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20. Februar 2019

Ein Modell macht Schule

Modellprojekt „Schulassistenz“ erleichtert Inklusion

Zu sehen ist Felix, ein Kind mit Down-Syndrom, das dank dem Projekt Schulassistenz eine Regelschule bescuhen kann 
Foto: Meike Delang
Konzentriert zählt Felix (9) die roten Kugeln – mit etwas Unterstützung von Landrat Manfred Müller und Schulassistentin Andrea Kreye

Bis zum Schuljahr 2017 hatte sich bei allen Beteiligten viel Frust aufgebaut: Die Schulen und Lehrer fühlten sich vielfach beim Thema „Inklusion“ in Stich gelassen. Ihnen fehlten die Ausstattung und das Personal, das Anrecht von Kindern mit Behinderung auf Inklusion befriedigend umzusetzen. Eltern waren frustriert, weil sie sich Sorgen um die optimale Betreuung ihrer Kinder machten. Und Sozial- und Jugendämter sahen sich mit einer enormen Zunahme von Anträgen auf Integrationshelfern konfrontiert. „Wenn alle unzufrieden sind, müssen wir dringend etwas ändern“, fasst Landrat Manfred Müller die Gemütslage vor eineinhalb Jahren zusammen. So wurde das Modellprojekt „Schulassistenz“ geboren, das ab Sommer 2017 in einer ersten Testphase an zwei Grundschulen und seit Anfang des Schuljahres 2018/2019 als dreijähriges Modellprojekt an drei Grundschulen läuft.

Schulassistenten verstärken beim Modellprojekt das pädagogische Team an der Montessori Grundschule Dörenhagen, der Katholischen Grundschule Westerloh in Delbrück-Lippling und der Katholischen Grundschule Haaren/Helmern in Bad Wünnenberg – allesamt sogenannte Grundschulen des Gemeinsamen Lernens. Die geschulten Assistenten unterstützen Kinder mit geistiger, körperlicher oder seelischer Behinderung. Sie sind aber auch für Kinder mit Förderbedarf da und nehmen sich Schülern an, die gerade akut Schwierigkeiten haben.

In welchem Maße ein Inklusionskind Hilfe im Schulalltag braucht, ist sehr unterschiedlich. Einige brauchen eine Rundumbetreuung, andere Hilfe beim sozialen Umgang mit den Mitschülern und wiederum andere Kinder benötigen lediglich Unterstützung beim Gang zur Toilette. Durch diese großen Unterschiede kam es immer wieder dazu, dass manche Integrationshelfer voll gefordert waren, während andere die meiste Zeit mit Warten auf den nächsten Toilettengang verbrachten.

Hinzukam, dass nicht nur die Auslastung der Integrationshelfer stark schwankte, sondern auch ihre Qualifikation. Vom Erzieher bis zum 18-Jährigen, der ein Freiwilliges Soziales Jahr macht, war alles unter den Mitarbeitern vertreten. „Wir möchten ein System, das beide Aspekte im Blick hat – Qualität und Kosten“, betont Dr. Ulrich Conradi, der als Kreisdirektor beide Aspekte im Auge haben muss.

Zu sehen sind die Schulleiterinnen der teilnehmen Grundschulen 
Foto: Meike Delang
Sind begeistert vom Schulassistenz-Projekt – v.l.: Landrat Manfred Müller, Claudia Hefer (Fachdienstleitung Familien unterstützender Dienst Königsstraße), Christina Freitag (Leiterin Grundschule Dörenhagen), Reinhild Harst (Grundschule Haaren/Helmern), Heike Rebbert (Leiterin Grundschule Westerloh) und Kreisdirektor Dr. Ulrich Conradi.

Mit dem neuen Modellprojekt „Schulassistenz“ sollen diese Mängel im System nun behoben werden. Dr. Conradi griff bei der Entwicklung des Projekts auf eine Empfehlung des „Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge“ zurück. Die Schulassistenten sind nicht einzelnen Schülern, sondern der Schule zugeordnet. Ein Assistent unterstützt mehrere Schüler, wobei hier – anders als bei den Integrationshelfern – nicht nur Kinder mit Behinderungen als unterstützungswürdig gezählt wurden, sondern auch Kinder mit schulischem Förderbedarf. Daher profitieren nun wesentlich mehr Kinder von der Unterstützung als zuvor. „Mit den Schulassistenten kompensiert der Kreis, auch finanziell, die mangelnde Ausstattung der Schulen, die eigentlich das Land hätte gewährleisten müssen“, so Dr. Conradi.

„Für uns war die Teilnahme am Projekt in jeder Hinsicht sehr erfolgreich!“, berichtet die Schulleiterin der Grundschule Westerloh Heike Rebbert. „Statt einem Nebeneinander hat sich ein gut funktionierendes multiprofessionelles Team entwickelt, bei dem jeder seine Kompetenz einbringt. In die Klassen ist eine tolle Arbeitsruhe eingekehrt die förderlich ist für das Lernen jedes Kindes.“

Beim Start der ersten Testphase im Sommer 2017 gab es nicht nur positive Stimmen zum Projekt. „Es hat damals mehrere Krisengespräche mit verschiedenen Interessensverbänden gegeben“, erinnert sich Dr. Conradi. Einige befürchteten damals, dass durch das neue Projekt das Recht jedes Inklusionskindes auf eine angemessene Betreuung ausgehebelt würde. Aber: Die Antragsmöglichkeit auf einen speziellen Integrationshelfer ist immer noch jederzeit möglich, auch für Kinder der am Projekt teilnehmenden Schulen. Doch wie viele Kinder brauchen noch einen Integrationshelfer, wenn ein Schulassistent jederzeit da ist, wenn er ihn braucht? „Wir haben seit Start der Testphase keinen einzigen neuen Antrag auf einen Integrationshelfer aus den teilnehmenden Schulen bekommen!“, sagt Landrat Manfred Müller nicht ohne Stolz über den messbaren Erfolg des Projekts.

Im kommenden Schuljahr 2019/2020 wird die Kilian-Grundschule Lichtenau als vierte Schule an dem Modelprojekt teilnehmen. Alle weiteren Grundschulen des Gemeinsamen Lernen im Kreis Paderborn haben bereits ihr Interesse bekundet am Projekt teilnehmen zu wollen. An dem Projekt beteiligt ist das Kreissozialamt, die Jugendämter der Stadt und des Kreises Paderborn, das Schul- und Sportamt des Kreises, das Bildungs- und Integrationszentrum, die Psychologische Beratungsstelle für Schule, Jugend und Familie, die Träger der Integrationsdienste sowie die Schulaufsicht.

 
 
 

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