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Infos zum Thema EHEC - Stand: 5. August 2011

Pressemitteilung vom 5. August 2011


„Unsere Gefährdungsabschätzung war richtig"

Kreis Paderborn (krpb). Die Stellungnahme des Institutleiters, Dr. Dieter Stanislawski, des Gissel Instituts für Bakteriologie und Hygiene liegt dem Kreis Paderborn im Original nicht vor.

Die dazu ergangenen Veröffentlichungen beziehen sich soweit ersichtlich ausschließlich auf die Ergebnisse des vom Kreis Paderborn veranlassten "EHEC-Massentests".

Dabei ist die Situation an der Grundschule in Altenbeken nicht ausreichend berücksichtigt worden. Dort wurde bei 22 von 30 Kindern, die regelmäßig dort mit Essen verpflegt worden sind, der EHEC-Erreger nachgewiesen. Unter den positiven 22 befanden sich nach jetzigem Erkenntnisstand sieben Erkrankungsfälle, drei von den Kindern hatten das lebensbedrohliche HU-Syndrom entwickelt. Desweiteren waren der Koch des Caterers, eine Küchenhilfe sowie zwei Familienangehörige ebenfalls positiv auf EHEC getestet worden.

"Diese Situation belegt, dass die Gefahrenabschätzung des Kreisgesundheitsamtes richtig war", betont der Sozialdezernent der Paderborner Kreisverwaltung, Michael Beninde.
"Der Kreis Paderborn muss in einer solchen Situation Rechtsgüter gegeneinander abwägen. Dabei genießt das Rechtsgut der Gesundheit absolute Priorität“, so Beninde.
Eine gesetzliche Hauptaufgabe des Kreisgesundheitsamtes nach dem Infektionsschutzgesetz besteht darin, Krankheiten und Infektionsgefahren frühzeitig zu erkennen und wirksam einzudämmen. „Die Frage einer persönlichen Schuld spielt dabei keine Rolle. Es geht vielmehr darum, mögliche Gefahrenquellen zu schließen und die Bevölkerung wirksam zu schützen“, so der Dezernent.

"Die getroffenen Maßnahmen sind im Vorfeld mit den Robert Koch-Institut und dem Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit NRW besprochen worden", ergänzt der stellvertretende Leiter des Kreisgesundheitsamtes, Dr. Ernst-Birger Bolle.

Die Tatsache, dass sich die Firma freiwillig, also ohne behördliche Anordnung, dazu bereit erklärt hat, ihren gesamten Warenbestand zu vernichten, wurde von der Kreisverwaltung als kooperativ und richtig angesehen. Einvernehmen bestand darin, hier einen „sauberen Schnitt“ zu tätigen. Auch, um Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen „so gründlich und früh wie möglich abschließen, um dann den Betrieb wieder aufnehmen zu können“, so Beninde abschließend.

Am 26. Juli hat das Robert Koch-Institut den aktuellen EHEC-Ausbruch als beendet erklärt.
Im Kreis Paderborn sind seit dem 8. Juli keine Erkrankungsfälle an EHEC mehr bekannt geworden.


Pressemitteilung vom 29. Juli

„EHEC-Ausbruch ist zu Ende, Bedeutung der Hygiene bleibt“
- Kreis Paderborn zieht Bilanz, aber noch keinen Schlussstrich -

„Der EHEC-Ausbruch wird als beendet betrachtet“. Dieser Satz des Robert Koch-Instituts ließ am vergangenen Dienstag viele aufatmen, das Paderborner Kreisgesundheitsamt „durchatmen“. Denn die EHEC-Welle hatte den Kreis Paderborn besonders hart getroffen. Drei Tote, eine 91-Jährige, ein 83-Jähriger und eine 87-Jährige, mussten beklagt werden. Bei 22 Menschen im Alter zwischen 8 und 91 Jahren wurde das gefährliche Hämolytisch-Urämische Syndrom (HUS) diagnostiziert. Das HUS ist eine schwere, lebensbedrohliche Komplikation, die bei schweren Durchfallerkrankungen durch wenige, ganz bestimmte Erreger, vor allem durch EHEC, auftreten kann. Insgesamt erkrankten im Kreisgebiet 64 Menschen im Alter von 5 bis 91 Jahren nachweislich an der durch die EHEC-Bakterien ausgelösten Darminfektion, die mit blutigen Stuhl und schweren Bauchkrämpfen einhergeht. Die meisten Fälle waren zwischen dem 19. und 21. Mai gemeldet worden.

Ein lokaler Ausbruch in einer Altenbekener Grundschule Mitte Juni mit drei schwersterkrankten Kindern hatte für große Aufregungen bei den Eltern gesorgt. Die Schule war aus vorsorglichen Gründen geschlossen worden. In Absprache mit dem Robert Koch- Institut (RKI) und dem Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit NRW (LIGA) ordnete Landrat Manfred Müller einen so genannten Massentest mit rund 850 Stuhlproben in der Grundschule Altenbeken und in weiteren 24 Kindergärten und Schulen an, um mögliche „Ausscheider“ zu finden sowie den Weg und die Wirkung des neuen Erregers erkennen und verstehen zu können. Mit Ausscheidern bezeichnet man Menschen, die selbst nicht oder nicht mehr erkrankt sind, aber den Erreger in sich tragen und ihn damit potenziell übertragen können. Der EHEC-Erreger wird „gegessen“. Anstecken kann man sich, wenn winzige Fäkalspuren über die Hand auf Essen und Geschirr oder gleich direkt in den Mund gelangen. „Unsere große Sorge war, dass es in der Familie von möglicherweise weiteren positiven Kindern vielleicht Köche oder Kantinenkräfte gibt und wir ein zweites oder drittes Altenbeken bekommen“, erläutert Kreisgesundheitsamtsleiter Dr. Georg Alles. „Dass das kostet, war uns klar“, sagt Landrat Manfred Müller. Doch habe man in dieser Situation nicht auf weitere Fälle „warten wollen“, um dann zu reagieren. „Unser Ziel lautete schlicht, alles zu tun, damit wir nicht noch mehr Menschen in der Klinik landen“, so Müller.

Das Geschehen konnte begrenzt werden. „Wir gehen mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass ein Küchenzwischenfall mit Kaltspeisen für den EHEC-Ausbruch in Altenbeken verantwortlich ist“, sagt Alles. Selbst geringste Erregermengen würden reichen, um das Essen zu verunreinigen. „Die Kontamination ist mit hoher Wahrscheinlichkeit beim Zubereiten, Umfüllen und Portionieren durch unsaubere Hände oder Küchengeschirr geschehen“, so Alles weiter. Die Amtsärzte ziehen nach dem Ende des Ausbruchs Bilanz, aber noch keinen Schlussstrich. Sämtliches Stuhlprobenmaterial wird jetzt noch einmal vom Referenzlabor für HUS-Erreger des Robert Koch-Instituts, das ist das Hygieneinstitut am Klinikum Münster, untersucht, um „den genetischen Fingerabdruck“ des Erregers noch genauer festzustellen. „Am Ball bleiben“ sollten auch die Menschen im Kreisgebiet. Denn die EHEC-Welle „hat die Bedeutung der Hygiene in Küche und Bad deutlich gemacht. Gründliches Händewaschen ist der beste Schutz vor vielen Erregern, nicht nur vor EHEC“, sagt der leitende Amtsarzt.

Das EHEC-Geschehen im Detail: Der 19. Juni wird Landrat Manfred Müller und seinen Amtsärzten in bleibender Erinnerung bleiben. An diesem Tag wurden dem Kreisgesundheitsamt zwei an dem HU-Syndrom erkrankten Grundschulkinder im Alter von acht und neun Jahren und ein elf Jahre altes Kind gemeldet, das an einer durch den EHEC-Erreger verursachten Darminfektion litt, das später auch noch ein HU-Syndrom entwickeln sollte. Alle drei Kinder mussten in der Universitätsklinik Münster intensivmedizinisch behandelt werden. Die Eltern bangten wochenlang um das Leben und die Gesundheit ihrer Kinder.

Nach dem Infektionsschutzgesetz muss ein Gesundheitsamt in einer solchen Gefahrenlage alles tun, um Krankheiten und Infektionsgefahren frühzeitig zu erkennen und wirksam einzudämmen. Ziel aller Bemühungen ist es, die Quelle zu finden und zu schließen. Nachdem die erste Ansteckungswelle im Mai durch wahrscheinlich kontaminierte Sprossen vorüber war und die Fallzahlen bundesweit zurück gingen, musste die Quelle diesmal mit hoher Wahrscheinlichkeit der Mensch bzw. durch den Menschen kontaminiertes Essen sein. Deshalb wurden bereits einen Tag später, also am 20. Juni, Stuhlprobenröhrchen an die drei Mitarbeiterinnen der Essensausgabe in der Altenbekener Grundschule und die Mitarbeiter des Caterers geliefert, der die Schule mit Essen versorgt hatte. Der Koch, eine Küchenhilfe sowie eine weitere Person erwiesen sich als positiv. Auch drei Mitarbeiterinnen in der Essensausgabe der Altenbekener Schule waren mit dem EHEC-Erreger infiziert. Das Unternehmen beliefert zudem Kunden über „Essen auf Rädern“ und verkauft Essen im Ladengeschäft. Auch aus diesem Bereich erkrankten zwei Menschen durch EHEC-Erreger. Der 88-jährige Mann entwickelte zusätzlich ein HU-Syndrom. Deshalb stand bald nach den ersten Ermittlungsergebnissen der Küchenbereich im Fokus, also jener Ort, an dem das Essen durch mangelnde Hygiene über Hände oder verunreinigte Küchengerätschaften, Flächen, Töpfe usw. verunreinigt werden kann. Handelswaren kommen in diesem Zusammenhang kaum in Betracht, weil dann über die Zuliefererschiene überall in der Region weitere Erkrankungsherde aufgeflammt wären. Für weitere Zulieferer, z.B. zu Fleisch- und von Molkereiprodukten, konnten keine epidemiologischen Zusammenhänge festgestellt werden, zumal es sich um ein lokal sehr eng begrenztes Geschehen handelte.



Hier die Ergebnisse der Stuhlprobenröhrchen zur Abklärung des Ausbruchsgeschehens:

Ab dem 4. Juli waren 617 Stuhlprobenröhrchen über die weiteren 24 Kindergärten und Schulen verteilt worden, die ebenfalls Essen vom Caterer bezogen hatten. Die Bilanz: 584 Proben sind zurück. Sieben Kinder wurden positiv getestet (EHEC-Erreger nachgewiesen), 577 negativ. Somit fehlen noch 33 Proben. Die sieben positiven Fälle verteilen sich auf drei Kindergärten und drei Grundschulen. Die Kinder sind nicht erkrankt. Beim Bestätigungstest zeigte sich, dass vier der sieben Kinder nicht den EHEC-Erreger ausscheiden, der zu dem Ausbruchsgeschehen geführt hat (EHEC-Erreger O 104:H 4). Drei der Kinder sind somit dem lokalen Ausbruchsgeschehen in Altenbeken zuzuordnen.

Hier noch einmal die Bilanz der Stuhlproben jener 30 Kinder, die in der Altenbekener Grundschule zu Mittag gegessen haben: 22 Ergebnisse waren positiv (EHEC-Erreger nachgewiesen), acht negativ. Unter den positiven 22 befinden sich vier Erkrankungsfälle, drei von den Kindern hatten ein HU-Syndrom entwickelt. An EHEC erkrankt war auch ein Geschwisterkind eines Grundschülers, das zudem ein HUS entwickelt hatte.

Zusätzlich waren Stuhlproben von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Essensausgabe in den 24 Kindergärten und Schulen gezogen worden. Von den 198 Proben sind komplett alle zurück. 194 sind negativ. Vier Proben waren positiv. Beim Bestätigungstest zeigte sich, dass zwei der vier Erzieherinnen nicht den EHEC-Erreger (EHEC-Erreger O 104:H 4) ausscheiden, der zu dem Ausbruchsgeschehen in Altenbeken geführt hat sondern einen der sonst verbreiteten und hinlänglich bekannten EHEC-Erreger.

Mittlerweile sind auch 43 Stuhlproben jener 49 Personen aus dem Kreisgebiet zurück, die „Essen auf Rädern“ bezogen haben. 43 Stuhlproben waren negativ (kein EHEC-Erreger nachgewiesen). Somit fehlen noch sechs Ergebnisse.

Parallel dazu hat das LIGA noch einmal die Kinder in der Grundschule Altenbeken befragt, die dort zu Mittag essen, um Parallelen zu finden und möglicherweise ein Lebensmittel zu identifizieren.

Die Ergebnisse der Feindiagnostik werden gemeinsam mit den Experten des Robert Koch-Instituts und des Landesinstituts für Gesundheit und Arbeit NRW in den kommenden Wochen ausgewertet und bei Vorliegen bekannt gegeben.


Die Hygieneempfehlungen des Kreisgesundheitsamtes Paderborn für betroffene Lebensgemeinschaften mit an EHEC Erkrankten oder EHEC-Ausscheidern finden Sie hier.



Das Robert-Koch-Institut ist die zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und -prävention. Das Bundesinstitut für Risikobewertung ist für Verzehrsempfehlungen und Warnhinweise zuständig.


Die Hygieneempfehlungen des Kreisgesundheitsamtes Paderborn für betroffene Lebensgemeinschaften mit an EHEC Erkrankten oder EHEC-Ausscheidern finden Sie hier.


Ansteckungsrisiken vermindern - Empfehlungen zur richtigen Hygiene, vor allem mit Kindern  Hier gehts zur Information der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung


Händehygiene . die wichtigsten Regeln

Regelmäßiges und gründliches Händewaschen, auch der Fingerzwischenräume,

mit Flüssigseife für etwa 20 bis 30 Sekunden und sorgfältiges Abtrocknen mit eigenem Handtuch:

· vor der Zubereitung von Speisen,

· vor dem Essen,

· nach dem Toilettengang,

· nach Kontakt mit Tieren.



Lebensmittelhygiene:


· Roh verzehrtes Gemüse und Obst gründlich waschen oder schälen.

· Fleisch und Hackfleisch von Wiederkäuern ausreichend erhitzen (70°C

für mind. 10 Minuten).

· Rohes Fleisch getrennt von anderen Lebensmitteln lagern und zubereiten,

auch verschiedene Bretter und Messer benutzen.

· Auf Rohmilch-Produkte verzichten oder kühl lagern und vor dem Verzehr

abkochen. Pasteurisierte Milch aus Packungen ist völlig problemlos!

· Flächen und Gegenstände nach Kontakt mit Lebensmitteln gründlich reinigen

und abtrocknen.

· Handtücher nach der Zubereitung von Obst oder Gemüse und rohem

Fleisch möglichst auswechseln und bei mindestens 60°C waschen.


Weitere Informationen zum Thema:

Verbrauchertipps zum Schutz vor EHEC - Informationen des Bundesinstituts für Risikobewertung

Infektionen mit EHEC - Hygiene beachten - Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung


Weitere Infos auf den Seiten des Robert-Koch-Instituts: www.rki.de

Informationen des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes NRW mit aktuellen Untersuchungsergebnissen, weiterführenden Links und Verbrauchertelefon

Informationen des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz


Aktuell: EHEC in Trink- und Badewasser? - Informationen des Umweltbundesamtes

Anschrift

Kreis Paderborn
Aldegreverstraße 10 – 14
33102 Paderborn

Kontakt

Telefon: 05251 308 - 0
Telefax: 05251 308 - 8888
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