15. September 2017

Motorradfahrer auf der L 755 zwischen Langeland und Altenbeken: „Entscheidung hängt von Bezirksregierung ab“

Die kurvenreiche Landstraße 755 zwischen Langeland und Altenbeken reizt nicht nur die Motorradfahrer. Anwohner ärgern sich seit Jahren über den Lärm. Zuletzt hatte Altenbekens Bürgermeister Hans-Jürgen Wessels seinem Ärger in der jüngsten Ratssitzung der Gemeinde Luft gemacht. „Fakt ist, dass ich weiter hartnäckig am Ball bleibe“, erklärt Landrat Manfred Müller.

L 755 - Zankapfel zwischen Motorradfahrern und Anwohner 
L 755 zwischen Altenbeken und Langeland

Die jüngsten Messergebnisse und Gutachten seien dem Altenbekener Bürgermeister am 22. Juni, also einen Monat vor der Anfrage der Medien, zugestellt worden mit der Bitte um ein Gespräch über das weitere Vorgehen. Eine Reaktion seitens der Gemeinde blieb aus. „Wir werden jetzt die Datenerhebung der Bezirksregierung zuleiten. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen, weder in die eine noch in die andere Richtung“, betont der Landrat.

Die kurvenreiche und idyllisch gelegene Strecke ist seit Jahren Zankapfel zwischen Motorradfahrern (auch untereinander) und Anwohnern der Bollerbornstraße (Landesstraße L 755) am Ortsausgang von Altenbeken. Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 70 km/h, Dialog-Displays, Polizeikontrollen und der Einbau von Bodenwellen hatten in der Vergangenheit nicht die gewünschte Wirkung gezeigt. Im Oktober 2015 ordnete Landrat Manfred Müller die Sperrung der Strecke für Motorradfahrer an Sonn- und Feiertagen in den Monaten Mai bis September zwischen 9 und 20 Uhr an. Der Landesbetrieb als Straßenbaulastträger war in der Pflicht, die Beschilderung anzubringen. Aber der Landesbetrieb wandte sich an die Bezirksregierung, die die Verfügung des Kreises stoppte. Aus ihrer Sicht fehlte es an belastbaren Daten zum Verkehrsaufkommen, so die Begründung. In Rücksprache mit der Bezirksregierung veranlasste der Kreis im Zeitraum 29. April bis 12. Mai 2016 eine Verkehrszählung verbunden mit einer Lärmmessung am Ortsausgang Altenbeken Richtung Langeland. Im Untersuchungszeitraum befuhren 10.701 Autofahrer und 2.806 Motorradfahrer die L 755. Gut jeder fünfte Verkehrsteilnehmer (20,77 Prozent) war ein Motorradfahrer. Erstmalig zum Einsatz kam eine Messtechnik, bei der das aufzeichnende Gerät direkt in die Leitpfosten integriert wird. Auf diese Weise kann der Lärm direkt am Fahrzeug gemessen werden. Vereinzelt wurden auch bei Geschwindigkeiten von 50 km/h Werte von 100 dB gemessen. Der höchste gemessene Lärmwert betrug 104 dB. Im Juli 2016 empfahl die Bezirksregierung Detmold, einen Gutachter beizuziehen, um eine mögliche Sperrung der Straße abzusichern. Denn wenn man von ordnungsbehördlicher Seite aus den fließenden Straßenverkehr unterbrechen will, so muss das gut begründet sein. Die Anliegen der Verkehrsteilnehmer und der Anwohner müssen sorgsam gegeneinander abgewogen werden. Die bisherige Datenlage reichte der Bezirksregierung nicht. Also ordnete der Kreis erneut eine Messung und ein Gutachten an. Die Gemeinde Altenbeken wurde in einem Schreiben vom Oktober 2016 über die Vorgehensweise informiert.

Gemessen wurde diesmal am Pfingstmontag 2017, von 11 bis 17 Uhr. Das Wetter war gut und damit motorradgeeignet. Das Mikrofon wurde in der Bollerbornstraße auf einer Fensterbank befestigt. Insgesamt 379 Motorradfahrer passierten die Stelle, eine Rennsituation konnte der Gutachter nicht ausmachen. Der mittlere Spitzenpegel einzelner Motorradfahrer betrug 79,9 Dezibel, der gemittelte Beurteilungspegel lag bei 51,2 Dezibel. Fasst man den Motorradlärm und den Autolärm zusammen, kommt der Gutachter auf einen Wert von 56,8 Dezibel. Der Gutachter bewertete die gemessenen Ergebnisse auch in rechtlicher Hinsicht. Der Bundesgerichtshof habe die absolute Zumutbarkeitsschwelle auf 70 Dezibel festgelegt, so der Gutachter. Sämtliche Daten und das Gutachten liegen der Gemeinde Altenbeken seit Juni 2017 vor. In einem Begleitschreiben vom 22. Juni des Ordnungsdezernenten des Kreises Paderborn, Michael Beninde, heißt es wörtlich: „Wir sollten uns über das weitere Vorgehen unterhalten. Für Rückfragen stehe ich gern zur Verfügung“.

Im Zeitraum Mai 2015 bis heute (Stand 14. September) verunglückten drei Motorradfahrer. In einem Fall war die Ursache unbekannt, ein Motorradfahrer fuhr zu schnell, der dritte Verunglückte stürzte bei einem Wendemanöver. Drei Personen wurden bei den Unfällen schwer, eine leicht verletzt. Die Unfallkommission des Kreises wird sich mit der Situation beschäftigten.

 
 
 

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