Kopfweiden

Kopfweidenreihe Barbruch 
Kopfweidenreihe im Barbruch - Foto: Umweltamt Kreis Paderborn

Kulturhistorische und naturschutzfachliche Bedeutung

Im Kreis Paderborn prägen einzelne imposante Kopfweiden sowie ausgedehnte Kopfweidenreihen das Landschaftsbild insbesondere in den Niederungsgebieten und Naturschutzgebieten rund um Lippe, Heder, Ems und Alme. Ihre derzeit noch vorhandenen umfangreichen Bestände spiegeln die herausragende kulturhistorische Bedeutung der Bäume im Kreis Paderborn wieder. Besonders viele Kopfweiden können Sie zum Beispiel auf einer Radtour auf dem Almeradweg zwischen Kirchborchen und Niederntudorf oder auf einem Spaziergang durch die Gunnewiesen zwischen Thüle und Scharmede erleben.

Die Kopfweiden wurden häufig entlang von Weg- und Grundstücksgrenzen als Markierung oder an Fließgewässern und Gräben zur Uferbefestigung gepflanzt. Die häufigsten verwendeten Arten sind die Korbweide, die Silberweide und die Bruchweide. Nach der ersten Einkürzung werden die zahlreichen Austriebe am sogenannten Kopf alle 2-5 Jahre - je nach Weiterverwendung - “geschneitelt“. Im Laufe der Zeit bildet der Baum seine typische Verdickung - den „Kopf“ - aus.

Kopfweiden dienten in früheren Zeiten vielfältigen Zwecken. Junge Triebe wurden von den Korbmachern als Flechtmaterial für vielerlei Gebrauchsgegenstände wie Körbe, Fischreusen oder Sitzmöbel verwendet. Etwas dickere Äste dienten u.a. zur Herstellung von Werkzeugstielen, Zaunpfosten und Bohnenstangen. Die noch stärkeren Austriebe nach etwa 10 Jahren wurden als Brennmaterial z.B. gebündelt zum Anheizen im Backofen verwendet.

Gleichermaßen bedeutsam ist ihre Funktion im Naturhaushalt. Kopfweiden bilden auf engstem Raum ein eigenes Kleinstökosystem aus. Im Laufe ihres Lebens entsteht ein einzigartiges Nebeneinander von jungen Trieben, Holz in den unterschiedlichsten Zerfallsstadien, zahlreichen Nischen und Hohlräumen sowie Ansammlungen von zersetztem Mulm. Denn Weiden sind Weichhölzer, die kein Kernholz und keine wirksamen Abwehrstoffe gegenüber Pilzen und Bakterien entwickeln. Gerade durch die Nutzung als Kopfbaum entstehen aber regelmäßig Verletzungen an den Schnittstellen, an denen das Holz zu faulen beginnt und sich nach und nach zersetzt. Gleichzeitig haben Weiden eine außerordentlich hohe Regenerationskraft und treiben schnell wieder aus.

Kopfweiden sind Wohnstätte und Nahrungsgrundlage für sehr viele Insekten (über 1.000 Arten) wie Schmetterlinge, Wildbienen oder Käfer, die ihre Blätter, Knospen, Blüten und ihr Holz nutzen. Die frühen Blüten sind erste Nahrungsquelle zahlreicher Bienenarten. Auch die Honigbiene bringt die Pollen als erste Tracht des Jahres in die Stöcke. Einige Schmetterlingsraupen ernähren sich nur von den Blättern der Gattung Salix und auch einige holzzersetzende Käferarten sind auf Weidenholz spezialisiert.

Der dichte Kopf, die Höhlen und Nischen dienen als Brut- und Ruhestätten von Vögeln wie Steinkauz, Gartenrotschwanz, Weidenmeise oder Feldsperling, von Fledermäusen, Kleinsäugern, Wespen und Hornissen. Aufgrund der zahlreichen Insektenbewohner bietet sich ihnen ein reich gedeckter Tisch. Flechten, Moose, Algen und Baumpilze besiedeln den Stamm und sogar höhere Pflanzen und Gehölze wie Wildrosen oder Schwarzer Holunder können in der Mulmauflage Wurzeln schlagen.

Förderung von Pflegemaßnahmen

Heute wird das Schnittgut der Kopfweiden - wenn überhaupt - nur noch als Hackschnitzel in Heizungsanlagen verwendet. Die früher aus Weiden handgefertigten Waren wurden zunehmend durch industriell hergestellte Produkte ersetzt. Bleibt die Pflege zu lange aus, wird die Weide „kopflastig“ und bricht früher oder später auseinander.

Bei einem fachgerechten Schnitt werden die aufgewachsenen Weidenstämme bis zu den äußeren Rändern des Kopfes der Weide zurückgeschnitten, es sind keine überstehenden Äste mehr vorhanden und die Schnittflächen sind möglichst glatt und schräg geschnitten. Informationen zur fachgerechten Pflege finden Sie hier und im Download-Bereich.

In der Regel werden solche Pflegearbeiten von den Eigentümern, Bewirtschaftern der angrenzenden Flächen oder Naturschutz- und Heimatvereinen durchgeführt. Für die Schneitelung können Fördermittel zur Verfügung gestellt werden, die zum langfristigen Erhalt der Kopfweiden beitragen sollen.

Fördervoraussetzungen

  • Es handelt sich um naturschutzfachlich bedeutsame Einzelbäume oder Kopfbaumreihen in der freien Landschaft oder am Ortsrand, die seit mindestens 7 Jahren nicht mehr geschnitten wurden und bei denen auch aktuell noch nicht mit einem Pflegeschnitt begonnen wurde. Im Einzelfall ist ein abweichendes Pflegeintervall möglich.
  • Ein fachgerechter Schnitt erfolgt während der Zeit vom 1. Oktober bis 28. Februar. Das Schnittgut wird von der Fläche abgeräumt und ordnungsgemäß entsorgt.

Antragsverfahren

Die Pflege der Kopfweiden kann mit bis zu 60,00 € pro Baum aus Mitteln des Naturschutzes gefördert werden. Ein Anspruch auf Förderung besteht nicht. Sie erfolgt nach fachlicher Einschätzung der Naturschutzbehörde und im Rahmen verfügbarer Haushaltsmittel.

Um eine Förderung für das folgende Winterhalbjahr (1. Oktober - 28. Februar) zu erhalten, stellen Privatpersonen Ihren Antrag frühzeitig bei der Unteren Naturschutzbehörde des Umweltamtes. Juristische Personen des Privatrechts (u.a. eingetragene Vereine, Unternehmen) können ihre Anträge direkt bei der Bezirksregierung Detmold, Leopoldstr. 15, 32756 Detmold einreichen (Bagatellgrenze 1.000,- €).

Bitte beachten Sie, dass die Pflege der Kopfweiden erst nach Bewilligung der Förderung begonnen werden darf!

Das Antragsformular finden Sie hier.

Fügen Sie dem Antrag aussagekräftige Fotos der Kopfweiden sowie Karten (Luftbild im Maßstab 1:1000 und eine Übersichtskarte im Maßstab 1:5000) mit den eingezeichneten Standorten und der genauen Anzahl der Kopfweiden bei. Sollten Sie nicht selbst Eigentümer sein, wird eine Einverständniserklärung des Eigentümers im Antragsformular benötigt.

TIPP: Bei Tim-Online (www.tim-online.nrw.de/tim-online2/), einem Kartenportal des Landes NRW, können Sie Katasterdaten und Luftbilder aufrufen und online Standorte von Einzelbäumen und Kopfbaumreihen als Punkte und Linien eintragen. Die Kartenausschnitte können Sie auch speichern und ausdrucken.

Bei Rückfragen nehmen Sie Kontakt mit dem örtlich zuständigen Ansprechperson auf, der dem Flyer Kopfweiden zu entnehmen ist.

 
 
 

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