05. Oktober 2017

„Erfolgsgeschichte des Naturschutzes“: Uhu erfolgreich ausgewildert

Uhju. Buhoo.

Haben einen Turmfalken freigelassen (von links): Landrat Manfred Müller, Leiter der Auffangstation für Greifvögel und Eulen in Marsberg Wilfried Limpinsel  
Haben einen Turmfalken freigelassen (von links): Landrat Manfred Müller, Leiter der Auffangstation für Greifvögel und Eulen in Marsberg Wilfried Limpinsel (Foto: Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kreis Paderborn, Anna-Sophie Schindler)

Das ist der unverwechselbare Balzgesang des Uhus. Optisch kennzeichnen ihn seine massige Gestalt, der dicke Kopf und die orangen Knopfaugen. Trotz 70 Zentimeter Körpergröße und einer Spannweite von nahezu zwei Metern ist der Eulenvogel durch sein in Brauntönen gemustertes Gefieder bestens getarnt. Auf dem Bürener Gut Böddeken haben Landrat Manfred Müller, der technischer Dezernent der Paderborner Kreisverwaltung, Martin Hübner, und Wilfried Limpinsel, Leiter der Auffangstation für Greifvögel und Eulen in Marsberg, einen gesund gepflegten Uhu freigelassen. Müller und Hübner wollten es sich nicht nehmen lassen, bei dieser außergewöhnlichen "Wiedereingliederung in die Natur" dabei zu sein.

„Der Uhu war in Deutschland fast ausgerottet. Es ist eine Erfolgsgeschichte des Natur- und Artenschutzes, dass er nun wieder zurückgekehrt ist. Er gehört zu unserer Heimat. Wir müssen gerade den Artenschutz in Zukunft stärker gewichten," sagt Müller. Hübner fügt hinzu: „Jede Art hat ihre Berechtigung und trägt zum Gleichgewicht unserer heimatlichen Natur bei.“

Wilfried Limpinsel hat den Uhu rund elf Wochen in der Essenthoer Mühle, eine Auffangstation für Greifvögel und Eulen, in Marsberg gepflegt. Am 14. Juni wurde der hilflose Eulenvogel von einem Spaziergänger in einer Felswand bei Borchen gesehen. Ein Flügel des Vogels hatte sich in einer Schlingpflanze verfangen, und er konnte sich nicht alleine befreien.

Der Spaziergänger informierte Werner Sonnabend, der im Kreisumweltamt für den Artenschutz zuständig ist. Sonnabend beauftragte einen Baumkletterer, der das Tier befreite und brachte den verletzen Uhu zu Limpinsel in die Essenthoer Mühle. Der Uhu humpelte und sein Flügel war verletzt. In der Natur hätte er nicht überlebt. „Weil er Uhu sehr selten ist, ist es wichtig dass viele Jungvögel aufgezogen werden und einen guten Start ins Leben haben“, sagt Sonnabend.

Mitte des 20. Jahrhunderts war der Uhu in Deutschland fast ausgerottet. Bereits in der Antike hatten viele Menschen Angst vor dem Uhu. Im Mittelalter nagelte man ihn zur Abwehr von Blitzen und Zauberei an Haus- und Scheunentore. Aber vor allem Jäger sahen den Uhu als Konkurrenten, da Feldmäuse, Ratten, aber auch Kaninchen, Feldhasen und Vögel bis zur Bussardgröße auf seiner Speisekarte stehen. „Es wurden regelrechte Raubzüge gegen den Uhu geführt“, sagte Sonnabend. Im 19. Jahrhundert wurden dann zusätzlich immer mehr Junguhus aus ihren Horsten genommen, um sie als Lockvögel für die Jagd auf Raben- und Greifvögel einzusetzen.

In Nordrhein-Westfalen war der Uhu Anfang der 1960er Jahre ausgerottet. 1965 begann seine Wiederbesiedlung und der gezielte Schutz. Der Naturschutzbund (Nabu) kührte den Uhu 2005 zum Vogel des Jahres und machte damit weiter auf seinen Schutz aufmerksam.

Bei der Freilassung des Uhus auf Gut Böddeken strahlt Wilfried Limpinsel. „Ich habe das schon sooft gemacht und trotzdem ist es immer wieder ein ganz besonderes Erlebnis.“ Angst kennt er nicht. Ohne Handschuhe holt er den Uhu aus seiner Kiste und nimmt ihn auf den Arm. Vor der Freilassung streift er ihm noch einen silbernen Ring über den Fuß. Er stammt von der Vogelwarte in Helgoland und ist mit einer Ringnummer und eine Kurzanschrift gekennzeichnet. „Der Ring dient der Erforschung der Vögel. Vogelkundler können sie leichter erkennen und Informationen über ihr Zugverhalten, ihre Ernährung und Lebensdauer gewinnen“, sagt Limpinsel.

Limpinsel streckt seine Arme aus. Der Uhu breitet seine Flügel aus und fliegt los. Die Flügel schlagen immer stärker, das Tier gewinnt an Höhe und lässt sich zum nächsten Baum am Waldrand treiben. „Da sitzt er“, sagt Limpinsel und folgt dem Tier mit den Augen. Mit seinem in hellen und dunklen Brauntönen gemusterten Gefieder ist er aus der Ferne nur noch zu erahnen.

Limpinsel pflegt seit 1980 pflegt in seiner Auffangstation verletzte Wildvögel gesund. Bisher konnten dadurch mehr als 5.000 Vögel wieder ausgewildert werden. Die Station wird vom Land NRW gefördert. Der Kreis Paderborn unterstützt die Station finanziell.

Landrat Manfred Müller, der technischer Dezernent Martin Hübner und Tierpfleger Wilfried Limpinsel haben auf dem Bürener Gut Böddeken auch einen Turmfalken „wiedereingliedert“. Während der Jugendfestwoche am 13. Juni wurde er dort vor der Ruine gefunden. Limpinsel pflegte auch ihn in seiner Auffangstation.

Der Turmfalke ist 35 Zentimeter groß und gehört in Deutschland zu den kleineren und zweithäufigsten Greifvögeln. Er lebt in Türmen, hohen Häusern, Scheunen oder an Waldrändern.

Uhu und Falken ausgewildert. (© Foto: Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kreis Paderborn, Anna-Sophie Schindler)

 
 
 

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