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Pressemeldung vom 21.11.2011

Alarmsignale erkennen und Kinder wirksam schützen - Kreisjugendamt Paderborn schulte Fachkräfte aus der Jugendarbeit zum Thema Kindeswohlgefährdung und sexualisierte Gewalt -

Kreis Paderborn (krpb). Jedes 5. Kind in Deutschland erlebt mindestens einmal in seinem Leben eine kindeswohlgefährdende Situation, viele auch mehrfach oder regelmäßig. Mehr als jedes 10. Kind erfährt Gewalt in seiner Erziehung, die bereits als körperliche Misshandlungen zu klassifizieren ist. Prof. Dr. Brigitta Goldberg und Prof. Dr. Ariane Schorn nennen in ihrem aktuellen Buch „Kindeswohlgefährdung“ diese alarmierenden Zahlen. Jugendleiter, sozialpädagogische Fachkräfte, Erzieher und Lehrer können viel tun, um Kinder wirksam zu schützen. Sie sehen die Kinder regelmäßig und nehmen deshalb Veränderungen wahr. Doch was sind die Anzeichen für Missbrauch, Vernachlässigung und sexualisierte Gewalt? Wie reagiert man, welche Meldewege gibt es? Wie ticken Täter, wer sind ihre Opfer? Antworten auf diese Fragen bekamen 80 Fachkräfte aus der Jugendarbeit auf einer Fortbildung des Kreisjugendamtes Paderborn in Zusammenarbeit mit den Dekanaten Büren-Delbrück und Paderborn, der Evangelischen Jugend und dem Kreissportbund Paderborn. Gesa Bertels von der Katholischen Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NW e.V. und Ingeborg Heukamp, Leiterin eines der zwei Regionalteams des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) des Paderborner Kreisjugendamtes, beleuchteten alle Facetten des Themas.

Menschen, die sich mit Fragen des Kindesschutzes befassen, agieren in komplexen, nicht selten emotionalen Bereichen. „Sensibel und kompetent“ müsse daher mit der Thematik „Kindeswohlgefährdung“ umgegangen werden, Risikofaktoren für Vernachlässigung, Misshandlung oder sexualisierte Gewalt bekannt sein, betonte Bertels.

Eine fehlende Lebensperspektive, die soziale Isolation, die Abhängigkeit von staatlicher Unterstützung oder eine hohe Gewaltrate im Wohnviertel finden sich als Risikofaktoren bereits im sozialen Umfeld von Kindern und Jugendlichen. Gibt es darüber hinaus Konflikte innerhalb der Familie? Wie ist das Verhältnis der Familiemitglieder untereinander? Offensichtliche Anzeichen von Verwahrlosung, häufige Verletzungen oder ein altersunangemessenes Sexualverhalten können gewichtige Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung sein. „Summieren sich die Risikofaktoren, steigt die Gefährdungswahrscheinlichkeit“, sensibilisiert Bertels ihre Zuhörer.

Wer sind die Täter bei sexualisierter Gewalt? Wer tut Kindern so etwas an? „Zu 50 % bis 75 % stammen die Täter aus dem näheren Umfeld der Opfer“, weiß Gesa Bertels. Sie stammen aus allen sozialen Schichten, suchen die Nähe zu Kindern und Jugendlichen. 15.000 Fälle gibt es jährlich deutschlandweit laut Statistik.

„Alle Welt will Signale, die eindeutig auf sexuellen Missbrauch hinweisen“, betonte Gesa Bertels. Doch gäbe es diese, würden die Missbrauchten sie vermeiden. „Sie wollen nicht, dass alle Welt ihnen ihre Situation ansieht“, so Bertels.

Bei Grenzverletzungen, unangemessenem Verhalten rät die Expertin den Fachkräften unter anderem, unbedingt offensiv Stellung zu beziehen, den Vorfall im Team zur Sprache zu bringen, Umgangsregeln mit der Gruppe zu entwickeln.

Im Verdachtsfall gelte es, ruhig und überlegt zu handeln, das Verhalten zu beobachten und zu dokumentieren.

Zuhören, Glauben schenken, die Betroffenen ernst nehmen und Vertraulichkeit zusichern, aber auch Grenzen benennen, sollten die Fachkräfte, wenn sich ein Opfer offenbart und Hilfe sucht. Die Kontaktaufnahme mit einer Fachberatungsstelle und den Verantwortlichen des Trägers sei sowohl beim Verdachts- als auch beim Mitteilungsfall unumgänglich.

Wie das Kreisjugendamt in solchen Fällen reagiert, erklärte Ingeborg Heukamp vom Kreisjugendamt den Seminarteilnehmern.

"Wird eine Kindeswohlgefährdung vermutet, läuten im Amt sämtliche Alarmglocken. Wir gehen konsequent jeder Meldung nach", so Heukamp. Die Verfahrensabläufe sind genau festgelegt. Innerhalb von 24 Stunden erfolgt ein Hausbesuch. Zwei Kinderschutzfachkräfte des ASD schauen sich das Kind und seine Lebenssituation an. Sie nehmen vor Ort eine Risikoeinschätzung vor. Werden Defizite festgestellt, erhält die Familie unterstützende Hilfen. Ist das Kindeswohl akut gefährdet, muss das Kind zu seinem Schutz zunächst in einer Pflegefamilie oder einer Heimeinrichtung untergebracht werden. Welche weiteren Hilfen und Maßnahmen danach erforderlich sind, entscheidet dann ein Fachkräfteteam. "Maßstab ist immer der Schutz des Kindes", so Heukamp.

Im Kreis Paderborn schauen die Menschen zunehmend hin: 161 Meldungen einer vermuteten Kindeswohlgefährdung erreichten im vergangenen Jahr das Paderborner Kreisjugendamt. Betroffen waren 287 Kinder. In 125 Fällen mussten die Mitarbeiter aktiv werden und Maßnahmen einleiten.

 

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