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11. März 2016

Elektronische Visiten, rollende Ärztepraxen und Gesundheitszentren „all inclusive“

Dorfentwicklungskonferenz des Kreises mit vielen Ideen für die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum

Dorfentwicklungskonferenz in Schwaney – von links nach rechts: Hans-Jürgen Wessels, Bürgermeister Altenbeken, Uwe Borchers, Geschäftsführer ZIG, Manfred Müller, Landrat Paderborn, Jens Gabriel, MuM Bünde, Claudia Mackowski, Heimatverein Bentfeld, Ines Dickmann, Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe, Constanze Liebe, Ärztenetz Lippe GmbH, Marco Luzius, Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe, Frederik Ley, DB Regio AG, Heinz-Josef Struckmeier, stellvertretender Kulturamtsleiter Kreis Paderborn, Ralf Kleine, Wirtschaftsförderung Steinheim, Karola Schmidt, Johanneswerk Steinheim, Karin Wiemers, Servicestelle Wirtschaft der Kreisverwaltung Paderborn, Rainer Ahmann, Heimatverein Bentfeld,  Udo Ellermeier, Johanneswerk OWL mit vielen Ideen für die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum (Foto: Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kreis Paderborn, Ulrike Sander) 
Dorfentwicklungskonferenz in Schwaney – von links nach rechts: Hans-Jürgen Wessels, Bürgermeister Altenbeken, Uwe Borchers, Geschäftsführer ZIG, Manfred Müller, Landrat Paderborn, Jens Gabriel, MuM Bünde, Claudia Mackowski, Heimatverein Bentfeld, Ines Dickmann, Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe, Constanze Liebe, Ärztenetz Lippe GmbH, Marco Luzius, Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe, Frederik Ley, DB Regio AG, Heinz-Josef Struckmeier, stellvertretender Kulturamtsleiter Kreis Paderborn, Ralf Kleine, Wirtschaftsförderung Steinheim, Karola Schmidt, Johanneswerk Steinheim, Karin Wiemers, Servicestelle Wirtschaft der Kreisverwaltung Paderborn, Rainer Ahmann, Heimatverein Bentfeld, Udo Ellermeier, Johanneswerk OWL mit vielen Ideen für die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum (Foto: Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kreis Paderborn, Ulrike Sander)

Noch gibt es genügend Haus- und Fachärzte im Kreis Paderborn. Doch mehr als die Hälfte der niedergelassenen Ärzte ist älter als 55 Jahre. Viele von ihnen dürften es schwer haben, einen Nachfolger zu finden. Was kann man tun gegen den sich abzeichnenden Ärztemangel? Droht die gesundheitliche Versorgung zum Patienten zu werden? Landrat Manfred Müller hatte zur mittlerweile fünften Dorfentwicklungskonferenz in die Schützenhalle nach Schwaney geladen, um Ideen und funktionierende Beispiele aus der Praxis vorzustellen. „Denn gut leben und arbeiten auf dem Lande geht nur, wenn wir die Dörfer stark machen. Das funktioniert nur vor Ort“, so der Landrat. Deutlich wurde: Rezepte für alle gibt es keine. Aber jede Menge Ideen: Diese reichten von Werbekampagnen zur Gewinnung von akademischem Nachwuchs, Vernetzung von Ärzten und veränderte Berufsbilder über neue Wohnformen bis hin zur elektronischer Visite und rollender Arztpraxis.

Altenbekens Bürgermeister Hans-Jürgen Wessels betonte, dass man nicht alle Wünsche gleichzeitig erfüllen könne. Tankstelle, Supermarkt, Arztpraxis, Theater und Kino gleich um die Ecke, die gesamte Infrastruktur einer Großstadt und gleichzeitig Ruhe, unverbrauchter und ungetrübter Naturgenuss gehe nun einmal nicht. Also müsse ein Weg dazwischen gefunden werden, der die Lebensqualität auch auf dem Lande sicherstelle. Dazu zähle auch eine ausreichende Gesundheitsversorgung. Noch sei alles im grünen Bereich, erläuterte Marco Luzius von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Aufgabe der KVWL ist die Sicherstellung der flächendeckenden, ambulanten medizinischen Versorgung auch für den Kreis Paderborn. Dazu wurden drei so genannte Mittelbereiche, Büren/Bad Wünnenberg, Delbrück und Paderborn mit den umliegenden Städten und Gemeinden, gebildet. Eine Unterversorgung sei bislang nirgendwo gegeben. Doch schaue man sich die einzelnen Städte und Gemeinden und das Alter der dort praktizierenden Ärzte an, „kann das in fünf oder zehn Jahren schon ganz anders aussehen“, sagte Luzius. Man wisse, dass zunehmend Frauen sich für den Beruf entscheiden und eine ausreichende Kinderbetreuung, kostenlose Praxisräume und ein Arbeitsplatz für die Partnerin oder den Partner ausschlaggebend seien für die Entscheidung, wo man sich niederlasse. Auch würden die medizinischen Nachwuchskräfte lieber in einer Gemeinschaftspraxis arbeiten wollen und flexible Arbeitszeitmodelle bevorzugen.

Ines Dickmann von der KVWL stellte die Nachwuchskampagne praxisstart.info der KVWL vor, die in einer zweiten Stufe auch gezielt Studierende anspricht. Dazu zählen auch finanzielle Anreize. So bezuschusst die KVWL Praktika von Medizinstudierenden in einer hausärztlichen Praxis mit bis zu 400 Euro im Monat. Im Praktischen Jahr winkt den Studierenden eine Förderung in Höhe von insgesamt 2.400 Euro, wenn sie sich im viermonatigen Wahlbereich für das Fach Allgemeinmedizin entscheiden.

Constanze Liebe vom Ärztenetz Lippe und Jens Gabriel vom MuM eG, Bünde, erläuterten, wie man Ärzte untereinander und mit Pflegekräften vernetzen kann. Berufsbilder würden sich verändern. Allerdings würde eine Pflegekraft niemals einen Arzt ersetzen, sondern Aufgaben übernehmen, für die ein Arzt während seines Hausarztbesuches keine Zeit habe. Dazu zähle beispielsweise einfach auch mal der Blick in den Kühlschrank, um zu schauen, ob die Versorgung gesichert sei. So genannte Case Manager helfen den Patienten, auch bei Bedarf die für sie passenden Beratungsstellen zu finden, erläuterte Gabriel. Die Vernetzung bietet die Möglichkeit, in einem geschützten Bereich auch Befunde, Röntgenbilder oder Blutwerte auszutauschen. Das Ärztenetz Lippe will mit einer App für Smartphones ein digitales Service-Angebot für Ärzte, Patienten und Therapeuten schaffen. Bausteine sind z. B. eine Online-Terminvergabe, Online- Rezeptbestellung sowie digitalisierte Feedback- und Evaluationsbögen.

Ralf Kleine, Wirtschaftsförderer der Stadt Steinheim sowie Karola Schmidt und Udo Ellermeier vom Johanneswerk Steinheim erläuterten, wie man in Steinheim auf frei stehenden Industrieflächen ein innovatives Gesundheitszentrum errichtet habe. Mitte 2014 konnte das Helene-Schweitzer-Haus eröffnet werden. 48 stationäre Pflegeplätze sind dort vorhanden. Die Bewohnerinnen und Bewohner leben in familiären Hausgemeinschaften. Das Johannesstift hält darüber hinaus 28 barrierefreie Wohnungen für ältere Menschen und Menschen mit Behinderung bereit. Ein ambulanter Dienst für Pflege und Assistenz steht bei Bedarf zur Verfügung. Ein angeschlossenes Nachbarschaftszentrum dient als offener Treffpunkt für ganz Steinheim.

Frederik Ley von der DB Regio Bus Region NRW, Münster, stellte die rollende Landarztpraxis vor. Das ist ein umgebauter Bus mit allen notwendigen medizinischen Geräten, der über Land fährt und überall dort Station macht, wo kein Hausarzt ist oder dieser Unterstützung braucht. Der Bus sei auch bei der Flüchtlingsversorgung (Impfungen, Gesundheitscheck) in Schleswig-Holstein eingesetzt worden. Derzeit werde ein 12 m langer Linienbus umgebaut, der neben dem Behandlungsraum auch Platz für einen Empfangs- und Wartebereich biete.
Abgerundet wurde das Programm durch einen Markt der Möglichkeiten, u.a. mit dem Pflegeberatung Paderborn, Rettungsdienst Kreis Paderborn, KreisSportBund Paderborn sowie der Initiative Gesunde Unternehmen. Uwe Borchers vom Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL, Bielefeld moderierte die Dorfentwicklungskonferenz. Für das musikalische und sportliche Rahmenprogramm sorgten arte musica und der TUS Egge Schwaney 1921 e.V.

 
 
 

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