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Pressemeldung vom 05.05.2011

Der gefährdete Mann: Aktionstag für Männergesundheit am Samstag, 21. Mai, 10 bis 14 Uhr in Paderborn

Kreis Paderborn (krpb). Männer gehen sorgloser mit ihrem Körper um, ernähren sich ungesünder und gehen nur dann zum Arzt, wenn es gar nicht mehr anders geht. „Unkraut vergeht nicht“ ist so ein klassischer Satz, den das vermeintlich starke Geschlecht gern zum Besten gibt. Und während sie Reifendruck, Kühlwasser- und Ölstand ihres Autos regelmäßig überprüfen lassen, sieht`s mit dem eigenen Check eher schlecht aus: Termine von Vorsorgeuntersuchungen finden sich nur selten in ihren Kalendern. Das hat Folgen: Ab dem 40. Lebensjahr sterben deutlich mehr Männer mehr als Frauen der jeweils gleichen Altersklasse. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Prostata-, Hoden-, Darm- und Lungenkrebs, Rückenleiden, Depressionen oder sexuelle Störungen könnten früher erkannt und erfolgreich behandelt werden, wenn Mann zum Arzt gehen würde. Mit einem Aktionstag am Samstag, den 21. Mai von 10 bis 14 Uhr im und am Rathaus Paderborn möchte die Arbeitsgruppe „Männergesundheit“ der Kommunalen Gesundheitskonferenz unter Vorsitz von Landrat Manfred Müller die männliche Gesundheit in all ihren Facetten in den Fokus rücken. Denn die „ist nicht gleichzusetzen mit Waschbrettbauch und Muskelpacks“, sagt Professor Dr. Dr. Martin Hörning, der die Arbeitsgruppe seit Juni 2010 leitet. Mit Vorträgen, Informationsständen und einem außergewöhnlichen Rahmenprogramm „möchten wir Mann und Frau erreichen. Die Unterhaltung kommt nicht zu kurz“, verspricht Hörning.

Die Idee, eine Arbeitsgruppe für Männergesundheit einzurichten, stammt vom Landrat. Stress im Alltag führe dazu, dass „Mann“ sich ungesund ernähre und zu wenig Sport treibe. Während Frauen schon länger bewusst sei, dass man etwas für sich tun müsse, sei beim Manne noch Überzeugungsarbeit zu leisten. Eine „Marketingattacke auf den Mann“ möchte er fahren, sagt Müller. Seine Einschätzung untermauert Professor Dr. Dr. Martin Hörning mit Zahlen: Bereits 50 Prozent der 25jährigen Männer in Deutschland sind übergewichtig. 60 Prozent von ihnen rauchen. 30 Prozent geben an, keinen Sport zu treiben. Hörning betont, dass der Mann nicht allein das testosterongesteuerte Wesen sei. Die Entstehung und der Verlauf von Krankheiten würden häufig auch durch psychosoziale Faktoren bestimmt. Von großem Einfluss sei zudem das Rollen- und Selbstverständnis des Mannes, das wiederum gesellschaftlich geprägt sei. Derzeit gehe der Trend eher in Richtung „weg vom Softie hin zum starken Mann“. Mit der Gefahr, dass daraus eine falsch verstandene Männlichkeit erwachse und Mann sich veranlasst sehe, durch Doping Muskelpakete zu züchten, die durch normales Fitnesstraining nicht zu erreichen seien. Auch das habe Folgen für die Gesundheit. Dr. Georg Alles, Leiter des Kreisgesundheitsamtes, bekräftig, dass das „stiefmütterliche Dasein“ der Männergesundheit beendet werden müsse, weil Frauen und Männer anders erkranken und Männer überzeugt werden müssten, ihre Krankheit nicht als Angriff auf die Männlichkeit zu interpretieren. „Männer sagen heute „Mir geht es gut“ und fallen morgen um“, so Alles.

„Frauen tun sich naturgemäß leichter damit“, meint Dr. Andreas Kutta, Chefarzt der Urologie und Kinderurologie des Brüderkrankenhauses St. Josef Paderborn und hat eine schlüssige Erklärung dafür. Verhütung und Schwangerschaft seien für Frauen zwangsläufig schon in jungen Jahren mit einem Arztbesuch verbunden. Geburten und Vorsorgeuntersuchungen für Kinder machten wiederum den Gang zum Arzt erforderlich. „Der Arztbesuch gehört ganz selbstverständlich zum weiblichen Alltag dazu“, so Kutta. Bei Männern hingegen variiere die Einstellung von „Angst und Abwiegeln bis hin zur Diagnose, die dann hoffentlich noch rechtzeitig kommt“, so Kutta. Dass Prävention für Männer noch gewöhnungsbedürftig ist, belegen die Zahlen von Stephanie Düchting, Regionaldirektorin der Vereinigten IKK in Paderborn. Statistisch betrachtet gehe jeder Deutsche 18 Mal pro Jahr zum Arzt. Aber die kostenlosen gesetzlichen Vorsorgeprogramme der Krankenkassen würden nicht wahr genommen. Gerade mal 14 Prozent der Männer nehmen daran teil. „Das ist erschreckend“, so Düchting. „Männer brauchen Hilfe“, sagt dann auch Jochen Hunold-Berle von KIM Soziale Arbeit eV. Seit einem Jahr habe der Verein eine Männerberatung aufgebaut. Vielen Männern falle es jedoch schwer, Unterstützung anzunehmen. Wenn sie erst einmal da seien, fiele es ihnen leichter, in der Gruppe über ihre Erkrankungen zu sprechen. „Hemmschwellen müssen fallen“, so Hunold-Berle. Das kennt auch Hans-Joachim Schulz vom Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfegruppe, Ortsverband Paderborn. Krebserkrankungen, Harninkontinenz und Potenzstörungen seien immer noch Tabuthemen, die aus seiner Erfahrung auch regional unterschiedlich angegangen würden. So habe er den Eindruck, dass in Ballungsgebieten Selbsthilfegruppen für Männer eher angenommen würden als im Paderborner Land.

Am Samstag, den 21. Mai von 10 – 14 Uhr spiegeln sich all diese Themen in einem breit gefächerten Veranstaltungsprogramm im und vor dem Rathaus Paderborn. Nach den Grußworten von Landrat Manfred Müller und Bürgermeister Heinz Paus folgen vier Fachvorträge. Professor Dr. Dr. Martin Hörning von der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen, Abteilung Paderborn, referiert zum Thema „Typisch Mann? Das starke Geschlecht und die Gesundheit“. „Vorsorgen ist besser als heilen? – Checkup-Angebote für Männer“ lautet das Thema von Dr. Andreas Kutta, Chefarzt der Urologie und Kinderurologie des Brüderkrankenhauses St. Josef Paderborn. Stephanie Düchting, Regionaldirektorin der Vereinigten IKK in Paderborn stellt die Vorsorgeleistungen der gesetzlichen Krankenkassen vor. „Depressive Störungen bei Männern – allgemeine Grundlagen und besondere Herausforderungen“ lautet der Vortrag von Privatdozent Dr. Bernward Vieten, Ärztlicher Direktor der LWL-Kliniken Paderborn. Diskussionsanstöße aus Männerseelsorge und Männerbildung unter dem Titel „Spiritual care in der Männergesundheit“ gibt Dr. Andreas Ruffing von der Kirchlichen Arbeitsstelle für Männerseelsorge und Männerarbeit in den deutschen Diözesen e.V. Der Verein KIM stellt seine Männerberatungsstelle vor. Zu sehen sein wird auch die Ausstellung „Erlaubte Fluchten“ von inhaftierten Männern der JVA Bielefeld-Brackwede. Im Erdgeschoss sind Infostände der Prostatakrebs Selbsthilfegruppe, des Forums Jungenarbeit und der Aidshilfe aufgebaut. Dort sind auch „Vier-Augen-Gespräche“ mit einem Arzt und Messungen des BMI (Body Mass Index), des Blutdrucks und Blutzuckers möglich. Ein Büchertisch bietet ausführliche Literatur zum Thema.

Die Arbeitsgruppe Männergesundheit der Kommunalen Gesundheitskonferenz des Kreises Paderborn unter Vorsitz von Landrat Manfred Müller und Leitung von Professor Dr. Dr. Martin Hörning ist ein Aktionsbündnis, das sich zusammen setzt aus folgenden Institutionen: Aidshilfe, AOK, Apothekerkammer Westfalen-Lippe, Arbeiter-Samariter-Bund, Barmer GEK, Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn, Deutsche Rote Kreuz, Malteser Hilfsdienst, Forum Jungenarbeit, Johanniter, Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, Abteilung Paderborn, KIM-Soziale Arbeit e.V., Kreis Paderborn, Prostataselbsthilfegruppe, Vereinigte IKK.

Mehr Infos im Internet: www.kreis-paderborn.de.

 

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Aldegreverstraße 10 – 14
33102 Paderborn

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