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Pressemeldung vom 24.05.2012

SS und Secret Service: Die Akte Karl Wolff - von einer Verschwörung des Schweigens - Vortrag von Dr. Kerstin von Lingen mit anschließender Diskussion am 31. Mai im Burgsaal der Wewelsburg

Kreis Paderborn (krpb). Eigentlich wäre er ein Kandidat für Nürnberg oder spätere Verfahren gegen Kriegsverbrecher gewesen: Als höchster SS- und Polizeiführer in Italien (seit 1943) und Bevollmächtigter General der Deutschen Wehrmacht (seit 1944) war der SS-Obergruppenführer Karl Wolff an den vielfältigen Unterdrückungs- und Terrormaßnahmen der deutschen Besatzungsmacht gegen die italienische Zivilbevölkerung und Widerstandsbewegung maßgeblich beteiligt. Unter dem Codenamen „Operation Sunrise“ arrangierte er 1945 mit dem US-Geheimdienstler Allen Dulles die vorzeitige Kapitulation der Wehrmacht in Italien. Ist das der Grund, warum er nie vor ein alliiertes Kriegsgericht gestellt wurde? Am Donnerstag, den 31. Mai um 19.00 Uhr widmet sich Dr. Kerstin von Lingen vom Historischen Seminar der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg dieser „Verschwörung des Schweigens“, wie sie es nennt. Im Anschluss an den Vortrag ist eine Diskussion vorgesehen.

Als persönlicher Adjutant und Chef des „Persönlichen Stabes des Reichsführer-SS“ machte Karl Wolff an der Seite Heinrich Himmlers eine steile Karriere. Als sein ständiger Begleiter besuchte Wolff oft die Wewelsburg. Sein Wissen um die Verbrechen der SS war unbestreitbar groß. Doch die Beantwortung der Frage, inwieweit sein Handeln strafrechtliche Relevanz besaß, sollte sich nach dem Krieg indes als schwierig erweisen.Himmler, Wolf

Wolff saß bei den Nürnberger Prozessen lediglich auf dem Zeugenstuhl. Er wurde zunächst als "minderbelastet" eingestuft, bis er 1962 schließlich doch von den westdeutschen Behörden verhaftet und 1964 wegen Beihilfe zum Mord in 300.000 Fällen zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Nach wenigen Jahren begnadigt, benutzte Wolff bis zu seinem Tod die Medien, um – teilweise recht erfolgreich – sein Bild in der Geschichte aufzupolieren.

Die Referentin möchte aufzeigen, wie ein vom amerikanischen und britischen Geheimdienst aufgebautes Netzwerk Wolff nach 1945 vor dem Hintergrund des aufziehenden Kalten Krieges für lange Zeit vor der juristischen Behandlung seiner Taten im „Dritten Reich“ schützte. SS

Von Lingen wird in der Wewelsburg auch ihr gleichnamiges Buch SS und Secret Service. „Verschwörung des Schweigens“: Die Akte Karl Wolff, vorstellen, das 2010 im Schöningh –Verlag Paderborn erschienen ist.

Dr. Kerstin von Lingen, geb. 1971, studierte in Freiburg, Mailand und Tübingen. Von 1999 - 2008 war sie Mitarbeiterin des Sonderforschungsbereichs 437 „Krieg und Gesellschaft in der Neuzeit“ in Tübingen; sie promovierte 2003 zum Kriegsverbrecherprozess gegen Albert Kesselring vor einem britischen Militärgericht in Italien. Seit 2006 lehrt sie an den Universitäten Marburg, Tübingen und Heidelberg. Sie ist Gutachterin für die Staatsanwaltschaft Stuttgart und München in Ermittlungsverfahren wegen nationalsozialistischer Gewaltverbrechen in Italien.

Die Dauerausstellung „Ideologie und Terror der SS“ ist an diesem Tag von 10.00 Uhr bis 19.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt zum Vortrag und in die Ausstellung ist frei.

Mehr Infos zur Referentin: http://www.uni-heidelberg.de/fakultaeten/philosophie/zegk/histsem/mitglieder/lingen_kerstin_von.html


Bildunterzeile (Bild rechts):
von links nach rechts, vordere Reihe: Hans Röttiger, General der deutschen Wehrmacht, Gero von Schulze-Gaevernitz (Unterhändler der USA), Generaloberst von Viettinghoff-Scheel, SS-Obergruppenführer Karl Wolff nach der Kapitulation im Mai 1945 in Italien, Quelle NARA Washington, public domain

 

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