Ehrung couragierter Menschen

(ik) Zum dritten Mal ehrt der Präventionsrat gegen Gewalt des Kreises Paderborn Menschen, die sich besonders couragiert für andere eingesetzt haben.

Wegsehen ist keine Lösung und Helfen ist Ehrensache, denn mit Entschlossenheit statt Gleichgültigkeit kann sich jeder daran beteiligen, dass wir sicherer leben und uns sicherer fühlen. Gefordert ist dabei kein riskantes Heldentum; vielmehr genügt oft schon eine Kleinigkeit, um eine große Wirkung zu erzeugen.

„Was geht’s mich an?“ „Gibt es da nicht andere, die für so was zuständig sind?“ Es sind immer die gleichen Fragen und Einwände, mit denen Nichtstun gerechtfertigt wird. Zu viele sehen weg, wenn Courage und Hilfe erforderlich sind.

Zivilcourage in ihrer reinsten Form bewiesen mehrere Männer und Frauen aus dem Kreis Paderborn, die in den letzten Monaten mit ihren mutigen Taten vorbildhafte Zeichen setzten. Sie haben nicht weggesehen. Sie haben mutig, entschlossen, selbstlos hingesehen, gehandelt und geholfen. Dabei haben sie nicht an ihr eigenes Risiko gedacht oder gar überlegt, dass sie sich selbst Unannehmlichkeiten bereiten oder gar in Lebensgefahr bringen, sondern sich schnell, umsichtig und kompetent für andere Menschen eingesetzt.

Sie retteten andere Menschen aus lebensbedrohlichen Situationen oder trugen dazu bei, Straftaten aufzuklären und Straftäter dingfest zu machen.

Diese couragierten Menschen stehen im Mittelpunkt der Feierstunde. Die Ehrung hat einen besonderen Stellenwert und ist beispielgebend, denn Jeder kann etwas tun!

Die positiven Beispiele einer Kultur des ‚Hinsehens und Handelns’ sollen der Öffentlichkeit bewusst machen: Mit Entschlossenheit statt Gleichgültigkeit kann sich jeder daran beteiligen, dass wir sicherer leben und uns sicherer fühlen.

Gefordert ist kein Heldentum. Vielmehr genügt oft schon eine Kleinigkeit, um eine große Wirkung zu erzeugen.

 

Lebensretter

Wenn man jemandem Leben rettet, ist es das Größte, was man für einen anderen Menschen tun kann.
In den vergangenen zwei Jahren haben im Kreis Paderborn mehrere Männer, Frauen und Kinder andere Menschen aus lebensbedrohlichen Situationen gerettet und dabei Unanehmlichkeiten in Kauf genommen oder sogar das eigene Leben aufs Spiel gesetzt.


Marian Rellecke (12) Paderborn

Marian Rellecke ist für die Ehrung vorgeschlagen worden, weil er im März 2010 als damals 10jähriger Junge ein Kleinkind aus einem kleinen Bach in der Nähe des Spielplatzes am Berliner Ring rettete.
Das etwa 1 1/2jährige kleine Kind war offensichtlich in einem unbeaufsichtigten Moment in den Bachlauf gefallen. Marian, der das beobachtet hatte, lief blitzschnell hin und hob den kleinen, tropfnassen Jungen aus dem Wasser, nahm ihn auf den Arm, tröstete ihn und suchte dessen Mutter.
Die junge Mutter konnte den Kleinen schließlich erleichtert wieder in die Arme nehmen.
Marian hat sich vorbildlich verhalten und für sein Alter schnell und umsichtig reagiert.

Annika Mehring, Maja Laufkötter, Stella Schäfers, Milena Rieger (alle 12 Jahre)

Die vier Mädchen aus Bad Wünnenberg waren am Morgen des 08.01.2012 als Sternsinger in Bad Wünnenberg unterwegs, gingen von Haus zu Haus und sammelten Spenden für arme Kinder in Nicaragua.
Während ihrer Sammlung fiel der Blick der Mädchen durch ein Fenster in eine Erdgeschoss-Wohnung. Die Vier sahen, dass dort die Tischdekoration lichterloh in Brand geraten war. Sofort schellten sie an der Haustür, um die Bewohner zu warnen, doch niemand öffnete ihnen.
Das Kleeblatt lief daraufhin zum nächst gelegenen Haus, alarmierte die dortige Bewohnerin und bat um Hilfe. Schnell war die Feuerwehr angerufen, die mit mehreren Einsatzkräften und Fahrzeugen den Brand unter Kontrolle brachte.
Dank des schnellen Handelns der vier Mädchen konnte ein Übergreifen des Feuers auf weitere Räume eingedämmt werden.

Andreas Bracht (32) Paderborn

Herr Bracht kümmerte sich am 20.05.12 in besonders selbstloser Art um einen alten Mann, der abends ohne Orientierung und hilflos zu Fuß in Paderborn-Elsen unterwegs war.
Andreas Bracht bot dem gebrechlichen alten Herrn an, ihn in seinem Pkw nach Hause zu fahren. Doch kannte der Senior seine Anschrift nicht mehr, sodass Herr Bracht mit ihm etwa 30 Minuten lang durch die Wohngegend fuhr, in der Hoffnung, dass der Mann sein Haus wieder erkennen würde.
Während der Fahrt verschlechterte sich der Gesundheitszustand des alten Mannes allerdings derart, dass Herr Bracht die Suche abbrechen musste. An einem Imbiss bestellte er dem Kranken zunächst zur Stabilisierung ein Getränk und alarmierte die Polizei.
Dank Herrn Brachts Umsicht und Hilfe konnte der alte Mann schließlich zur überaus dringend erforderlichen medizinischen Versorgung in ein Paderborner Krankenhaus verbracht und dort weiter behandelt werden.

André Depa (38) Paderborn

André Depa wird heute auf den Vorschlag der Tochter einer Verunglückten geehrt, weil er der Frau nach einem sehr schweren Verkehrsunfall Erste Hilfe geleistet hat und ihr Beistand gewesen ist.
Es geschah bereits im Jahr 2009 - einen Tag vor Heilig Abend - in Paderborn-Schloß Neuhaus im Kreuzungsbereich Schatenweg/Hatzfelder Straße, als die Seniorin von einem Lkw überfahren wurde.
Ich möchte hier auszugsweise aus dem Vorschlagsbrief zitieren: „Während es viele Gaffer gab, handelte André Depa, der zufällig vorbeikam, sehr schnell. Er zog unsere Mutter, die noch bei vollem Bewusstsein war, unter dem Lkw weg und hielt sie, bis der Arzt kam, in seinen Armen. Blutverschmiert entfernte er sich dann unauffällig von der Unfallstelle.
Erst acht Monate später erfuhren wir durch Zufall von André Depa. Der junge Mann, André Depa, der unserer Mutter das Gefühl gegeben hat, nicht alleine zu sein und ihr so schnell beistand, ist ein „Stiller Held“ der ganz besonderen Art. Mir ist es ein großes Bedürfnis, ihn als „Stillen Helden“ vorzuschlagen“.

Wladislaw Schükow (25), Christian Spangler (24) beide Bad Wünnenberg

In der Nacht des 31.07.2011 fuhren Wladislaw Schükow, Christian Spangler und zwei andere Freunde, die heute verhindert sind, zusammen durch Büren-Siddinghausen, als sie aus den Stallungen eines Bauernhofes starke Rauchentwicklung entdeckten. Sofort hielten sie an und stellten fest, dass der gesamte Stallbereich stark brannte. Daraufhin schellten sie am angrenzenden Wohnhaus, um die Bewohner zu wecken und vor Schaden zu bewahren. Die schlafenden Bewohner hatten bis dahin den Brandausbruch noch nicht bemerkt und konnten wegen der unverzüglichen Alarmierung ihr Wohnhaus unverletzt verlassen.
Nach der Alarmierung der Bewohner rannten die vier jungen Männer noch in den stark verqualmten Stall und bargen eine dort befindliche Gasflasche, um eine Explosion zu verhindern.
Den jungen Männern ist es zu verdanken, dass sich die Hausbewohner durch die schnelle Alarmierung unverletzt in Sicherheit bringen konnten. Außerdem handelten sie schnell und umsichtig, sodass ein weiteres Ausbreiten des Feuers durch das Bergen der Gasflasche und durch den schnellen Einsatz der Feuerwehr verhindert werden konnte.

Heinrich Lange (62) Willebadessen, René Arendes (29) Borgentreich

Am frühen Morgen des 08.09.2011 fuhr ein damals 19jähriger Opelfahrer auf der L 828 von Schwaney in Richtung Neuenheerse und geriet nach links auf die Gegenfahrbahn. Hier kam es zum Frontalzusammenstoß mit einem entgegen kommenden Kleintransporter, der von Heinrich Lange gefahren wurde.
Durch den heftigen Anstoß drehte sich der Pkw um 180 Grad und blieb völlig zerstört am Fahrbahnrand liegen. Nach der Kollision fing der Opel sofort Feuer.
Obwohl er selbst schwer verletzt war, zögerte Heinrich Lange keinen Augenblick, sondern rannte zu dem brennenden Opel. Auch René Arendes, der die L 828 befuhr und das brennende Fahrzeug sah, hielt sofort zur Hilfeleistung an. Gemeinsam befreiten Heinrich Lange und René Arendes den jungen Opfelfahrer aus seinem brennenden Wagen.
Herrn Langes und Herrn Arendes schnellem und beherztem Eingreifen ist es zu verdanken, dass der junge Autofahrer gerettet werden konnte.

Ismail Karaduman (40) Paderborn

Am 19.08.2012, ein Sonntagnachmittag, wollte ein älterer Bewohner eines Mehrfamilienhauses an der Josef-Schröder-Straße in Paderborn in einer Pfanne sein Essen zubereiten. Doch vergaß er das Essen auf dem Gasherd, sodass es verbrannte und sich sehr schnell starker Rauch entwickelte.
Diese starke Rauchentwicklung bemerkte Herr Karaduman, der sich im Garten des Wohnhauses aufhielt. Geistesgegenwärtig alarmierte er sofort alle Hausbewohner und veranlasste, dass sie sich unverzüglich außerhalb des Gefahrenbereichs nach draußen begaben. Dann besorgte Herr Karaduman einen Feuerlöscher, um das Feuer zu löschen.
Seiner Aufmerksamkeit und Umsicht ist es zu verdanken, dass kein größerer Schaden entstand und alle Hausbewohner unbeschadet das Haus verlassen konnten.

Carsten Hein (37) PB, Heinrich Bielefeld (64) Büren, Senol Avci (38) PB, Jasmin Green (23) PB

Auf der Paderborner Bahnhofstraße kam es am 01.09.2012 gegen 16.15 Uhr zu einem schweren Verkehrsunfall.
Ein Mercedes Coupé war von der Fahrbahn abgekommen, gegen einen Bordstein geprallt und dann mit einem anderen Pkw kollidiert. Nach der Kollision schleuderte der Mercedes gegen einen Ampelmast und geriet in Brand. Der Fahrer wurde aus dem brennenden Fahrzeug geschleudert und lag dort in etwa 2-Meter-Entfernung auf dem Boden; die Beifahrerin des anderen Pkw und ihr Sohn, der auf dem Rücksitz saß, waren im Wagen eingeklemmt.
Herr Hein und Herr Bielefeld - zwei im dienstfrei befindliche Rettungsassistenten - sowie Herr Avci zögerten keinen Moment, sondern zogen den schwerverletzten Mercedesfahrer von seinem lichterloh brennenden Wagen weg, brachten ihn vor den Flammen in Sicherheit und kümmerten sich um die Erste-Hilfe-Maßnahmen.
Danach konnte der auf der Rückbank eingeklemmte Junge von Herrn Bielefeld und anderen namentlich nicht bekannten Zeugen geborgen werden. Um die Erstversorgung des Jungen kümmerte sich Herr Bielefeld.
Herr Hein und Frau Green versorgten die Beifahrerin des zweiten Unfallautos und stabilisierten sie, bis sie vom Rettungsdienst aus dem Wagen gerettet werden konnte.
Allen Helfern gebühren Dank und Anerkennung für ihr umsichtiges und unverzügliches Tätigwerden. Sie haben alles dafür getan, dass den Unfallopfern schnell und kompetent geholfen werden konnte und sie vor Schlimmerem bewahrt werden konnten.
Der Dank geht ausdrücklich auch an die namentlich unbekannten Helfer, die hier heute nicht persönlich geehrt werden.

Kriminaloberkommissar Johannes Petri (49) Lichtenau

Kriminaloberkommissar Petri brachte am 15.12.2010 auf der Bundesstraße 68 einen Bus zum Stillstand, nachdem die Busfahrerin während der Fahrt einen Kollaps erlitten hatte. Der mit etwa 40 Schülern und Berufspendlern besetzte Bus war auf dem Weg von Warburg nach Paderborn, als die Busfahrerin plötzlich über massive Kreislaufbeschwerden klagte. Johannes Petri, der in der ersten Sitzreihe unmittelbar hinter der Busfahrerin gesessen hatte, sprang daraufhin sofort auf und kümmerte sich um die Frau.
Diese gab ihm zu verstehen, dass sie den Bus nicht mehr unter Kontrolle habe und kurz davor sei, ohnmächtig zu werden. Der Beamte redete beruhigend auf die Fahrerin ein und half ihr, den Bus von der Fahrbahn der Bundesstraße in die Einfahrt eines Feldweges zu steuern. Der Busfahrerin gelang es noch, den Knopf für die Bremse zu betätigten, ehe sie zusammensackte. Während Johannes Petri Erste Hilfe leistete, informierte ein anderer Fahrgast den Rettungsdienst. Die Busfahrerin wurde mit dem Rettungswagen in ein Paderborner Krankenhaus gebracht.
Herrn Petris umsichtigem und beherztem Einsatz ist es zu verdanken, dass es zu keinem schweren Verkehrsunfall gekommen ist, niemand verletzt wurde und der Busfahrerin schnelle Hilfe zuteil wurde.

Annette Stuhlhofer (56) Paderborn

Am 28.08.2012 hatte Frau Stuhlhofer abends an den Paderborner Fischteichen eine hilflose und desorientierte 88-jährige Seniorin entdeckt. Die Frau hatte sich offenbar verlaufen. Frau Stuhlhofer setzte die Seniorin in ihr Auto und fand nach kurzer Zeit ihre Paderborner Adresse heraus, sodass sie die 88-Jährige nach Hause bringen konnte. Der Hilfsbereitschaft Frau Stuhldreiers ist es zu verdanken, dass die Seniorin ihren Ausflug unversehrt überstand.
Christoph Peters (28) Paderborn,
Polizeikommissar Martin Böning (47) Bad Lippspringe, Polizeikommissar Liborius Gockeln (50) Willebadessen
Am Nachmittag des 13.01.2012 bemerkte der Postzusteller Christoph Peters aus einer Erdgeschosswohnung in Bad Lippspringe Brandgeruch, ohne einen konkreten Grund feststellen zu können.
Da auf sein Klingeln nicht geöffnet wurde, alarmierte er sofort die Polizei. Polizeioberkommissar Liborius Gockeln und Polizeikommissar Martin Böning wurden zum Einsatzort entsandt, doch wurde auch ihnen nicht auf Klingeln und Klopfen geöffnet.
Kurz entschlossen schlug daraufhin POK Gockeln die Verglasung der Haustür ein. Beide Polizeibeamte drangen in die stark verqualmte Wohnung ein und fanden auf der eingeschalteten Herdplatte einen angebrannten Topf, der die Rauchentwicklung verursachte.
In der Wohnung hielt sich noch die 98jährige Wohnungsinhaberin auf, die von der Gefahr nichts bemerkt hatte. Der Aufmerksamkeit und dem zügigen Tun der Herren Peters, Gockeln und Böning ist es zu verdanken, dass die alte Dame unverletzt aus der Wohnung geleitet werden konnte.

Markus Filmar (22) PB, Polizeikommissar Daniel Menne (31) Paderborn, Polizeikommissarin Alexandra Dürr (37) Paderborn

In der Nacht zum 03.03.2012 wurde ein 19-jähriger Mann bei einer tätlichen Auseinandersetzung in der Paderborner Zentralstation lebensgefährlich verletzt.
Gegen 01:00 Uhr war es in einer Gaststätte in der Zentralstation an der Marienstraße zu einem Streit zwischen dem späteren Tatverdächtigen und dem Opfer gekommen. Die Auseinandersetzung verlagerte sich vor die Gaststätte, wo der 19-Jährige vermutlich eine Flasche gegen den Kopf seines Kontrahenten geworfen hatte und ihm so eine Platzwunde zufügte. Der leicht verletzte Mann ergriff daraufhin einen abgebrochenen Flaschenhals und verletzte damit die Halsschlagader des 19-Jährigen, der wenig später lebensgefährlich verletzt zusammen-brach.
Markus Filmar erkannte sofort die lebensbedrohliche Verletzung des jungen Mannes, der stark aus der Halsschlagader blutete, und leistete ihm schnellstens Erste Hilfe, um die Blutung zu stoppen. Die zwischenzeitlich hinzu gerufenen Polizei-kommissare Daniel Menne und Alexandra Dürr übernahmen dann die weiteren lebens-rettenden Hilfsmaßnahmen, indem auch sie sich darum bemühten, die starke Blutung am Hals des Verletzten zum Stillstand zu bringen, was schließlich auch gelang.
Der Verletzte wurde vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht und konnte von den behandelnden Ärzten durch eine sofort durchgeführte Operation gerettet werden.
Nach Auskunft des Notarztes war es der schnellen und kompetenten Hilfe zu verdanken, dass der junge Mann an Ort und Stelle stabilisiert und anschließend lebensrettend im Krankenhaus behandelt werden konnte.
Erst kürzlich wurde mir bekannt, dass Polizeikommissarin Alexandra Dürr erneut lebensrettend Erste Hilfe leistete.
Sie war am 12.10.2012 zum Nachtdienst unterwegs, als sie zufällig in Paderborn-Elsen dazu kam, als eine Radfahrerin in der Folge eines internistischen Notfalls gestürzt war. Nachdem ein anderer Passant die Radfahrerin in die stabile Seitenlage gebracht hatte, begann Frau Dürr unverzüglich mit den Reanimations-maßnahmen. Bis zum Eintreffen der Rettungskräfte ließ Frau Dürr mit den intensiven und überaus fachkundigen Reanimationsmaßnahmen nicht nach, so dass der Notarzt die Verunglückte weiterbehandeln konnte.

 

Couragierte Zeugen

Von niemandem kann verlangt werden, sich selbst in Gefahr zu begeben, um anderen zu helfen. Aber Hilfe kann meistens schnell organisiert werden, wenn man eben nicht wegsieht und andere aufmerksam macht oder per Handy die Polizei alarmiert.
Insbesondere für den Fall, dass eine Straftat beobachtet wird, gibt es sechs goldene Regeln, die zum Gelingen beitragen:

  1. „Ich helfe, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen.
  2. Ich fordere andere aktiv und direkt zur Mithilfe auf.
  3. Ich beobachte genau, präge mir Tätermerkmale ein.
  4. Ich organisiere Hilfe unter Notruf 110.
  5. Ich kümmere mich um das Opfer.
  6. Ich stelle mich als Zeuge zur Verfügung.“

„Dass genau das gelingt, haben die Menschen bewiesen, die ich Ihnen jetzt vorstellen möchte und denen ich Dank und Anerkennung sage“, so Landrat Manfred Müller.


Horst Brand (62) Paderborn

Horst Brand meldete am späten Abend des 24.10.2010 der Polizei, dass er soeben drei Männer beobachtet habe, die über in der Mühlenstraße geparkte Autos gelaufen seien. Er hatte sogleich die Verfolgung der Verdächtigen aufgenommen und teilte der Polizei per Handy den jeweiligen Standort des Trios mit.
Eine Streifenwagenbesatzung konnte die drei Verdächtigen Augenblicke später auf der Kisau anhalten und überprüfen.
Die drei alkoholisierten Männer im Alter zwischen 18 und 25 Jahren stritten zwar ab, an den Taten beteiligt gewesen zu sein. Doch konnten auf den Autos Schuhabdruckspuren gesichert werden, die zweifelsfrei den Verdächtigen zugeordnet werden konnten.
Gegen die drei Tatverdächtigen wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Durch sein Handeln hat Herr Brand der Polizei bei der Ermittlung der Randalierer wertvolle Hilfe geleistet.

Gisela Jansen (75) Paderborn

Am 24.03.2011 las Frau Jansen in der Zeitung eine Polizei-Warnung zum sogenannten „Zetteltrick“.
Als sie später von einem Einkauf nach Hause kam, wurde sie vor der Haustür von einer fremden Frau angesprochen, die ihr beim Tragen ihrer Einkäufe half. An der Wohnungstür bat die Fremde um einen Zettel und ging forsch mit Frau Jansen in die Wohnung. Sogleich klingelte es und eine weitere unbekannte Frau stand vor der Tür. Frau Jansen erinnerte sich an den Zeitungsartikel und reagierte sofort. Sie forderte beide Frauen auf, die Wohnung zu verlassen und musste sie regelrecht aus der Wohnung drängen.
Aus dem Fenster beobachtete sie , dass die Frauen in ein Auto mit auswärtigem Kennzeichen stiegen. Umgehend alarmierte Gisela Jansen die Polizei und teilte ihre Feststellungen mit. Das von Frau Jansen beschriebene Fluchtauto entdeckte eine Polizeistreife nur wenige Minuten später. Im Fahrzeug saßen vier Frauen, gegen die schon mehrere Ermittlungsverfahren wegen Trickdiebstahls in anderen Städten liefen. Die vier Frauen wurden festgenommen. Weitere Straftaten gehen auf ihr Konto.
Frau Jansen hat durch ihr umsichtiges Tun wesentlich zur Ermittlung und Festnahme der Diebinnen beigetragen.


Marcus Röver (46) Paderborn

Am 13.04.2011 war eine Seniorin mit ihrem Fahrrad auf der Messdornstraße in Paderborn-Elsen unterwegs.
Plötzlich stellte sich ihr ein Jugendlicher in den Weg, ein anderer Junge griff in den Fahrradkorb auf dem Gepäckträger und riss die mit den Ledertrageriemen befestigte Handtasche des Opfers heraus. Dabei rissen die Lederriemen durch.
Mit der Beute flüchteten die beiden Diebe über den Kolpingplatz und die Elser Kirchstraße zur Kämpenstraße. Die bestohlene Seniorin lief den Tätern um Hilfe schreiend nach, wodurch Marcus Röver und ein weiterer Zeuge, der heute verhindert ist, aufmerksam wurden. Beide Männer nahmen sofort die Verfolgung der Diebe auf und konnten sie schließlich einholen und festhalten. Zwischenzeitlich hatte eine Anwohnerin, die ebenfalls das Schreien des Opfers gehört hatte, die Polizei alarmiert.
Herr Röver und der andere Zeuge hielten die beiden 15 und 17 Jahre alten Tatverdächtigen bis zum Eintreffen der Polizei fest.
Gegen beide war bereits früher wegen Sachbeschädigungen und Diebstahls ermittelt worden. Jetzt wurde ein erneutes Strafverfahren gegen sie eingeleitet.
Das Diebesgut konnte der Besitzerin komplett zurück gegeben werden.
Herrn Rövers schnelles und konsequentes Eingreifen führte zur Feststellung der Tatverdächtigen und zur Sicherstellung der Beute.

Magalie Pollmann (22) Hövelhof

Frau Pollmann überraschte am frühen Morgen des 14.06.2011 vier Männer bei einem Einbruch in eine Tankstelle in Hövelhof. Weil sie sich das Kennzeichen des Fluchtfahrzeugs gemerkt hatte, konnte die Polizei die Fahndung einleiten und schließlich Tatverdächtige identifizieren.
Magalie Pollmann war gegen 04.25 Uhr an dem Tankstellengelände an der Paderborner Straße vorbei gegangen, als ihr ein dunkler BMW mit Berliner Kennzeichen auffiel, der mit laufendem Motor und eingeschaltetem Licht vor der Werkstatt geparkt war. Da sie bei genauem Nachsehen keine Personen in dem Fahrzeug erkennen konnte, schöpfte sie Verdacht und merkte sich das Kennzeichen. Anschließend fiel ihr auf, dass die Eingangstür der Tankstelle beschädigt war und offen stand. Sie betrat den Verkaufsraum und sah vier Männer, die gerade dabei waren, stangenweise Zigaretten einzupacken. Als die Verdächtigen die Frau bemerkten, flüchteten sie mit ihrer Beute aus dem Tankshop und fuhren mit dem BMW in unbekannte Richtung davon.
Alle Beobachtungen meldete Frau Pollmann schnellstens der Polizei und gab damit wichtige Hinweise.
Trotz sofort eingeleiteter Fahndung konnte das Fahrzeug von der Polizei zunächst nicht mehr entdeckt werden. Knapp vierundzwanzig Stunden später wurde der gesuchte BMW dann aber bei einer Straßenkontrolle von Berliner Polizisten angehalten. Der Fahrer versuchte zwar zu fliehen, konnte aber schließlich festgenommen werden.
Die anschließenden umfangreichen Ermittlungen führten zur Festnahme von zwei weiteren Tatverdächtigen; alle Tatverdächtigen gehören zu einer überregional agierenden Einbrecherbande.
Frau Pollmanns Hinweise haben maßgeblich dazu beigetragen, die Kriminellen der Strafverfolgung zuzuleiten.

Hans-Georg Thöle (59) Paderborn

Herr Thöle beobachtete am 24.11.2011 gegen 18.20 Uhr in den Umkleideräumen der Turnhalle Am Niesenteich drei Jugendliche, die dort Taschen und Kleidungsstücke durchsuchten.
Hans-Georg Thöle stellte die Jugendlichen zur Rede, woraufhin die drei Jungen die Flucht ergriffen. Einen der drei Jugendlichen konnte Herr Thöle zwar festhalten, doch stieß dieser den couragierten Mann weg und trat ihn mit voller Wucht gegen den Brustkorb. Doch auch nach dieser Attacke ließ Herr Thöle nicht ab, sondern hielt den Jungen im Schwitzkasten fest.
Durch die lautstarke Auseinandersetzung zwischen Herrn Thöle und dem Jugendlichen kamen schließlich drei weitere Zeugen hinzu, die heute leider verhindert sind, und konnten den Jungen gemeinsam festsetzen.
Während Herr Thöle die Polizei alarmierte, kam einer der anderen Jugendlichen zurück und bedrohte die Zeugen mit einem Messer, um seinen Freund zu befreien, musste aber unverrichteter Dinge aufgeben.
Die mittlerweile eingetroffenen Polizeibeamten nahmen die drei Jugendlichen nach Identifizierung durch Herrn Thöle fest. Seinem mutigen Eingreifen ist es zu verdanken, dass die Tat unterbunden und gegen die jugendlichen Tatverdächtigen Strafverfahren eingeleitet werden konnten.

Mike Featherstone (17) Bad Lippspringe, Chris Featherstone (15) Bad Lippspringe, Bastian Kriesten (17) Paderborn

Vier Männer haben am 13.07.2012 einen 37-jährigen Mann gestellt, der nach einem Ladendiebstahl in der Westernstraße mit einem Fahrrad geflüchtet war.
Mike und Chris Featherstone saßen gegen 18:30 Uhr in der Außengastronomie eines Lokals in der Westernstraße. Als plötzlich die Alarmanlage am Ausgang eines Bekleidungs-geschäfts ertönte, sahen sie einen Mann, der mit zwei vollgepackten Jutetaschen aus dem Geschäft lief. Weil sie einen Diebstahl vermuteten, nahmen die beiden die Verfolgung des Tatverdächtigen auf. Der Mann sprang auf ein Fahrrad und flüchtete in die Liliengasse. Die jugendlichen Verfolger konnten den mutmaßlichen Dieb einholen und festhalten. Der 37-Jährige wehrte sich jedoch heftig und riss sich wieder los. Ein Passant, der heute nicht hier sein kann, stellte sich dem radfahrenden Dieb in den Weg und konnte ihn ebenfalls kurzfristig festhalten. Doch wieder gelang es dem Kriminellen, sich loszureißen und zu fliehen. Nun stellte sich Herr Kriesten ihm in den Weg und hielt ihn fest. Es gelang ihm, den Tatverdächtigen am Boden festzuhalten. Auch Mike und Chris Featherstone und der andere Zeuge kamen dazu, sodass sie zu viert den Tatverdächtigen bis zum Eintreffen der zwischenzeitlich alarmierten Polizei in Schach halten konnten. Auch die Taschen mit der Beute übergaben die Zeugen der Polizei. Mehrere Jacken und Polo- Shirts im Wert von etwa 170 Euro hatte der Mann samt Sicherungsetiketten in die Jutebeutel gesteckt und war ohne zu bezahlen geflüchtet. Der Mann gab den Diebstahl zu, gegen ihn wurde ein Strafverfahren eingeleitet. Die unversehrten Kleidungsstücke gingen sofort wieder an das Geschäft zurück

Carsten Fecke (44) Salzkotten

Drei Kinder versuchten am 25.07.2012, in Delbrück eine Seniorin zu bestehlen.
Carsten Fecke ist es zu verdanken, dass die „Klaukinder“ in Delbrück an der Von- Galen- Straße leer ausgingen. Herr Fecke beobachtete gegen 14:20 Uhr, wie eine Seniorin, die mit einem Rollator unterwegs war, von drei Kindern - zwei Jungen, ein Mädchen - angesprochen und abgelenkt wurde. Er konnte sehen, wie das Mädchen in die im Rollatorkorb liegende Tasche griff. Sofort ging Carsten Fecke dazwischen und sprach die Kinder an, sodass das Trio ohne Beute in Richtung Busbahnhof davonlief.
Aufgrund der Personenbeschreibungen geht die Polizei davon aus, dass es sich bei den Tatverdächtigen um drei rumänische Kinder handelt, die schon in vielen Städten als Tatverdächtige von Trickdiebstählen aufgefallen sind und in einer Jugendeinrichtung in Delbrück untergebracht waren.
Herr Fecke hat schnell und richtig reagiert, hat sich eingemischt und so die Tat verhindert.

Mashod Iskan (33) Paderborn

Am 02.09.2012 hielt sich Herr Iskan nachmittags mit mehreren Verwandten im Garten seines Wohnhauses an der Hermann-Kirchhoff-Straße auf, als er durch ein Fenster plötzlich einen fremden Mann in seiner Wohnung bemerkte. Mashod Iskan schlich ins Haus und entdeckte den Einbrecher hinter einer Zimmertür. Sofort schnappte er sich den Fremden und brachte ihn zu Boden. Weil sich der Eindringling heftig wehrte, rief er seine Verwandten um Hilfe. Gemeinsam konnten sie den Tatverdächtigen bis zum Eintreffen der alarmierten Polizei festhalten.
In der Kleidung des Tatverdächtigen wurden ein gestohlenes Portmonee und weitere Wertsachen aus dem Haus aufgefunden. Die Polizisten nahmen den Tatverdächtigen fest und brachten ihn ins Polizeigewahrsam. Er gab sofort zu, durch die nicht verschlossene Haustür ins Haus gelangt zu sein. Außerdem gab er weitere Diebstähle aus Wohnungen zu, wobei er immer offene Türen oder Fenster genutzt hatte, um in die Wohnungen zu gelangen und schnell nach Geld und Wertsachen zu suchen. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft erließ der Haftrichter am Paderborner Amtsgericht Haftbefehl.
So ist es auf Herr Iskans Reaktion zurückzuführen, dass der Einbrecher der Strafverfolgung zugeführt werden konnte und weitere Taten verhindert wurden.

Miriam Lübbemeier (21) Altenbeken, Sylvia Meyer (41) Altenbeken

Dank der Hilfe von Elke Lübbemeier und Sylvia Meyer konnten in der Nacht zum 08.10.2012 zwei Männer festgenommen werden, die im Verdacht stehen, am Altenbekener Bahnhof den Diebstahl von Kabeln vorbereitet zu haben.
Die Zeuginnen meldeten der Polizei, dass zwei verdächtige Männer in ihren Gärten seien, die offenbar mit einem Lieferwagen mit auswärtigem Kennzeichen angereist waren und im Bereich der Alten Bahnhofstraße verschwunden waren. Die beiden Zeuginnen teilten der Polizei nach und nach telefonisch weitere Beobachtungen mit und konnten auch Angaben dazu machen, dass das verdächtige Fahrzeug sich wegbewegte.
Schließlich konnte das Fahrzeug von der Polizei gestoppt werden. Im Fahrzeug fanden die Polizisten mehrere große Zangen und Kabelschneider.
Bei einer Absuche des nahe gelegenen Güterbahnhofs entdeckten die Beamten die mutmaßliche, zum Abtransport bereitliegende Beute. Von einer großen Holzkabeltrommel mit einem etwa fünf Zentimeter dicken Erdkabel waren weit über 200 Meter Kabel abgeschnitten und in Zwei-Meter-Abschnitte zerlegt worden.
Die beiden Tatverdächtigen wurden vorläufig festgenommen und zur Polizeiwache nach Paderborn gebracht. Die Ermittlungen der Polizei sowie die Auswertung der gesicherten Spuren sind noch nicht abgeschlossen.
Frau Lübbemeier und Frau Meyer sei Dank, dass die Tat verhindert und die Tatverdächtigen ermittelt werden konnten.

 

Hintergrundinformationen zum Präventionsrat gegen Gewalt des Kreises Paderborn

Sich gemeinsam gegen Gewalt im Kreis Paderborn einzusetzen, ist das Ziel des seit Ende 2008 bestehenden Präventionsrats gegen Gewalt des Kreises Paderborn unter dem Vorsitz von Landrat Manfred Müller.

Im Lenkungsgremium des Präventionsrats vertreten sind die Vorsitzenden der Jugendhilfeausschüsse, der Schulausschüsse und der Sozialausschüsse von Stadt und Kreis, Vertretung der Jugendämter, der Polizei, der Staatsanwaltschaft, des Schulamtes, der Schulberatungsstelle, der Freien Wohlfahrtsverbände und des Vereins zur Förderung der kommunalen Kriminalprävention e.V. Der Präventionsrat geht auf einen Beschluss des Kreistages zurück.

Der Präventionsrat will Maßnahmen zur Verhinderung von Gewalt initiieren, fördern und vernetzen. Er ist ein Gremium mit strategischer Ausrichtung und Entscheidungskompetenz. Geschäftsführung und themenorientierte Projektgruppen leisten unter dem Dach des Präventionsrats die konkrete Arbeit, entwickeln Kampagnen und setzen Konzepte um.

Es ist dem Präventionsrat gegen Gewalt ein besonderes Anliegen, im Kreis Paderborn gewaltpräventive Projekte zu initiieren und bestehende Projekte nachhaltig zu unterstützen. Von besonderer Wichtigkeit ist die vernetzte Arbeit, die schon jetzt mit vielen Kooperationspartnern in den Arbeitsgruppen verankert ist.

Zum engen Arbeitsgruppen-Kreis gehören Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kreis- und Stadtjugendamtes, des Kreissozialamtes, der Kreispolizeibehörde, des Kreis-schulamts, der Suchtkrankenhilfe im Caritasverband, der Erziehungsberatungsstelle, des St. Johannisstifts, der Diakonie Paderborn-Höxter, des Amts für Jugendarbeit des Kirchenkreises Paderborn, des Sozialdienstes Katholischer Frauen, der LWL-Klinik, des Caritasverbandes im Dekanat Büren und von In Via.

Die Arbeitsgruppen „Alkohol und Gewalt“, „Gewalt in der Pflege“, „Gewalt in Kindergarten und Schule“ boten in der Vergangenheit etliche Fachtagungen, Ausstellungen und Seminare an. Das „Pflege-Kummer-Telefon“ ist ebenso auf die Initiative des Präventionsrats zurückzuführen wie Aufmerksamkeit erregende Plakataktionen unter dem Motto „Gewalt …. Und Du!?“ und „STAY Gold“. Schon über 500 „Hilfepunkt für Kids“ spannen mit vielen Partnern im Namen des Präventionsrats ein Kinderschutznetz und zur guten Tradition gworden ist die Ehrung besondes couragierter Mitbürgerinnen und Mitbürger durch Landrat Manfred Müller.