Kreis Paderborn (krpb). Trotz der Ächtung der SS in den Nürnberger Prozessen gegen die Hauptkriegsverbrecher schlossen sich Veteranen der Waffen-SS schon seit dem Ende der vierziger Jahre in so genannten „Hilfsgemeinschaften auf Gegenseitigkeit“ – abgekürzt HIAG – zusammen. Von 1959 bis 1992 bestand ein HIAG-Bundesverband, dem phasenweise bis zu 20.000 Personen angehört hatten. Welche Rolle spielten sie in über vier Jahrzehnten bundesrepublikanischer Geschichte? Trug ihre gesellschaftliche Integration zur Stabilisierung der noch jungen Demokratie bei? Oder gab sich Hitlers einstige Elitetruppe bewusst geläutert, um rehabilitiert zu werden und Rentengelder zu beziehen wie ehemalige Wehrmachtsangehörige? Der Wissenschaftler Karsten Wilke hat eine Studie zur Rolle der HIAG veröffentlicht. In seinem Vortrag am Donnerstag, 8. Dezember um 19 Uhr im Burgsaal der Wewelsburg wird er die HIAG in einem Spannungsverhältnis zwischen Integration und Systemopposition verankern und ihren Doppelcharakter als Soldatenbund und Nachfolgeorganisation der SS unter demokratischen Bedingungen herausarbeiten.
Dr. phil. Karsten Wilke, Jahrgang 1971, war langjähriger pädagogischer Mitarbeiter im Kreismuseum Wewelsburg. Er studierte Geschichte und Literaturwissenschaften in Bielefeld und Groningen (Niederlande) und wurde an der Universität Bielefeld 2011 promoviert; zuvor arbeitete er am Graduiertenkolleg "Archiv, Macht, Wissen", Universität Bielefeld (2005-2009). Zurzeit ist Dr. Karsten Wilke für die "Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus" im Regierungsbezirk Detmold beim AKE-Bildungswerk in Vlotho beschäftigt.
Am Vortragsabend stellt der Referent auch seine soeben im Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn, erschienene Studie Die "Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit" (HIAG) 1950 – 1990 - Veteranen der Waffen-SS in der Bundesrepublik“, vor.
Die Dauerausstellung „Ideologie und Terror der SS“ ist an diesem Tag bis Vortragsbeginn um 19.00 Uhr geöffnet.
Die Wewelsburg im Internet: www.wewelsburg.de.
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