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16. Oktober 2019

„Pflege ist keine Rennstrecke sondern Langstreckenlauf“

Brennpunkt Pflege in Paderborn mit neuen Ideen, wie man Fachkräfte gewinnen und halten kann -

Brennpunkt Pflege in Paderborn. Roland Weigel (10. von links), neben ihm Dr. Annette Nauerth und Andreas Heiber gaben Unternehmen der Gesundheits- und Pflegebranche wertvolle Impulse mit auf den Weg. Dr. Angela Siebert (sechste von links) vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL, Edith Rehmann-Decker (hintere Reihe, dritte von links), Leiterin der Servicestelle Wirtschaft der Kreisverwaltung Paderborn und Margot Becker (zweite von links) vom Paderborner Sozialamt hatten den Brennpunkt vorbereitet Bildnachweis: Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kreis Paderborn, Michaela Pitz 
Brennpunkt Pflege in Paderborn. Roland Weigel (10. von links), neben ihm Dr. Annette Nauerth und Andreas Heiber gaben Unternehmen der Gesundheits- und Pflegebranche wertvolle Impulse mit auf den Weg. Dr. Angela Siebert (sechste von links) vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL, Edith Rehmann-Decker (hintere Reihe, dritte von links), Leiterin der Servicestelle Wirtschaft der Kreisverwaltung Paderborn und Margot Becker (zweite von links) vom Paderborner Sozialamt hatten den Brennpunkt vorbereitet Bildnachweis: Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kreis Paderborn, Michaela Pitz

Deutschlandweit fehlen 40.000 Pflegekräfte. Tendenz steigend. Im Kreis Paderborn sind nach Angaben der Agentur für Arbeit in Paderborn in der Pflege etwa 70 bis 80 offene Stellen unbesetzt. Während vor fünf Jahren die Neueinstellung bis zu 100 Tage dauerte, sind es derzeit im Schnitt bis zu 6 Monate. Wie können Fachkräfte für das eigene Unternehmen in der Gesundheits- oder Pflegebranche gewonnen und gehalten werden? Womit können Betriebe bei den Beschäftigten punkten?

Mit Geld allein ist es nicht getan

Antworten gab der Brennpunkt Pflege in Paderborn: Mit Geld allein sei es nicht getan. Auch die Rahmenbedingungen müssten stimmen, damit die überwiegend weiblichen und in Teilzeit Beschäftigten Beruf und Familie miteinander vereinbaren könnten. Gefordert wurde auch ein neues Selbstbewusstsein, gerade in der ambulanten Pflege, wo Beschäftige vor Ort eine hohe Verantwortung wahrnehmen und allein entscheiden, ohne Team und Ärzte an der Seite, wie das in Krankenhäusern der Fall ist. Vermittelt werden müsse zudem ein positives Bild: Das Berufsfeld Pflege sei attraktiv, vielseitig und zukunftssicher. Am besten vermitteln könnten das mit Mitarbeitenden selbst: Hier setzt die Kampagne „Wir können Pflege an“, in der keine Agenturbilder sondern echte Gesichter gezeigt werden: Mitarbeiter wirkten darin mit als Markenbotschafter und berichten authentisch von ihrem Alltag.

Nicht alle haben Kinder, aber Eltern und Angehörige.

Nach der Eröffnung durch Dr. Angela Siebert vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL und Edith Rehmann-Decker, Leiterin der Servicestelle Wirtschaft der Paderborner Kreisverwaltung, starteten Vorträge, die den anwesenden Unternehmen der Gesundheits- und Pflegebranche neue Impulse mit auf den Weg gaben.
Nicht alle Beschäftigte in der Pflegebranche hätten Kinder, aber Eltern und Angehörige. Auch sie müssten beides meistern, den beruflichen und familiären Alltag. Weg von dem Früh-, Spätschicht- Modell hin zu flexiblen Arbeitszeitmodellen und „dabei einfach mal um die Ecke denken“, lautete der Rat von Andreas Heiber von der Unternehmensberatung „System & Praxis“ in Bielefeld. Frühstücksgruppen für Beschäftigte mit Bringdienst zu Kindergärten und Schulen, wenn Arbeitsbeginn und Öffnungszeiten nicht übereinstimmen, eine Tagesmutter für den Pflegedienst, Kooperation der Anbieter untereinander bei personellen Engpässen bis hin zur Einrichtung von Notgruppen und gemeinsamer Rufbereitschaft könnten wirksam entlasten.


Fachkräfte finden und halten mit lebensphasenorientierten Arbeitszeitmodellen.


„Schauen Sie sich Ihr Team an“, empfahl Prof. Dr. Annette Nauerth von der Fachhochschule Bielefeld, um passende Arbeitszeitmodelle zu finden. In ihren Studien beobachteten sie immer wieder, dass ältere Pflegekräfte 50 + ihr Privatleben oft um den Beruf herum organisierten, sich abseits vom Job zurückziehen würden, um Enkel und pflegebedürftige Angehörige zu betreuen. Sie seien teilweise so erschöpft, dass zunehmend private Verpflichtungen abgesagt würden. Deshalb legten sie nicht so viel Wert auf freie Wochenenden sondern eher auf kürzere Schichten, um den Belastungen gewachsen zu sein. Arbeitszeitmodelle, die darauf reagierten, könnten gerade älteren Beschäftigten zu mehr Lebensqualität verhelfen und sie in dem Beruf halten. Jüngere hingegen hätten differenzierte Bedürfnisse, forderten planbare Schichten, pflegten zeitaufwendige Hobbies und legten Wert auf Urlaube, die sie nicht ein Jahr im Voraus planen möchten. Nauerth stellte eine Software, das Filip-Tool vor, welches helfe, das alles intelligent in Form einer Personaleinsatzplanung zusammenzubringen. Dazu würden die Bedürfnisse der Pflegekräfte zuvor mittels Interviews und einer Fragebogenerhebung erfasst und zusammen mit dem Pflegeaufwand der Patientinnen und Patienten ins System eingespeist.

Mitarbeiter als Markenbotschafter: Selbstbewusstsein schafft Image.


Selbstbewusstsein schafft Image: Roland Weigel von der Konkret Consult Ruhr GmbH, riet erst einmal dazu, „weniger zu stöhnen“, denn sonst werde man irgendwann nicht mehr ernst genommen. Die eigentliche Herausforderung stehe noch bevor, nämlich dann, wenn die so genannte Babyboomer-Generation in Rente gehe und die Pflege vor ganz andere Herausforderungen stelle. „Pflege ist keine Rennstrecke sondern Langstreckenlauf“, sagte Weigel. Deshalb müssten „alle Kanäle bespielt werden“, um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Weigel stellte die Kampagne „Wir können Pflege!“ und Beispiele gelungener Arbeitgeberinitiativen vor. Ziel sei es, die „echten“ Gesichter der Pflege zu zeigen und in Form von Videos und großflächigen Plakataktionen sowie über Social-Media-Kanäle zu informieren und für den Beruf zu werben. Sätze wie „Das was Du machst könnte ich nicht“ zeigten, dass die wenigsten wüssten, was genau eigentlich Pflege heißt und wie attraktiv und vielseitig die Arbeit sei und was da man da tatsächlich verdienen könne. Dazu wurden Auszubildende und Pflegekräfte interviewt, die aus ihrem Alltag berichten, von Menschen mit interessanten Biographien erzählen, die sie in ihrer Arbeit kennenlernen und dabei wie Jana entdecken, „das ist genau mein Ding“.

Veranstalter des Brennpunktes bei INVIA St. Lioba in Paderborn waren das Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL, die Wirtschaftsförderung, die Gleichstellungsstelle und das Sozialamt des Kreises Paderborn.

Vorträge der Referenten

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