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Pressemeldung vom 11.10.2011

Weil der Tod zum Leben dazu gehört Tabuthemen Tod und Trauer ins Bewusstsein rücken: Hospiz- und Palliativdienste bieten Hilfe und Unterstützung

Kreis Paderborn (krpb). Im Sitzungssaal des Paderborner Kreishaus wurde viel gelacht. Zwischendurch sogar auch ein bisschen getanzt. Das Thema der Veranstaltung lautete: Sterben und Tod. Vorgestellt wurde die Hospiz- und Palliativarbeit im Kreis Paderborn. Lachen und Tod - passt das zusammen? „Ja“, sagten die Referenten. Zwar unterschiedlich formuliert, aber einig in der Erkenntnis: Humor ist nichts anderes als auf komische Art und Weise den Ernst des Lebens zu begreifen und es anzunehmen. Humor kann dabei helfen, sogar im Prozess des Verfalls und des Verlusts den Blick auf das zu richten, was noch geht und den Sterbenden an das Leben zu erinnern. Genau dabei helfen die Hospiz- und Palliativdienste. Ziel ihrer Arbeit ist es, die letzte Phase so lebenswert wie möglich zu gestalten und sowohl Sterbenden als auch ihren Angehörigen helfend zur Seite zu stehen. Diese Unterstützung endet nicht mit dem Tod. Auch trauernde Menschen bekommen Rat und Unterstützung. Ziel der Veranstaltung war es deshalb, diese Angebote bekannter zu machen und ins Bewusstsein zu rücken, „dass der Tod zum Leben dazu gehört“, wie Landrat Manfred Müller es bei der Begrüßung formulierte.

Gerlinde Dingerkus von ALPHA (Ansprechstelle im Land NRW zur Palliativversorgung, Hospizarbeit u. Angehörigenbegleitung Westfalen Lippe) sprach sich dafür aus, die großen Themen des Lebens, Tod und Trauer, nicht zu verdrängen. In den vergangenen Jahren habe man den Eindruck haben können, dass der Tod kurz vor seiner Abschaffung stand. Früher habe man die Toten zu Hause aufgebahrt. Angehörige konnten sich verabschieden, den Tod realisieren. „Das machte Sinn“, so Dingerkus. Sie erzählte von einer Frau, die auf Anraten des Bestatters in einer Todesanzeige den Satz: „Von Beileidsbekundungen am Grab bitten wir abzusehen“, hatte abdrucken lassen. Dann allein am Grab zu stehen, zu erleben, wie die Gemeinde sich abwendete, sei eine traumatische Erfahrung gewesen. Der Hospiz- und Palliativbewegung sei es zu verdanken, dass mit diesen Themen wieder bewusster umgegangen werde. Wenn ein todgeweihter Mensch sterbe, biete diese Zeit oftmals auch die Chance zur Intensivierung und Gestaltung der verbleibenden Zeit mit den Angehörigen.

„Es gehört Mut und Wahrhaftigkeit dazu, einem Patienten zu sagen, dass die Grenzen der Medizin erreicht sind“, sagte Professor Andreas-Stefan Lübbe, Chefarzt der Palliativstation der Karl-Hansen-Klinik in Bad Lippspringe. Er kritisierte deshalb, dass viel zu lange dem Sterbenden und seinen Angehörigen die Wahrheit vorenthalten würde. „Das gehört sich nicht“, sagte Lübbe. Nur so könnten Patienten und ihre Familien sich darauf vorbereiten und im Prozess des Sterbens und Abschiednehmens noch einmal den Fokus auf das Leben richten. Lübbe zitierte Steve Jobbs, der am Vortag der Veranstaltung verstorben war und in einem Interview gesagt hatte: „Alle äußeren Erwartungen, der ganze Stolz, die ganze Angst vor dem Versagen und der Scham – diese Dinge fallen einfach weg angesichts des Todes und es bleibt nur mehr das, was wirklich wichtig ist“. Mit der Nachricht, dass der Tod bevorsteht, könnten sich Familien und ihre Angehörigen auf das konzentrieren, was wirklich ist. Dabei ende die Arbeit der Hospiz- und Palliativdienste nicht mit dem Tod des Patienten. Die Klinik bietet auch Hilfe für Menschen, die in der Phase des Trauerns Unterstützung brauchen.

Christian Heeck, Kulturreferent des Universitätsklinikums Münster, warb auf humorvolle und erfrischend unkonventionelle Art und Weise dafür, die menschliche Sterblichkeit auf direkte und angemessene Art und Weise anzusprechen. Dazu „brauchen Sie Mut und Kreativität“, sagte Heeck in Richtung der anwesenden Fachkräfte und Ehrenamtlichen aus dem Hospiz- und Palliativbereich. Es komme darauf an, noch einmal Lebensimpulse zu setzen, den Sterbenden am Leben teilhaben zu lassen. Und wenn derjenige in seiner gesunden Zeit ein lustiger Mensch war, "ja warum ihn dann nicht auch so ansprechen und ihn an das erinnern, was noch funktioniert, so Heeck.

Ähnlich arbeiten die Paderborner Klinikclowns, die auch in dieser Veranstaltung den schweren Themen Tod und Trauer Farbe gaben und sogar ein wenig Heiterkeit verliehen. In Kinderkliniken sorgen sie mit Luftballons, Seifenblasen und Schweinchen Erika dafür, dass todkranke Kinder für einen Moment das alles ausblenden und sich lebendig fühlen. Cornelia Amedick vom Paderborner Klinikclown. e.V. kann sich ihre Arbeit sogar auf einer Beerdigung vorstellen. Natürlich gebe es auch in diesem Teil des Lebens keine Rezepte, wie man Menschen anspricht oder damit umgeht. „Es gibt keinen Weg, nur gehen“, sagte Heeck.

Die Idee zur Durchführung einer eigenen Paderborner Auftaktveranstaltung für den Welthospiztag entstand im März 2010 bei einem Gespräch zwischen Landrat Manfred Müller, Gerlinde Dingerkus von ALPHA und Christiane Kohlenberg-Hadaschik vom Ambulanten Hospizdienst St. Johannisstift e.V. in Paderborn. Im Gespräch ergab sich sehr schnell, dass die wenigsten Menschen wissen, dass die Palliativversorgung nicht nur die letzte Phase des Sterbens meint sondern viel früher greift und umfassend hilft. Diese Hilfen müssten bekannt gemacht und ins Bewusstsein gerückt werden. Die Veranstaltung im Paderborner Kreishaus war der Beginn.

 

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