16. November 2017

Sozial, neutral und kommunal

Treffen der kommunalen Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen in NRW in Paderborn

Mitarbeitende der Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen in NRW trafen sich in Paderborn zu einem Erfahrungsaustausch   (Foto: © Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kreis Paderborn, Anna-Sophie Schindler) 
Mitarbeitende der Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen in NRW trafen sich in Paderborn zu einem Erfahrungsaustausch (Foto: © Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kreis Paderborn, Anna-Sophie Schindler)

In 24 kommunalen Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen in NRW erhält jede Frau und natürlich jeder Mann Rat und Unterstützung zu allen Fragen rund um Familienplanung, Schwangerschaft, Geburt und die Zeit danach. Bei Bedarf werden unbürokratisch finanzielle oder sonstige Hilfen vermittelt. Sie gehören seit Mitte der 70er Jahre zu den Pionieren der Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung in NRW. Mit ihrer Arbeit waren sie Vorbild für nachfolgende Einrichtungen in privater Trägerschaft. Einmal im Jahr treffen sich die „Kommunalen“ an wechselnden Orten zu einem Erfahrungsaustausch, diesmal in Paderborn. „Diese Treffen sind für uns sehr wertvoll. Hier geht es immer auch darum, Konzepte zu überdenken, Impulse zu bekommen und neue Ideen umzusetzen“, sagt Beate Groepper von der Beratungsstelle für Familienplanung und Schwangerschaftskonflikte des Kreises Paderborn.

Die in den Einrichtungen geleistete Schwangerschaftsberatung reicht von der Schwangerschaft bis zum 3. Lebensjahr. Angedockt sind die kommunalen Einrichtungen zumeist beim Gesundheits- oder Jugendamt. Das genau macht auch ihre Stärke aus: „Wir haben alle Ämter unter einem Dach, reden mit den Kolleginnen und Kollegen auf Augenhöhe und können komplikationslos und schnell alle Hilfen vermitteln“, erläutert Groepper. Zudem sei man untereinander vernetzt. „Wir werden als unerschrocken hilfreich wahrgenommen, unterstreicht Annedör Scheiber von der Beratungsstelle des Kreises Paderborn.

Die kommunalen Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen in 13 Kommunen und 11 Kreisen arbeiten auf Basis der Bundesgesetzgebung weltanschaulich und religiös neutral. Deutlich wurde beim Treffen in Paderborn, dass gerade auch Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und Flüchtlingshintergrund der Beratungsstelle „im Amt“ großes Vertrauen entgegenbringen. Strikte Vertraulichkeit aller Gespräche ist selbstverständlich. Derzeit werden in einigen kommunalen Einrichtungen Sprach- und Kulturmittlerinnen und –mittler eingesetzt. Sollte sich dieses Modell bewähren, könnte es landesweit zum Einsatz kommen. Gemeinsam erklärtes Ziel ist es, Krisenintervention und Prävention zu verbinden. Also in akuten Notlagen Betroffenen zu helfen und Brücken zu bauen. Die räumliche und fachliche Nähe zu den Kolleginnen und Kollegen im Amte erleichtert auch hier die Arbeit. Die Beratungsstellen sind insgesamt Türöffner zu allen Leistungen, die die Familien benötigen. Dazu zählt auch finanzielle Unterstützung. So können Mittel aus einer Bundesstiftung beantragt werden, um beispielsweise den Umzug in eine größere Wohnung bezahlen zu können. Der Kreis Paderborn verfügt zudem über einen eigenen Schwangerschaftsfonds, um Familien finanziell unter die Arme greifen zu können.

Mitarbeitende in den Einrichtungen müssen über ein hohes sozialrechtliches und medizinisches Wissen verfügen. Weiterbildung ist in den kommunalen Einrichtungen deshalb ein „Muss“. Auf der Tagesordnung in Paderborn stand diesmal das Thema „Bindung“. Katrin Aydeniz, Abteilungsleiterin der Psychologischen Dienste bei der Stadtverwaltung Solingen, erläuterte, wie wichtig der Aufbau einer frühkindlichen Bindung zu Mutter und Vater sei und Defizite im familiären Bereich zu lebenslangen seelischen Störungen führen können. Wenn die Mutter nicht oder nicht sofort auf Bedürfnisse wie Hunger und Durst reagiert, stellt sich beim Säugling (Todes)angst ein. Das Stresshormon Cortison wird frei gesetzt. Werden diese Bedürfnisse erfüllt, wird das Hormon Oxytocin (Kuschelhormon) frei gesetzt. Das Kind baut eine verlässliche Bindung zu Mutter und Vater auf. Kitas und Schulen könnten die Versorgung sicherstellen, aber nicht die positive Identifikation in der Familie ersetzen. Diese sei unerlässlich für ein positives Selbstwertgefühl, erläuterte die Referentin.

Die Beratungsstelle für Familienplanung und Schwangerschaftskonflikte des Kreises Paderborn hat im vergangenen Jahr insgesamt 1.111 Beratungsgespräche geführt. 287 Frauen, die sich in einem so genannten Schwangerschaftskonflikt befanden, erhielten eine Bescheinigung über die erfolgte Beratung.
Sie hat ihren Sitz in der Aldegreverstraße 16. Der separate Eingang befindet sich etwa 100 m links neben dem Haupteingang des Kreishauses Paderborn. Die Räume befinden sich im Erdgeschoss. Mütter mit Kinderwagen können problemlos die Beratungsstelle erreichen

Sprechzeiten:
montags bis donnerstags: 7 bis 16 Uhr,
freitags 7 bis 12:30 Uhr.
Termine können selbstverständlich auch telefonisch unter der 05251 308-5367 vereinbart werden.

 
 
 

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