30. März 2017
Projekt „Gegen das Vergessen“: Schülerinnen und Schüler der Krollbachschule schauten Film „Die Welle“, besichtigten Erinnerungs- und Gedenkstätte „Wewelsburg 1933-1945“ und besuchten Konzentrationslager Buchenwald
Wie entstehen autokratische Strukturen? Und vor allem: Wie kann man diese erkennen und ihnen frühzeitig entgegenwirken? Dieser Frage stellten sich 55 Schülerinnen und Schüler der Krollbachschule Hövelhof beim Projekt „Gegen das Vergessen“. Unterstützt wurden sie dabei von Carlos Tomé vom Kreisjugendamt Paderborn.
Tomés Arbeitsschwerpunkt ist der erzieherische Kinder- und Jugendschutz. „Kinder und Jugendliche stark machen – das ist unser Ziel. Dazu müssen sie lernen, Gefahren zu erkennen.“ Beim Projekt „Gegen das Vergessen“ werden die Gefahren autokratische Gruppen, Fremdenhass, Gewalt und Menschenfeindlichkeit im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus angesprochen. Dazu arbeitet Tomé eng mit Schulen, Beratungsstellen und freien Trägern der Jugendhilfe wie den Häusern der offenen Tür (HOTs) zusammen. „Durch diese Zusammenarbeit gewinnt das Projekt an Nachhaltigkeit. Die Jugendlichen haben ihre Ansprechperson direkt vor Ort“, sagt Tomé.
Beim Projekt „Gegen das Vergessen“ machte Tomé deutlich, dass autokratische Gruppen und Strömungen nach bestimmten Mustern arbeiten. „Sie gehen über die Emotionen. Man fühlt sich zunächst zu einer Gemeinschaft zugehörig, lässt sich mitreißen und ist fasziniert. Erst dann werden radikale politische und gesellschaftliche Weltbilder offen gelegt und oft eben auch geglaubt.“ Wie dies aussehen kann, lernten die Schülerinnen und Schüler im HOT Hövelhof, wo sie den Film „Die Welle“ aus dem Jahr 2008 sahen.
Der Film basiert auf dem Experiment „The Third Wave“, das 1967 in Kalifornien durchgeführt wurde. Auslöser für das Experiment waren Aussagen von Schülern, dass sich die Verhaltensformen des Nationalsozialismus nicht wiederholen könnten. Das Experiment bewies das Gegenteil. „Wo Individualität und Einzigartigkeit keine Rolle mehr spielen, Menschen mit anderer Meinung, anderer Kultur oder anderer Religion mit Gewalt ausgegrenzt werden und ein starres Rollenverständnis von Mann und Frau herrscht, wird es gefährlich,“ sagt Tomé. Es sei die Aufgabe der nachfolgenden Generationen für Demokratie zu kämpfen und autokratische Gruppen zu stoppen.
Zum Projekt gehörte auch eine Reise in die Dreißiger- und Vierzigerjahre des vergangen Jahrhunderts und der Blick auf den Nationalsozialismus in Deutschland. „Wir waren im Konzentrationslager Buchenwald. Es war schon sehr bedrückend, das so zu sehen. Was da passiert ist, kann man sich gar nicht vorstellen“, sagte die 15-Jährige Jennifer Schäfer. Laura Foterek (16) war besonders beeindruckt vom Denkmal der Künstler Horst Hoheisel und Andreas Knitz. „Auf einer Metallplatte sind in alphabetischer Reihenfolge die Namen von über 50 Nationen eingraviert und die Platte ist auf Körpertemperatur beheizt.“ Das Denkmal soll am Ort der menschlichen Kälte nicht nur symbolisch, sondern auch physisch Wärme ausstrahlen.
Eine weitere Station auf dieser Zeitreise war die Erinnerungs- und Gedenkstätte „Wewelsburg 1933-1945“. „Die Burg an sich ist so groß und interessant und auch schön. Man kann sich gar nicht vorstellen, dass hier so Schreckliches passiert ist“, sagte Loreen Michna (16). In der Erinnerungs- und Gedenkstätte besichtigten die Jugendlichen die Dauerausstellung „Ideologie und Terror der SS“. Dort ging es um das Selbstverständnis der Schutzstaffel (SS), ihre Organisationsstruktur und religions-, wissenschafts-, kunst- und kulturpolitischen Ambitionen, aber auch um ihre Ausgrenzungsmechanismen, den Verfolgungsapparat, das Lagersystem und die Vernichtungspraxis.
Am Ende des einen Monat andauernden Projektes gab es viel Applaus und ein großes Danke für Projektleiter Tomé. „Im Unterricht allein hätten wir diese Themen gar nicht so breit behandeln können“, sagt Laura Foterek, „Es ist unsere Aufgabe, von der Diktatur in Deutschland zu erzählen und aufzupassen, dass das nie wieder passiert.“
Hintergrund:
Ein ähnliches Projekt haben 77 Schülerinnen und Schüler der Realschule Fürstenberg in Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendamt und der offenen Kinder- und Jugendarbeit im Sozialraum Bad Wünnenberg-Fürstenberg durchgeführt.
Schulen, die ebenfalls Interesse an dem Projekt haben, können sich bei Carlos Tomé vom Kreisjugendamt melden unter Tel.: 05251 308-5122 oder per E-Mail unter tomec@kreis-paderborn.de
Kreis Paderborn
Aldegreverstraße 10 – 14
33102 Paderborn
Telefon: 05251 308 - 0
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