11. Juni 2018

20.000 Bienen gerettet

Bienenbestand in Schloß Neuhaus nach Ausbruch der Amerikanischen Faulbrut erfolgreich saniert

Dank des Kunstschwarmverfahrens konnten in Schloß Neuhaus 20.000 Bienen gerettet werden Bildnachweis: Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen, Kreis Paderborn, Dr. Marlies Bölling 
Dank des Kunstschwarmverfahrens konnten in Schloß Neuhaus 20.000 Bienen gerettet werden Bildnachweis: Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen, Kreis Paderborn, Dr. Marlies Bölling

Die Amerikanische Faulbrut ist für den Menschen ungefährlich. Für Bienen kann sie das Ende bedeuten: In Schloß Neuhaus war Anfang Juni in einem Bienenbestand die Tierseuche ausgebrochen. Die Veterinäre des Kreises Paderborn hatten einen Sperrbezirk mit einem Radius von rund einem Kilometer eingerichtet. In der Regel muss das betroffene Bienenvolk getötet werden. „Hier war das Volk mit etwa 20.000 Bienen noch stark genug. Wir konnten den Bestand mit Hilfe des Kunstschwarmverfahrens retten“, zeigt sich Kreisveterinärin Dr. Marlies Bölling erfreut.

Der Lebensretter der rund 20.000 Bienen heißt Bernhard Klösener. Er ist Vorsitzender im Imkerverein Hövelhof und seit 1993 Obmann für Bienengesundheit. Bienensachverständige wie Bernhard Klösener stehen den Veterinären bei der Bekämpfung von Bienenseuchen wie der Amerikanischen Faulbrut (AFB) zur Seite.

Klösener öffnete vor Ort die Bienenwohnung und begutachtete die einzelnen Waben mit der Brut, die teilweise bereits zu einer Faden ziehenden Masse verklumpt war. Ein klassisches Symptom der AFB. Für ausgewachsene Bienen ist die Seuche ungefährlich. Beim Kunstschwarmverfahren müssen Bienen erst einmal umziehen und bekommen dann ein neues Zuhause: Zunächst werden Brut- und Futterwaben herausgenommen. Die Bienen werden von den Waben in eine so genannte Beute, also einen leeren Bienenkasten, abgeschüttelt bzw. sorgfältig abgefegt. „Das muss zügig geschehen“, erläutert Klösener, der mit Overall, Stiefel und Imkerschutz ausgestattet ist. Der mit dem Erreger der AFB kontaminierte Bienenstock wird später abtransportiert und in der Bielefelder Müllverbrennungsanlage vernichtet. Die Rähmchen der Waben und die zur Kunstschwarmsanierung verwendeten Gerätschaften werden danach gründlich gereinigt und desinfiziert. Auf die neue Behausung kommt dann ein Absperrgitter, damit sich der Schwarm festsetzen kann. „Die Bienen lässt man drei Tage ohne Zufütterung fliegen, damit der Darminhalt mit den Sporen sicher ausgeschieden werden kann“, erläutert Bölling. Die erzwungene Frühjahrsdiät schadet den Tieren nicht. „Die Biene hat genügend Futtervorrat in ihrer Honigblase“, versichert Klösener.

Nach drei Tagen wird der Bienenstock mit Rähmchen und Mittelwänden versehen. Der Rückkehr der Bienen in ihr frisch saniertes Zuhause steht dann nichts mehr im Wege: Sie können wieder fleißig Nektar sammeln und Honig produzieren. „In zwei Monaten werden wir vorsichtshalber noch einmal Futterkranzproben nehmen“, sagt Bölling. Dabei wird Honig aus den Waben gekratzt und zur Kontrolle ins Labor geschickt.

Im Kreis Paderborn waren Ende Mai in einem Bestand in Borchen-Etteln und Anfang Juni in Schloß Neuhaus der Erreger Paenibacillus larvae der AFB nachgewiesen worden. Nur die Sporen des Bakteriums sind infektiös. Diese werden von den nicht erkrankten Bienen mit dem Futter an die Maden weitergegeben. Die Maden sterben mehrheitlich nach der Verdeckelung der Brutzellen. Erste erkennbare Anzeichen der AFB sind daher eingesunkene Brutdeckel. Die Larven verwandeln sich in eine breiige, klebrige Masse, die in der Regel deutlich Fäden zieht (positive Streichholzprobe). Weiteres Symptom ist ein fauliger Geruch. Bei diesen Anzeichen sollten sich Imker umgehend mit den Kreisveterinären in Verbindung setzen.

Bernhard Klösener macht die so genannten Streichholzprobe: Die Brut ist teilweise bereits zu einer fadenziehenden Masse zerfallen, ein klassisches Symptom der Amerikanischen Faulbrut

Bernhard Klösener macht die so genannten Streichholzprobe: Die Brut ist teilweise bereits zu einer fadenziehenden Masse zerfallen, ein klassisches Symptom der Amerikanischen Faulbrut
Bildnachweis: Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen, Kreis Paderborn, Dr. Marlies Bölling

 
Die Bienen werden sorgfältig abgefegt und bekommen erst einmal ein provisorisches Zuhause. Bildnachweis: Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen, Kreis Paderborn, Dr. Marlies Bölling

Die Bienen werden sorgfältig abgefegt und bekommen erst einmal ein provisorisches Zuhause. Bildnachweis: Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen, Kreis Paderborn, Dr. Marlies Bölling

 
 

Amerikanische Faulbrut

Betroffen von der AFB ist ausschließlich die Bienenbrut. Die Sporen führen über kurz oder lang zum Absterben der gesamten Bienenbrut. Für den Menschen besteht keine Gefahr. Auch kann der Honig bedenkenlos verzehrt werden.

Da die Amerikanische Faulbrut (AFB) im Wesentlichen durch Räuberei verbreitet wird und diese überwiegend im näheren Umkreis stattfindet, kann der Sperrbezirk in den meisten Fällen zunächst auf einen Kilometer begrenzt werden. Räuberei heißt, dass starke Völker zum Flugloch hereindrängen bei schwächeren Völkern, die ihren Eingang nicht erfolgreich verteidigen können. Die Sammelbienen holen dabei den Nektar und den Honig direkt aus den Waben ihrer Nachbarvölker. Der Grund: Für die Bienen ist es einfacher, den Nachbarn auszurauben als in der Natur den Nektar zu sammeln. Genau dabei können natürlich auch Krankheiten wie die AFB übertragen werden.

Innerhalb der beiden Sperrbezirke laufen derzeit die amtstierärztlichen Untersuchungen. Bislang konnte kein weiterer Fall von AFB nachgewiesen werden.
Die Kosten werden im Rahmen der Beihilfe von der Tierseuchenkasse (TSK) übernommen.

Deshalb müssen alle Imker – auch Hobbyimker, sofern noch nicht geschehen, ihre Bestände umgehend, spätestens bis zum 15. Juni, beim Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen des Kreises Paderborn anzeigen.

Die Kontaktdaten lauten:

Amt für Verbraucherschutz- und Veterinärwesen, Aldegreverstraße 10 – 14, 33102 Paderborn,  05251 308-3952, 05251 308-3999,
veterinaeramt@kreis-paderborn.de.

Genannt werden sollten Name, Anschrift, Telefonnummer sowie Standort und Anzahl der Bienenvölker.


Weitere Infos finden Sie hier.

 
 
 

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