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23. September 2016

„Begegnung ist der Schlüssel“

240 Besucherinnen und Besucher diskutierten mit Fachleuten die Themen Integration und Inklusion

Organisatoren und Referenten der Konferenz für Vielfalt (von links): Prof. Dr. Bardo Herzig (Universität Paderborn), Dr. Oliver Vorndran (Leiter des Bildungs- und Integrationszentrums Kreis Paderborn), Annette Mühlenhoff (stellvertretende Dezernentin), Dr. Simone Probst (Vizepräsidentin der Universität Paderborn), Bernhard Lünz (Geschäftsführer des Kommunalen Integrationszentrums Kreis Paderborn), Dr. Christiane Mateika (stellvertretende Leiterin des Bildungs- und Integrationszentrums Kreis Paderborn), Michael Uhlich Abteilungsdirektor Bezirksregierung Detmold), Susanne Blasberg Bense (Ministerium für Schule und Weiterbildung NRW) und Landrat Manfred Müller. (Foto: Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Kreis Paderborn, Anna-Sophie Schindler ) 
Organisatoren und Referenten der Konferenz für Vielfalt (von links): Prof. Dr. Bardo Herzig (Universität Paderborn), Dr. Oliver Vorndran (Leiter des Bildungs- und Integrationszentrums Kreis Paderborn), Annette Mühlenhoff (stellvertretende Dezernentin), Dr. Simone Probst (Vizepräsidentin der Universität Paderborn), Bernhard Lünz (Geschäftsführer des Kommunalen Integrationszentrums Kreis Paderborn), Dr. Christiane Mateika (stellvertretende Leiterin des Bildungs- und Integrationszentrums Kreis Paderborn), Michael Uhlich Abteilungsdirektor Bezirksregierung Detmold), Susanne Blasberg Bense (Ministerium für Schule und Weiterbildung NRW) und Landrat Manfred Müller. (Foto: Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Kreis Paderborn, Anna-Sophie Schindler )
 
 

Ein Jahr nach der massenhaften Flucht von Menschen nach Deutschland bleibt ihre Integration eine große Herausforderung. Aber auch die Fragen der Inklusion sind noch lange nicht gelöst. Gehören Integration und Inklusion zusammen, kann man sie gemeinsam gestalten? Auf der „Konferenz für Vielfalt“ suchten Schulleiter, Wissenschaftler, Politiker und weitere Fachleute gemeinsam mit rund 240 Besucherinnen und Besucher an der Universität Paderborn nach Antworten. Eingeladen hatten das Bildungs- und Integrationszentrum (BIZ) des Kreises Paderborn gemeinsam mit der Bezirksregierung Detmold und dem Zentrum für Bildungsforschung und Lehrerbildung (PLAZ) der Universität Paderborn. Neben Vorträgen gab es Ideen- und Gedankenaustausche in Workshops und an Ideentischen.

Landrat Manfred Müller betonte bei der Eröffnung, dass es das Ziel der Bildungs- und Integrationsregion Paderborn sei, den im Kreis Paderborn lebenden, geflüchteten Menschen in der Mitte der Gesellschaft eine Chance zu geben. Der Landrat betonte gleichzeitig, dass Integration keine Einbahnstraße sei. „Es gibt klare Wertvorstellungen, die wir allen Migranten abverlangen werden. Dazu gehört das Wertegerüst des Grundgesetzes mit dem Demokratie- und Rechtsprinzip, mit der unbedingten Geltung der Grundrechte, der Gleichberechtigung von Mann und Frau, der religiösen Toleranz und dazu gehört auch die Pflicht, sich aktiv einzubringen durch Erlernen der deutsche Sprache und der aktiven Aufnahme einer Bildungslaufbahn“, bekräftigt Müller. Für diese Aufgabe brauche es Geduld und Konsequenz. Wenn er sich das Engagement von Ehrenamtlichen in den Unterkünften, in den Sportvereine und Wohlfahrtsverbänden und von Hauptamtlichen in Kitas und Schulen anschaue, dann sehe er eine starke Leistung, die Mut mache. Beim Thema Inklusion verwies der Landrat auf das Engagement des Kreises bei dem Projekt „Gestaltung einer inklusiven Bildungsregion“.

Michael Uhlich, Abteilungsleiter Schulverwaltung der Bezirksregierung Detmold, brachte die Begriffe Inklusion und Integration in einen Zusammenhang. Sowohl bei der Integration als auch bei der Inklusion gehe es um eine gleichberechtigte, gesellschaftliche Teilhabe.

Susanne Blasberg-Bense vom Landesministerium für Schule und Weiterbildung vertrat die terminlich verhinderte Ministerin Sylvia Löhrmann. Blasberg-Bense leitet im Schulministerium die Abteilung „Berufliche Bildung, Integration, Ganztag, Schulsport, Kirchen und Religionsgemeinschaften“. Die Ministerialrätin erläuterte, wie das Land die großen Themen Inklusion und Integration angeht. So gelten seit der Bildungskonferenz 2009 im Schulsystem NRW die Leitziele der bestmöglichen individuellen Förderung der Kinder und Jugendlichen, Bildungsgerechtigkeit, wohnortnahe Schulorte, die Weiterentwicklung der Ganztagsschulen und die Stärkung der Eigenverantwortlichkeit der Schulen. Das Schulsystem in ein inklusives umzubauen, „ist eine Generationenaufgabe“, betonte Blasberg-Bense. Um Lehrerinnen und Lehrer gezielt auf diese Aufgabe vorzubereiten, sei das Thema Inklusion als Baustein in allen Lehramtsstudiengängen in NRW integriert worden. Außerdem könne an sechs Universitäten des Landes Lehramt für Sonderpädagogik studiert werden. Durch den Zuzug von Geflüchteten werde auch das Thema Integration immer aktueller. Seit 2015 seien deshalb 6.000 neue Stellen für diesen Bereich geschaffen worden.

Die Vizepräsidentin der Universität Paderborn, Simone Probst, erläuterte, dass die Universität Paderborn seit dem Wintersemester 2014/15 das sonderpädagogische Lehramt anbiete. Um diesen Studiengang weiter auszubauen, würden bis 2018 insgesamt 14 zusätzliche Professuren für sonderpädagogische Förderung und Inklusion eingerichtet. In Sprachförderprojekten wie „Vielfalt stärken“ lernten die Studierenden den Umgang mit Vielfalt und Heterogenität in Theorie und Praxis. Mit diesen Angeboten stelle sich die Universität den gesellschaftlichen Herausforderungen, betonte Probst.

Anka Wittenberg von Softwareunternehmen SAP SE mit Sitz im baden-württembergischen Walldorf kennt Vielfalt aus ihrer unternehmerischen Praxis. Bei SAP arbeiten 80.000 Menschen aus über 150 Nationen und fünf Generationen zusammen. Die SAP-Managerin verantwortet das Programm „Autism at work“. Bis 2020 will SAP ein Prozent seiner 80.000 Stellen mit Menschen besetzen, die diese komplexe und neurologische Entwicklungsstörung aufweisen. Sie selbst habe dazulernen müsse, erzählte sie in Paderborn. Sonst hilfreiche Kriterien wie Kommunikations- oder Teamfähigkeit seien in Einstellungsgesprächen mit Autisten wenig sinnvoll. Sie verstellten den Blick auf deren eigentliche Kompetenzen. Deshalb führte SAP ein spezielles Assessment-Center ein. Dort müssen etwa Lego-Roboter zusammengebaut werden. „Wir müssen uns fragen lassen, ob wir den Begriff Talent richtig nutzen“, sagt Anka Wittenberg. Die Erfahrung bei der Rekrutierung autistischer Mitarbeiter habe ihr gezeigt, wie wichtig es sei, sich auf die Stärken der Menschen zu konzentrieren. Bei SAP arbeiten Mitarbeiter mit Autismus in gemischten Teams. „Diversity bedeutet für uns ein Umfeld, in dem wir die Einzigartigkeit des Individuums zulassen können“, sagt die SAP-Inklusions-Chefin.

Welche Kompetenzen freigesetzt werden, wenn der andere in seiner Individualität anerkannt wird – egal ob behindert oder Migrant – erlebt Nils Bensch jeden Tag. Der Sozialpädagoge berichtete in einem der fast zwanzig Workshops der Tagung über die Arbeit in einer Internationalen Klasse an der Bielefelder Hellingkampschule. Um junge Flüchtlinge in der Schule wirklich zu integrieren und Bildungsbenachteiligung auszugleichen, ist „ganzheitliche“ Bildung unerlässlich, sagt Bensch: Freizeitgestaltung, Sport, Kultur, alles was gemeinsame Erfahrungen und „das Sprachbad“ im Alltag erlaubt.
Eine weitere Erkenntnis von Bensch deckt sich mit den Erfahrungen der SAP-Managerin Anka Wittenberg. „Jedes Kind ist anders, hat unterschiedliche Kompetenzen, braucht seine Zeit“, sagt Jörg Bensch, „jedes Kind muss bei seinen Stärken abgeholt werden“.

5 Fotos: © Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kreis Paderborn, Anna-Sophie Schindler

 

Solche Erkenntnisse verblassen zurzeit vor der Krisenstimmung, die die öffentliche Meinung beherrscht. Professor Dr. Andreas Zick, Soziologe an der Universität Bielefeld, macht den Grund für die „anti-demokratische, antimoderne Radikalisierung“ im sozialen Wandel aus. „Die Struktur sozialer Räume ändert sich schneller als die Menschen und die Medien, die darauf reagieren.“ Gebraucht würden „Brücken der Zugehörigkeit“, damit Menschen in Kontakt kommen und ihre Konflikte ansprechen und lösen. Genau das geschehe im aktuellen Stadium zu selten, ein Großteil der Bevölkerung weiche den neuen Mitbürgern aus.

Was ist die Lösung? Zick empfiehlt denen, die haupt- oder ehrenamtlich für Inklusion oder Integration arbeiten, ein „Weiter so“, nicht entmutigen lassen, die Integrationsgemeinschaft stärken, für Toleranz einstehen. Ob das jedoch in der aktuellen Situation reicht, ist die entscheidende Frage. Schon zu Beginn der Konferenz hatte Landrat Manfred Müller den Teilnehmern Mut zugesprochen: „Wir haben die Verpflichtung, erfolgreich zu sein. Dann wird sich manches andere zurechtrücken“. Studien haben gezeigt, dass die Fremdenfeindlichkeit in Deutschland da am größten ist, wo die wenigsten Migranten leben. Da, wo weniger Begegnungen passieren. Begegnungen können ein Anfang sein.

Hier gibt´s weitere Fotos von der Konferenz für Vielfalt

Fotograf: Juan Zamalea

 
 
 

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