Pressemeldung vom 12.03.2012

Von der Kita bis zum Job: Mit Integrationszentren Chancen verbessern – Integrationskonferenz des Kreises Paderborn tagte zum 5. Mal

Kreis Paderborn (krpb). Im Auftaktjahr 2007 kamen 60 Interessierte. Drei Jahre später folgten 120 Personen der Einladung des Kreises Paderborn zur jährlichen Integrationskonferenz. Diese Zahl wurde nun noch einmal getoppt. „Ich bin überwältigt“, mit diesen Worten begrüßte Landrat Manfred Müller die mehr als 170 Gäste der 5. Integrationskonferenz des Kreises Paderborn. „Es zeigt, dass Ihnen und uns allen das Thema Integration am Herzen liegt und das kreisweite Vernetzungsangbot gern angenommen wird“, freut sich Müller über das Engagement aller Beteiligten. Integration sei ein wichtiges Zukunftsthema, die in den Kreis zugewanderten Menschen seien kulturell wie auch wirtschaftlich ein großer Gewinn. Interkulturelle Kompetenz sei in einer immer globaler werdenden Welt eine Schlüsselqualifikation für die derzeitige und kommende Schülergeneration.

Um sowohl Strukturen und Prozesse zur Integration von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zu verbessern und Angebote zu schaffen als auch Trends und Perspektiven aufzuzeigen, arbeiten die Akteure in kommunalen Stellen, Migrationsfachdiensten, Selbsthilfeorganisationen oder freien Trägern seit dem Jahr 2007 auf Grundlage des Integrationskonzeptes und im Rahmen des KOMM-IN-Prozesses des Kreises zusammen. Eine abgestimmte Integrationsarbeit gelinge auch nur dann, „wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen“, so Müller, der alle Teilnehmer dazu ermunterte, ihr Engagement auch weiterhin publik zu machen und die Vernetzungsstruktur „mit Leben zu füllen“. Denn Integration sei nicht nur ein Thema für Spezialisten. Es berühre alle Belange.

Chancen und neue Gestaltungsmöglichkeiten für die Integrationsarbeit vor Ort verspricht das aktuelle, am 8. Februar im Landtag verabschiedete, Teilhabe- und Integrationsgesetz des Landes NRW. Um es den Akteuren in Paderborn und Umgebung näher zu bringen, war Anton Rütten, Abteilungsleiter für den Bereich Integration im Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes, in die Domstadt gereist. Seit 1987 sei er in der Landesregierung tätig, aber noch nie in Paderborn gewesen, bedauerte Rütten. Und dabei sei „Paderborn als aktiver Kreis durchaus in Düsseldorf bekannt“.

Respekt zollte auch der Fachmann den vielen Anwesenden. Dass sie alle gekommen sind, „spricht für eine gute Vernetzung nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Praxis“.

„Wir wollen in NRW verbindliche Strukturen schaffen, dafür brauchen wir ein Integrationsgesetz“, so habe es Ministerpräsidentin Hannelore Kraft im September 2010 in ihrer Regierungserklärung formuliert. Das Ziel der Landesregierung sei es deshalb unter anderem gewesen, mit dem neuen Gesetz Verbindlichkeiten und Klarheit darüber zu schaffen, wie Integration verstanden wird und von Seiten des Landes gefördert werden kann. „Integration entscheidet sich vor Ort, im Zusammenleben. Es bedarf Kooperationspartner und einer flächendeckenden Infrastruktur“, erklärte Rütten und betonte in diesem Zusammenhang auch eine deutliche Stärkung der Arbeit und Zusammenarbeit von Migrantenorganisationen. Denn Toleranz sei keine einseitige Einstellung, sondern gelte immer in beide Richtungen, so Rütten.

Künftig möchte das Land unter anderem gezielt Migrantenorganisationen fördern, darüber hinaus auch in Gremien, die einen Bezug zu Belangen der Menschen mit Migrationshintergrund aufweisen, mit Menschen mit Migrationshintergrund zusammenarbeiten.

Um „den ländlichen Raum besser zu versorgen“, seien künftig in den kreisfreien Städten und den Kreisen, die über ein Integrationskonzept verfügen, auch kommunale Integrationszentren angedacht. Verschmolzen werden sollen dazu die bisherigen „Regionalen Arbeitsstellen zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien“ sowie die Förderlinie „KOMM-IN“. Die Integrationszentren, welche in Abstimmung mit den kreisangehörigen Städten und Gemeinden eingerichtet werden können, sollen künftig die kommunale Integrationsarbeit vor Ort koordinieren und durch gezielte Angebote von der Kita bis zum Übergang in den Beruf auch dabei helfen, die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu verbessern.

Erste Chancen und Gestaltungsspielräume sehen auch die Teilnehmer der Konferenz bereits jetzt im neuen Gesetz. Es biete Möglichkeiten, alle Beteiligten an einen Tisch zu holen, den Dialog zwischen den ver­schie­denen Akteuren auf Landes-, Kreis- und Kommunalebene zu fördern. Durch die kommunalen Integrationszentren erhoffen sich die Teilnehmer die Stärkung bestehender Strukturen vor Ort, auch eine Übersicht über vorhandene Angebote. Erprobte und erfolgreiche pädagogische Kon­zepte könnten flächen­decken­d in NRW zur Anwendung gebracht und nachhaltig durchgeführt werden. Dazu zählen z.B. ein runder Tisch "Sprachförderung U3“ oder die so genannten „Mentor – Die Leselernhelfer“, die ihre Bereitschaft signalisiert haben, ehrenamtliche Akteure bei der Gründung weiterer Vereine in OWL zu unterstützen.

Integrationspolitik sei ein Bereich, den es noch nicht lange gebe und der sich demzufolge entwickeln müsse. „Politik braucht Strukturen und interessierte Fachkreise“, so Rütten abschließend.