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29. Januar 2018

Im Rahmen des Neujahrsempfangs des Kreises Paderborn hat Landrat Manfred Müller folgende Personen/Institutionen für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet:

– Initiative „Glaubensgarten“, Bad Lippspringe – Elisabeth Brockmann, Altenbeken – Karl-Heinz Rohgengel, Lichtenau-Kleinenberg

Landrat Manfred Müller (rechts) zeichnete beim Neujahrsempfang des Kreises Paderborn Ehrenamtliche für ihr besonderes Engagement aus: Karl-Heinz Rohgengel (Lichtenau-Kleinenberg, links), Elisabeth Brockmann (Altenbeken, 2. von links) und die Initiative Glaubensgarten (Bad Lippspringe, Mitte), Gastredner des Neujahrsempfangs war Prof. Dr. Andreas Pinkwart (Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, 2. von rechts) (Foto: Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kreis Paderborn, Anna-Sophie Schindler) 
Landrat Manfred Müller (rechts) zeichnete beim Neujahrsempfang des Kreises Paderborn Ehrenamtliche für ihr besonderes Engagement aus: Karl-Heinz Rohgengel (Lichtenau-Kleineberg, links), Elisabeth Brockmann (Altenbeken, 2. von links) und die Initiative Glaubensgarten (Bad Lippspringe, Mitte), Gastredner des Neujahrsempfangs war Prof. Dr. Andreas Pinkwart (Minister für Wirtschaft, Unnovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, 2. von rechts) (Foto: Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kreis Paderborn, Anna-Sophie Schindler)

Wir haben heute Abend viel zum Thema Digitalisierung gehört. In unserer Zukunftskonferenz hat Prof. Risch schon einmal Heimat 4.0 thematisiert. Digitalisierung ist viel, aber nicht alles. Sie soll den Menschen dienen, aber der Mensch bleibt das Maß aller Dinge. Und deshalb kommen wir nun zu einem Part, der sich Digitalisierung weitgehend entzieht. „Und das ist gut so“, möchte man an dieser Stelle hinzufügen. Die Rede ist von menschlicher Zuwendung, Wärme, Größe und Erhabenheit. Der Wirtschaftswissenschaftler Dennis J. Snower hält als Konsequenz aus der Digitalisierung eine Bildungsrevolution zur Stärkung der sozialen Kompetenzen für unausweichlich. Dies habe für ihn den gleichen Rang wie das vor 500 Jahren eingeleitete Projekt, dass Menschen lesen und schreiben können sollten, sagte der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft der Deutschen Presse-Agentur. Mit diesen Fähigkeiten werde kein Mensch geboren. Er müsse sie sich aneignen. Und weil sich ein Großteil der Menschheit das angeeignet hat, habe sie große Fortschritte gemacht. Sehr geehrte Damen und Herren, damit dürften wir auch in dieser Hinsicht Modellregion sein. Ich habe nun die große Ehre, Ihnen Menschen und eine Initiative vorzustellen, die genau das jeden Tag vorbildlich leben.


Initiative Glaubensgarten im Rahmen der Landesgartenschau in Bad Lippspringe
Wir haben im vergangenen Jahr eine Renaissance des Begriffs der Heimat erlebt. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass die Menschen Angst haben, dieses Vertraute, sich daheim fühlen, für das Heimat auch steht, angesichts der dramatischen Veränderungen zu verlieren. Angst ist natürlich. Wie geht man mit ihr um?
Begegnungen können der Anfang sein. Wie Kulturen und Religionen zueinander finden können, zeigt die Initiative Glaubensgarten. Ihr ist es gelungen, im Rahmen der Landesgartenschau in Bad Lippspringe einen Ort der Begegnung schaffen. Es sollte darum gehen, voneinander und miteinander zu lernen. Grenzen zu überwinden, ohne neue zu setzen. Sieben Weltreligionen, Bahá'í, Buddhismus, Christentum, Hinduismus, Islam, Judentum und Sikhismus, wurden zusammengebracht, Rituale, Glaubensverständnisse und Traditionen in vielen Gesprächen erläutert. In dem Wissen, dass nur so Vorurteile und Missverständnisse abgebaut bzw. geklärt werden können. Durch eine sehr achtsame und wertschätzende Grundhaltung der Gruppe gegenüber vielfältigen Lebenskonzepten und Glaubensüberzeugungen sei es zudem gelungen, dass sich die fünf christlichen Gemeinden zu einem gemeinsamen Auftritt auf der Landesgartenschau entschlossen haben, heißt es in der Vorschlagsbegründung. Über 130 ehrenamtlich Tätige waren vor Ort, um in den täglichen Öffnungszeiten Besucherinnen und Besucher für Gespräche zur Verfügung zu stehen. Die Bilanz klingt wie eine Aneinanderreihung der Superlative: 700 Besucher pro Tag, 54 öffentliche Führungen, 372 Andachten, 3000 ehrenamtlich geleistete Stunden….Unterstützt wurde diese Arbeit durch die evangelische und katholischen Kirchengemeinde Bad Lippspringe, das Dekanat Paderborn und den Evangelischen Kirchenkreis Paderborn. Der Glaubensgarten bleibt. Gestern Abend hat der Vorsitzende der Schura Paderborn ein Haus der Religionen vorgeschlagen in Paderborn. Das gibt es schon. Zumindest als Gartenhaus der Religionen. In Bad Lippspringe. Es wird auch künftig für vielfältige Begegnungen sorgen. Eine Auszeichnung der Initiatoren wäre Anerkennung der geleisteten Arbeit und zusätzliche Motivation für viele Ehrenamtliche, ihre Arbeit fortzusetzen, heißt es in der Vorschlagsbegründung. Ja da können wir doch gar nicht anders, als unseren Beitrag zu leisten, diese zarten Pflanzen, die dort gesetzt wurden, diesen Glaubensgarten mit seiner Gesprächskultur, auch weiter zu pflegen. „Man ist dem Herzen Gottes nirgendwo näher auf der Welt als in einem Garten“, sagt dazu die amerikanische Dichterin Frances Gurney.


Elisabeth Brockmann
Ich stehe hier vor Ihnen am Rednerpult. Ich spreche zu Ihnen, Sie hören mir zu. Hinterher reden wir miteinander. Völlig selbstverständlich. Das nennt man gemeinhin Kommunikation. Dass das eben nicht selbstverständlich ist, sondern auch ein Riesenglück, das weiß Elisabeth Brockmann. Sie erkrankte im Alter von 2 Jahren an Scharlach und Masern. Zurück blieb die Stille, die fortan ihr Leben begleiten sollte. Eine Stille, die in so mancher Stunde ihres Lebens unerträglich laut gewesen sein dürfte. Wir Hörenden können Taubheit kaum nachvollziehen. Wir beginnen zu verstehen, wenn wir uns damit beschäftigen. Blindheit trennt von Dingen.
Gehörlosigkeit trennt von den Menschen. Taubblindheittrennt von Dingen und Menschen. Das alles, liebe Frau Brockmann, mussten sie schon als kleines Kind erfahren. Denn sie wuchsen letztlich nicht in ihrer Familie, sondern in der Gehörlosenschule in Büren, im Pflegehaus Anna Hoffmann, auf. Sie bewegten sich, wie Sie es selbst beschreiben, zwischen zwei Welten. In ihren Werken, Sie sind auch Buchautorin, findet sich das Gedicht „Türen“ von Eva Sommer. Dort heißt es: ..muss nun Wege neu ergründen, darf auch Türen nicht verpassen, die sich von mir öffnen lassen. Deren Schlüssel gilt`s zu finden, will ich Grenzen überwinden“. Sie haben ihre Türen und die passenden Schlüssel gefunden: Sie engagieren sich ehrenamtlich und sehr engagiert als stellvertretende Vorsitzende des Paderborner Vereins für Hörgeschädigtenhilfe. Bereits 1997 wurden Sie als Stellvertretende Obfrau der Katholischen Gehörlosenvereine in der Erzdiözese Paderborn gewählt. Sie haben aber noch eine andere Tür geöffnet und Menschen damit Gehör verschafft, die unvorstellbares Grauen erlebt haben. Sie haben jenen eine Stimme gegeben, die auch heute noch voller Scham darüber schweigen, was die Nationalsozialisten ihnen angetan haben. Wir erinnern uns: Am 1. Januar 1934 trat das so genannte Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses in Kraft. In den folgenden Jahren wurden mindestens 400.000 Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen zwangssterilisiert. Mehr als 300.000 vermeintlich „erbkranke“ Menschen wurden ab 1939 in den so genannten „Euthanasie-Tötungsanstalten“ ermordet. Auch Gehörlose waren von dem Gesetz betroffen. Liebe Frau Brockmann, Ihr Ehemann, Jahrgang 1937, der an seinem dritten Geburtstag an Meningitis erkrankte und seither auch gehörlos ist, hatte schlicht Glück, dass er diesem Gesetz nicht zum Opfer fiel. Vielleicht hat aber genau auch das Sie motiviert, zu recherchieren und die NS-Verbrechen auch an Gehörlosen aufzudecken, weil es lange Zeit weder von der Forschung noch von der Öffentlichkeit beachtet wurde, schreiben Sie. Dabei leiden die Betroffenen bis heute. Entstanden ist daraus ein Buch mit dem Titel „Euthanasie und Zwangssterilisation zwischen 1933 und 1945, indem Opfer und Zeitzeugen ihre erschütternden Geschichten erzählen. So wie beispielsweise Margot Depenbusch, die als Kind mit Giftspritzen getötet werden sollte, weil sie gehörlos war. Ihr Vater rettete sie in letzter Sekunde – mit dem Gift im Körper - aus dem Krankenhaus und wäre für diese so genannte Entführung beinahe von den Nationalsozialisten ermordet worden.
Liebe Frau Brockmann, Sie haben mit ihren mutigen und engagierten Recherchen einen Beitrag gegen das Vergessen geleistet. Sie haben uns diese Tür des Erinnerns geöffnet, die niemals geschlossen werden darf. Dafür zeichnen wir Sie heute aus. Sie machen gleichzeitig den Menschen Mut, eigene Grenzen zu überwinden, Türen zu suchen, sie zu öffnen und hindurchzugehen. Ich hoffe sehr, dass Ihr Beispiel viele andere motivieren wird, ihre passenden Schlüssel zu suchen und zu finden – für sich und andere.


Karl-Heinz Rohgengel
Ich stellte Ihnen nun jemand vor, der auch seine Tür gefunden und in seinem Herzen Platz gemacht hat für ein ganzes Dorf. Karl-Heinz Rohgengel habe sich um Sport, Kultur und die Infrastruktur von Kleinenberg verdient gemacht, heißt es in der Vorschlagsbegründung: Ich werde nicht alles aufzählen können, aber Sie werden gleich einen Menschen kennenlernen, der alle westfälischen Tugenden wie Bodenständigkeit, Beharrlichkeit und Verlässlichkeit in sich vereint. Nahezu fünf Jahrzehnte gehört er dem DJK Blau-Weiß Kleinenberg an. 1975 baute er mit dem ehemaligen DJK-Diözesanvorsitzenden Ferdinand Bunte eine rechtlich und finanziell autarke Jugendabteilung auf. Dieses stellte zu jener Zeit ein Novum im Kreis dar, heißt es. Ihm sei es gelungen, unzählige Kinder für den Vereinssport zu begeistern. 11 Jahre lang trainierte er Jugendmannschaften, auch die neu gegründete Damenfußballmannschaft, und legte damit den Grundstein für die sehr erfolgreichen Fußballjahre in der Bezirks- und Landesliga, die den Verein überregional bekannt machten. 1992 gelang es mit seiner Hilfe, in Eigenleistung eine Turn- und Sporthalle in Kleinenberg zu bauen, die 2013 komplett saniert werden konnte. Unzählige Stunden habe er auf dem Bau verbracht. Seit 1995 ist er ununterbrochen bis heute Kassierer des Vereins. Karl-Heinz Rohgengel begleitete und begleitet bis heute auch die Karnevalsveranstaltungen des Vereins. „Er ist mit Herz und Hand aktiv“, heißt es in der Vorschlagsbegründung. Den Förderverein Heimathaus Kleinenberg begleite er seit seiner Gründung. Ziel war es, die Kleinenberger Küsterschule vor dem Abriss zu bewahren und für nachfolgende Generationen als Heimathaus zu erhalten, als einen Ort der Kommunikation und der Gemeinschaft. Pfarrkirche und Heimathaus bilden heute ein einmaliges Ensemble für Veranstaltungen. Er habe sich insgesamt um die Infrastruktur des Dorfes verdient gemacht, die 1999 als Kulturmusterdorf gewürdigt worden war. Das Ehrenamt ist seit Jahrzehnten treibende Kraft in den Ortschaften des Kreises, ohne die vielerorts Stillstand und Tristesse herrschen würde, heißt es in der Vorschlagsbegründung. – Ja, das stimmt, und in Kleinenberg trägt diese treibende Kraft seinen Namen: Wir ehren heute Karl- Heinz Rohgengel.

 
 
 

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