Pressemeldung vom 07.11.2013

Kunst, Goebbels und die Gestapo - Künstler im Nationalsozialismus: Vortrag und Diskussion mit Ausstellungskurator Klaus Kösters am Donnerstag, 14. November 2013 um 19 Uhr in der Wewelsburg

Kreis Paderborn (krpb). Die Kunst war in Hitlers Staat „Chefsache“. Im Wesentlichen handelte es sich um gleichgeschaltete Massenware. „Der Nationalsozialismus hat keine eigene Kunsttheorie formuliert, dazu genügten Goebbels und die Gestapo“, schreibt dazu Kurator Klaus Kösters im Geleitwort zur Sonderausstellung „Anpassung-Überleben-Widerstand. Künstler im Nationalsozialismus“, die noch bis zum 24. November in der Wewelsburg zu sehen ist. Die Ausstellung geht der Frage nach, wie Künstler während des Nationalsozialismus auf ideologische Beeinflussung, Kunstzensur, Überwachung bis hin zu Arbeits- und Ausstellungsverbot reagierten. Am Donnerstag, den 14. November erläutert Kösters um 19 Uhr im Filmraum der Gedenkstätte Wewelsburg, wie die Künstler mit dem autoritären Kunstdiktat des Dritten Reiches umgingen. Kösters geht in seinem Vortrag insbesondere auf jene Künstler ein, deren Bilder nicht in der Ausstellung, aber im Ausstellungskatalog zu sehen sind. Im Anschluss ist eine Diskussion vorgesehen. Der Eintritt ist frei.

Als Hitler und die NSDAP vor 80 Jahren an die Macht kamen, begannen sie sehr schnell mit der Verfolgung fast aller deutschen Künstler von Bedeutung. „Im Lande zu bleiben, ohne sich zu kompromittieren, sich selbst als Künstler treu zu bleiben, ohne aufzufallen, war ein lebensgefährlicher Balanceakt“, schreibt dazu Kösters. Die Ausstellungsidee, Angepasste und aktive Mitläufer der Nazis neben denen zu zeigen, die auf unauffällige und innerliche Distanz zum Nationalsozialismus gingen oder die emigrieren mussten, vor allem aber mit denen zu konfrontieren, die Widerstand leisteten, sei in der deutschen Museumslandschaft neu. Und nicht ohne Risiko. Aber die Ausstellungsidee, alle Künstler ungeachtet ihrer weltanschaulichen Ausrichtung zu zeigen und ihre unterschiedlichen Lebensläufe nebeneinander zu stellen, biete eine Chance, meint Kösters. Denn wie solle man sonst verstehen, dass Künstler, die eine moderne, avantgardistische Kunstausbildung besaßen, sich den kunstpolitischen Zielen der NS-Funktionäre unterwarfen? Und wie seien jene Künstler zu beurteilen, die sich äußerlich angepasst verhielten, einige von ihnen sogar als Mitglieder der NSDAP, und die dennoch den Nationalsozialismus innerlich ablehnten? Was ist mit jenen, die sich dem Kunstdiktat unterwarfen, weil sie ihre Familie ernähren mussten? Ist jeder Künstler, der in der Nazizeit ausstellen durfte, ein Mitläufer? Die Ausstellung möchte Fragen aufwerfen und dazu anregen, nicht vorschnelle Schlüsse zu ziehen.

„80 Jahre nach der Machtergreifung der Nazis und dem Beginn ihrer Kunsthetze ist es an der Zeit, nicht nur derjenigen zu gedenken, die auf ihre Art mutig Widerstand leisteten, sondern auch verstehen zu lernen, warum sich so viele dem Nationalsozialismus ergaben“, sagt Kösters abschließend. Deshalb wird er in seinem Vortrag auch die gesamte Bandbreite möglicher Reaktionen anhand von Künstlerbiographien erläutern.

Die Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933 – 1945 ist an diesem Tag bis 19 Uhr geöffnet.

Hintergrundinfos zum Kurator:


Klaus Kösters wurde 1946 in Detmold geboren. Nach dem Studium der Romantik, Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie arbeitete er einige Jahre im Schuldienst. 1984 wechselte er zum Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Kösters war als Museumspädagoge für verschiedene Museen in Westfalen tätig, später dann als wissenschaftlicher Referent im LWL-Museumsamt für Westfalen. Zahlreiche Bücher zur Geschichte und Kunstgeschichte wurden von ihm bereits veröffentlicht.



Ausstellungsdaten:


„Anpassung – Überleben – Widerstand. Künstler im Nationalsozialismus“
Eine Ausstellung des LWL-Museumamtes für Westfalen im Kreismuseum Wewelsburg
- 15. September bis 24. November 2013 –


Öffnungszeiten des Kreismuseums Wewelsburg


dienstags – freitags 10 – 17 Uhr
samstags, sonntags, feiertags von 10 – 18 Uhr
montags geschlossen

Mehr Infos unter www.wewelsburg.de