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Pressemeldung vom 12.02.2014

Paderborner Kreisgesundheitsamt: „Öffentliches Trinkwasser ist in Ordnung“ PFT: Zwei lokale „Ausreißer“, kein flächendeckendes Problem, Ursache unklar

Kreis Paderborn (krpb). Die mögliche Ursache für die erhöhte punktuelle Belastung von 0,35 Mikrogramm je Liter mit perfluorierten organischen Tensiden (PFT) an einer Grundwassermessstelle im Raum Salzkotten-Thüle im August vergangenen Jahres ist nach wie vor unklar. Die Auswertung des Altlastenkatasters hatte ergeben, dass sich in der Nähe eine Altdeponie der Stadt Salzkotten befindet. Die dort vom Paderborner Kreisumweltamt gezogenen Proben erhärteten jedoch nicht den Verdacht. An drei Stellen waren erhöhte Werte von 0,2, 0,7 sowie 3 Mikrogramm je Liter gemessen worden. „Das reicht aber nicht, um die Deponie als Quelle der punktuellen Verunreinigung auszumachen“, sagte der Paderborner Kreisumweltamtsleiter Klaus Kasmann in der gestrigen Kreisausschusssitzung für Natur, Umwelt und Klimaschutz. Dann hätten deutlich erhöhte bis dramatische Werte gemessen werden müssen. Gleichzeitig waren in einem Umkreis von 6 km rund um die auffällige Messstelle zehn weitere private Trinkwasserbrunnen beprobt worden. „Diese waren komplett unauffällig“, so Kasmann. Der Umweltamtsleiter kündigte an, dass man weiter nach möglichen Ursachen forschen werde. „Das ist jedoch nicht einfach. Wir haben letztlich zwei lokale, räumlich auseinanderliegende Orte, an denen vereinzelt erhöhte Werte gemessen wurden. Unmittelbar daneben und drumherum haben wir nichts gefunden“, so Kasmann. Damit habe die Verwaltung keinerlei Anzeichen für eine Verdichtung der Problematik. Der Leiter des Paderborner Kreisgesundheitsamtes, Dr. Georg Alles, betonte am Abend noch einmal, dass das öffentliche Trinkwasser völlig in Ordnung sei. Seit 2007 lasse das Kreisgesundheitsamt zwei Mal im Jahr rein vorsorglich das Trinkwasser auch auf eine mögliche Belastung mit der Industriechemikalie untersuchen. „Die von uns beauftragten Wasserwerke haben nie etwas gefunden“, bekräftigte der leitende Amtsarzt. 


In einer Anfrage der Kreistagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen vom 16. Januar war u.a. gefragt worden, ob es Erkenntnisse über die mögliche Ursache gebe. Kasmann betonte, dass es immer mal sein könne, dass man punktuell erhöhte Werte finde. Mögliche Ursachen könnten beispielsweise Altdeponien, Klärschlämme oder auch lokale Verunreinigungen durch unsachgemäßen Gebrauch der Industriechemikalie sein. In der Nähe einer auffälligen Messstelle befänden sich drei Felder, auf denen Klärschlämme aufgebracht worden seien. Die Nachforschungen der Verwaltung hätten jedoch ergeben, dass es sich dabei nicht um jene Schlämme handele, die in 2006 landesweit Probleme bereitet hätten. Auf den drei Feldern oberhalb der auffälligen Messstelle seien lediglich kommunale Klärschlämme aufgebracht worden. 


Das damalige Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW hatte Ende 2006 auch die systematische Untersuchung der Klärschlämme kommunaler Kläranlagen angeordnet, soweit diese landwirtschaftlich oder landschaftsbaulich verwertet werden bzw. bis dahin verwertet worden sind. Bei Überschreitung des Orientierungswertes von 100 µg/kg ist die landwirtschaftliche bzw. landschaftsbauliche Verwertung des Klärschlammes seither untersagt.


Zum Hintergrund: Das heutige Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes NRW (LANUV) hatte im vergangenen Jahr im Rahmen einer Routineuntersuchung an einer Grundwassermessstelle im Raum Salzkotten-Thüle eine PFT-Belastung von 0,35 Mikrogramm je Liter festgestellt Das Paderborner Kreisgesundheitsamt ließ in Abstimmung mit dem LANUV von September bis Januar diesen Jahres in insgesamt drei Probengängen (mit jeweils stufenweise erweitertem Radius um die betroffenen Messstelle) Eigenversorgungsanlagen prüfen und wurde in Verne und Thüle fündig: In fünf privaten Brunnen (vier Trinkwasserbrunnen, ein Brauchwasserbrunnen) wurden erhöhte PFT Werte, von ganz niedrig belastet, 0,11 Mikrogramm je Liter, bis leicht erhöht, 0,69 Mikrogramm je Liter, gemessen. In einem der privaten Trinkwasserbrunnen wurde ein deutlich erhöhter Wert von 13 Mikrogramm je Liter festgestellt. Dieser Brunnen wird von dem Privatbesitzer nicht mehr genutzt. Er hat sich jetzt auch an das öffentliche Trinkwassersystem anschließen lassen. Andere Brunnen, die nur wenige Meter entfernt lagen, waren unauffällig. In einem weiteren Probengang waren dann noch einmal in einem Umkreis von 6 km stichprobenartig private Brunnen getestet sowie die o.a. drei Messstellen an der Deponie gesetzt worden. Die gestern im Ausschuss bekannt gegebenen Ergebnisse geben keinen Aufschluss über eine eindeutige mögliche Ursache, so das vorläufige Fazit. Die Verwaltung kündigte an, weitere Proben zu ziehen, z.B. auch von den mit Klärschlamm beaufschlagten Feldern, sowie im Abflussbereich der Deponie. Dazu werde man auch Kontakt mit der Stadt Salzkotten als Betreiberin der Deponie aufnehmen. Auch werde man noch einmal Kontakt mit den Eigentümern der betroffenen Privatbrunnen aufnehmen, um zu prüfen, ob es dort lokal eine mögliche Erklärung geben könnte. 


Hintergrund: Die Industriechemikalie PFT hatte in 2006 für Schlagzeilen gesorgt, als in den Einzugsgebieten von Möhne und Ruhr hohe Belastungen festgestellt worden waren. Die Stoffgruppe PFT kommt in der Natur so nicht vor. Sie ist vom Menschen geschaffen und findet in der Industrie vielfältigen Einsatz, beispielsweise zur Beschichtung von Jacken, bei Film- oder Röntgenmaterial, in Feuerlöschmitteln oder bei galvanischer Oberflächenbehandlung. Die Substanz ist relativ neu und taucht deshalb weder in der Trinkwasserverordnung noch im Umweltrecht als zu kontrollierender Parameter auf. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes NRW (LANUV) hatte mit Expertengremien in 2006 / 2007 einen so genannten Trinkwasserleitwert festgelegt, der bei kleiner gleich 0,3 Mikrogramm je Liter liegt. Dabei handelt es sich um einen gesundheitlich-duldbaren und trinkwasserhygienisch akzeptablen Höchstwert für PFT im Trinkwasser. Das heißt: Wenn jemand ein Leben lang Trinkwasser mit dieser Belastung zu sich nimmt, dürfte das nach jetzigem Kenntnisstand unproblematisch sein. Angestrebt wird ein allgemeiner Vorsorgewert von kleiner gleich 0,1 Mikrogramm je Liter. Nach derzeitigem Kenntnisstand sind diese Stoffe nicht akut toxigen. Sie stehen jedoch im Verdacht, Krebs erregen zu können.

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