausnotruf oder Telefon zu verbinden. Spezielle Software könne auch die Heimleitung von Dokumentations- und Verwaltungsaufgaben entlasten, so dass mehr Zeit für die eigentliche Pflege bleibe.

In zwei Workshops mit Experten aus der Pflege und dem Gesundheitsmanagement konnten die Teilnehmer im Anschluss Instrumente und Konzepte für die eigene Einrichtung erarbeiten. Betont wurde die Nachhaltigkeit. So etwas könne nur Schritt für Schritt umgesetzt und müsse dann dauerhaft implementiert werden. „Das werden wir als Kreisverwaltung begleiten“, sicherte der Landrat zu. Das alles kostet natürlich auch. Doch es gibt Fördermöglichkeiten. Welche das sind und wie man diese einwirbt, ist bei Boris Voß von der Regionalagentur OWL zu erfahren, der im Paderborner Kreishaus unter der Tel.: 05251 / 308 446 zu erreichen ist.

Hintergrund:
Das Pflegeforum zum Thema „Kleine und mittlere Unternehmen der Pflegebranche als attraktive Arbeitgeber“ steht im Kontext des Projekts „Fachkräfte sichern – Branchen stärken in OWL“. Dahinter steht die Erkenntnis, dass insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) sich im Wettbewerb mit den großen Markenunternehmen messen müssen, die bekannter sind und über mehr Ressourcen in der Personalentwicklung verfügen. Hier genau setzt das Projekt an: KMU werden erprobte Werkzeuge, übertragbare Beispiele und wirksame Beratungsangebote an die Hand gegeben. Das Projekt wird von der OstWestfalen-Lippe GmbH in Kooperation mit Wirtschaftsfördereinrichtungen, Brancheninitiativen, Kammern und weiteren Organisationen umgesetzt. 


Mehr Infos unter www.fachkraefte-owl.de.

 

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33102 Paderborn

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