18. Februar 2019

Haushalts- und Betreuungskräfte aus Osteuropa: Der intensiven Beziehung ein Gesicht geben

Sie leben mit im Haushalt, treten ein in die intimste Privatsphäre, waschen morgens und reichen Essen und stehen in der Nacht auf, wenn ihre Hilfe gebraucht wird – zwischen 150.000 und 300.000 ausländische Haushalts- und Betreuungskräfte, insbesondere aus Osteuropa, arbeiten in deutschen Haushalten und kümmern sich dort um pflegebedürftige Menschen. Um ihre stille Arbeit zu würdigen und öffentlich zu machen, hat Fotografin Marlene Pfau die Betreuungskraft Danuta Banasiak bei ihrer Arbeit begleitet. Die dabei entstandenen eindrücklichen Bilder sind im Foyer des Kreishauses zu sehen.

Ausstellung "Sorgearbeit" dokumentiert den Alltag in der Pflege 
Eröffneten die Ausstellung v.l.: Josef Lüttig (Direktor des Caritasverbandes für das Erzbistum Paderborn e.V.), Betreuungskraft Danuta Banasiak, Angehörige der Pflegebedürftigen Gertrudis und Hans-Jürgen Risse, Fotografin Marlene Pfau und Landrat Manfred Müller. Bildnachweis: Kreis Paderborn, Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Meike Delang

„Die häusliche Pflege älterer und kranker Angehöriger ist ein großes Thema in vielen Familien. Gemessen daran fand ich die gesellschaftliche Diskussion darüber unterrepräsentiert“, erklärt Marlene Pfau die Motivation für ihre dokumentarische Foto-Serie. Zunächst habe sie die Arbeit fotografieren wollen, dann sei aber schnell die intensive Beziehung zwischen Pflegenden und der Zupflegenden in den Mittelpunkt geraten.

„Ich möchte die Arbeit dieser Haushalts- und Betreuungskräfte würdigen. Sie helfen Familien in nicht leichter Situation. In jeder Stadt oder Gemeinde, praktisch in jedem Dorf unseres Kreises, haben einzelne Familien in der Regel gute Erfahrungen mit ihnen gemacht. Die Bilder zeigen Menschen in einer besonderen Lebenssituation. Dies uns als Publikum zu offenbaren, ist nicht selbstverständlich“, dankt Landrat Manfred Müller der polnischen Betreuungskraft und der Familie der Pflegebedürftigen. Danuta Banasiak kümmert sich in der Nähe von Paderborn um eine stark an Demenz erkrankte Frau. Die ausgestellten Bilder zeigt die Beziehung der beiden Frauen, aber auch die Situation der Pflegerin, die ihre Heimat und ihre eigene Familie verlassen musste, um in Deutschland zu arbeiten

 
 
 

Die Angaben zur Zahl ausländischer Kräfte, die in Deutschland 24-Stunden-Betreuung verrichten, schwanken stark, da viele dieser Kräfte schwarzarbeiten. Dadurch sind sie aber nicht sozial abgesichert. Daher haben die Caritasverbände Soest, Olpe und Paderborn in Kooperation mit dem Diözesan-Caritasverband Paderborn das Projekt CariFair entwickelt: In Zusammenarbeit mit der polnischen Caritas unterstützt die Caritas in Deutschland pflegebedürftige Menschen und ausländische Arbeitskräfte gleichermaßen. Durch polnische Caritasverbände werden interessierte Arbeitskräfte in Polen geschult und auf eine Tätigkeit in deutschen Haushalten vorbereitet. Die Arbeitsverhältnisse werden zwischen den Pflegebedürftigen und der polnischen Betreuungsperson geschlossen. Die Betreuungskräfte werden nur bei Personen eingesetzt, die von einer Caritas-Sozialstation beraten, begleitet oder ambulant gepflegt werden.
Das Projekt CariFair wurde mehrfach ausgezeichnet, so mit einer Ehrung durch die Menschenrechtsbeauftragte der polnischen Regierung sowie mit dem Innovationspreis im Bereich der häuslichen Pflege, verliehen durch den Vincentz-Verlag.
Die Ausstellung „Sorgearbeit“ ist noch bis zum 28. Februar im Foyer des Kreishauses während der Öffnungszeiten der Kreisverwaltung Paderborn zu sehen.

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