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28. November 2019

Nur wenn jeder Handgriff sitzt, hat der Patient eine Überlebenschance

Kreis Paderborn setzt im Rettungsdienst neuartige Simulationspuppe für traumatologische Notfälle ein

Intubieren eines Patienten lässt sich dank realistischer Darstellung des Rachens hervorragend üben – Mathias Duschel (SkillQube, links stehend) überwacht die Übung während Tobias Starke (Leiter Rettungsdienst) intubiert, assistiert von David Schule. Die Infusion hält Ausbilder Jörg Bokelmann.   links am Kopf: Herr Duschl, Fa. SkillQube den Hals fixierend: das bin ich ;) hinter dem Kopf stehend im weißen Hemd: Tobias Starke, Leiter Rettungsdienst die Infusion haltend: Jörg Bokelmann, Ausbilder Bildrechte: Kreis Paderborn, Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Meike Delang 
Intubieren eines Patienten lässt sich dank realistischer Darstellung des Rachens hervorragend üben – Mathias Duschel (SkillQube, links stehend) überwacht die Übung während Tobias Starke (Leiter Rettungsdienst) intubiert, assistiert von David Schule. Die Infusion hält Ausbilder Jörg Bokelmann. links am Kopf: Herr Duschl, Fa. SkillQube den Hals fixierend: das bin ich ;) hinter dem Kopf stehend im weißen Hemd: Tobias Starke, Leiter Rettungsdienst die Infusion haltend: Jörg Bokelmann, Ausbilder Bildrechte: Kreis Paderborn, Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Meike Delang

„Wir Rettungskräfte sind wie Piloten: Da muss im Einsatzfall jeder Handgriff sitzen, die Aufgabenverteilung und Kommunikation im Team muss glasklar sein. Und es heißt, in größten Stresssituationen Ruhe und Überblick zu behalten, während gleichzeitig EKG- und Beatmungsgeräte piepen und der Patient vor Schmerzen schreit“, erklärt David Schulte, Notfallsanitäter und Ausbilder im Rettungsdienst des Kreises Paderborn.

Und wie Piloten im Flugsimulator, üben auch die Retter regelmäßig ihre Einsätze, um Fehlerquellen aufzudecken und Routine zu bekommen. Nun gibt es dafür in der Kreisfeuerwehrzentrale in Ahlen ein neues Hilfsmittel: eine Simulationspuppe, die durch ihr realistisches Aussehen besticht.
Von „Wahnsinn!“ bis „gruselig“ reichen die ersten Reaktionen der insgesamt 14 Praxisanleiter, die ihre Kollegen an dieser Puppe aus- und fortbilden werden. Nur etwa 30 Exemplare solcher Simulationspuppen sind in Deutschland zurzeit im Einsatz. Daher bekamen die Praxisanleiter nun durch Mathias Duschel von der Herstellerfirma SkillQube eine ausführliche Einweisung über die vielfaltigen Übungsmöglichkeiten. Mit der bekannten Beatmungspuppe aus dem obligatorischen Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein hat dieser Ken nicht viel zu tun. Vielmehr ist dies eine Simulationspuppe für traumatologische Notfälle, also große Verletzungen nach Autokarambolagen, Stürzen oder Unfällen in Betrieben oder mit landwirtschaftlichen Geräten. An ihr wird die Erstversorgung von Amputationsverletzungen, schwere Verbrennung, Knochenbrüche oder Eingriffe wie der Thoraxentlastungspunktion, bei welcher der Brustkorb mit einer großen Nadel punktiert wird, geübt.

Mathias Duschel (SkillQube, Mitte) zeigt Ausbilder Jörg Bokelmann wie an der Puppe das richtige Intubieren eines Patienten üben lässt. Praxisanleiter Michael Linnemann schaut interessiert zu.  Bildrechte: Kreis Paderborn, Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Meike Delang
Mathias Duschel (SkillQube, Mitte) zeigt Ausbilder Jörg Bokelmann wie an der Puppe das richtige Intubieren eines Patienten üben lässt. Praxisanleiter Michael Linnemann schaut interessiert zu. Bildrechte: Kreis Paderborn, Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Meike Delang
Nach den ersten Übungen macht sich unter den Praxisanleitern Begeisterung über die Realitätsnähe breit. „Wenn ich den Knochen anbohre, um dort Medikament einzuspritzen, kann ich sogar Knochenmarkt rausziehen“, staunt Praxisanleiter Michael Linnemann. Nicht nur Knochenmarksflüssigkeit läuft, es spritzt auch Blut aus den Wunden oder im Mund und Rachen sammelt sich Spucke. „Ich trau mich gar nicht in den Mund zu greifen, weil ich denke, der beißt gleich zu“, sagt ein anderer Praxisanleiter nur halb im Scherz, während er gerade einen Beatmungsschlau in den Rachen der Puppe schiebt.
Die Vorteile einer solchen Simulationspumpe in der Aus- und Fortbildung liegen auf der Hand. „Wir üben sonst manchmal an Schweinehälften. Aber die haben weder Rippen, die ich ertasten kann, noch Haut“, so Schulte. Je realistischer aber der Widerstand der Haut oder des Knochens ist, je realitätsgetreuer die Nachbildung des Rachens oder die Schärfe der Zähne im Mund ist, umso mehr Sicherheit kann für den Ernstfall erlangt werden. Gleichzeitig werden nicht nur die fachlichen Handgriffe, sondern auch der Umgang mit stressigen Situationen geübt. „Es ist etwas ganz anderes, ob ich irgendwo ein Plastikbein hinlege und mir den Rest vorstellen muss. Oder ob ich, wie bei der neuen Simulationspuppe, den blutigen Stumpf sehe, der abgerissene Fuß danebenliegt und sich darunter eine Blutlache sammelt“, erklärt Linnemann. Die Simulationspuppe verfügt deshalb sogar über einen Bluetooth-Lautsprecher, über den der Ausbilder zum Beispiel Schmerzensschreie des Patienten einspielen kann.
Der Kreis Paderborn ist zuständig für den Rettungsdienst im gesamten Kreisgebiet mit Ausnahme der Stadt Paderborn. Traumatologische Verletzungen, wie sie an dieser Puppe geübt werden, machen rund ein Fünftel der ca. 15.000 Rettungsdiensteinsätze im Jahr des Kreises aus. Dann können Kleinigkeiten über das Überleben des Patienten entscheiden. „Gerade Situationen, denen wir nicht täglich auf unseren Rettungseinsätzen begegnen, müssen immer wieder intensiv geübt werden. Deshalb begrüße ich es sehr, dass der Kreis Paderborn nun diese, in dieser Art einzigartige und in Deutschland noch sehr seltene Simulationspuppe zu Ausbildungs-und Fortbildung der Rettungskräfte einsetzt“, erklärt Marc Hammerstein, Leiter der Feuerwehrzentrale des Kreises Paderborn.
 
 
 

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