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Pressemeldung vom 12.09.2011

"Kannste nix gegen sagen" - Grußwort des Landrates Manfred Müller zur Eröffnung des neuen Theaters in Paderborn

Frau Ministerin, Herr Bürgermeister, Frau Intendantin, liebe Freundinnen und Freunde des gepflegten Theaterwesens!

In diesen Zeiten ein neues Theater bauen? In der mehr Theater geschlossen als eröffnet werden? Und dann ein so schönes! Und noch dazu ein größeres! Vom Wohnzimmer in den Glaspalast? In Paderborn, wo die Sparsamkeit zu Hause ist, wo Theater immer in der Bank stattfand? Gemütlich, familiär, böse Zungen sagten piefig? Ist ja eigentlich unglaublich, nicht wahr?

Nun zugegeben – es gab etwas Theater um das Theater. Aber europäisch-angehauchtes Theater ist ja derzeit auf allen Ebenen groß in Mode. Und weil Politik ja auch immer ein wenig die Inszenierung braucht, ist es ja kein Wunder, wenn es Parallelen gibt und gab. Es war aber – wenn man ehrlich ist – frei nach Wieslaw Brudzinski aber politisches Theater: Auf einen Darsteller zehn Souffleure! Aber, meine Damen und Herren, gutes Theater ist wichtig für eine Region – da wird mir doch keiner widersprechen wollen?!

Nun, es gibt drei gute Gründe dafür:

1.

Theater in guter Qualität ist ein Standortfaktor, ein sogenannter weicher. Der Wettbewerb um qualifizierte Fach- und Führungskräfte hat längst begonnen. Und die wirklich Guten werden sich in Zukunft ihre Region aussuchen können. Und wenn wir unsere wirklich guten Unternehmen unterstützen wollen, dann müssen wir wirklich gute Lebensqualität, Urbanität, dann müssen wir wirklich gute Kultur bieten. Dieses Theater hat eine ganz neue Qualität. Es stärkt unsere anziehende und bindende Kraft. Sichtbar. Erfahrbar. Und erlebbar. Wirklich gut.

2.

Gutes Theater ist ein kreatives Element in einer Region. Gutes Theater, das ist geistige, kulturelle Kraft, das sind Impulse für das Leben der Gemeinschaft, aber auch des Einzelnen. Kulturelle Botschaften greifen frühzeitig Trends oder gesellschaftliche Defizite auf, pieksen auch schon mal Verantwortliche an, ohne schwer zu verletzen. Theater interpretiert, sortiert und goutiert, kritisiert, soufliert, applaudiert und manifestiert. Kultur bewegt Menschen. Und geistige Bewegung ist gut für die Region. Kultur erzieht zur Kultiviertheit. Große Klassiker und fetzige Liebesgeschichten. All’ das, was die westfälische Seele zum Leben braucht. Außerdem: Die Arbeit mit den Schulen kann noch besser, noch intensiver werden.

Blättern Sie einmal in den Geschichtsbüchern: was bleibt von großen Zeiten? Die großen Schlachten, die Wirtschaft und die sozio-kulturellen Highlights. Die Schlachten sind – zumindest in Europa - Gott sei Dank vorbei. Unsere Wirtschaft kann sich sehen lassen, das wissen wir schon lange. Und kulturell? Da feiern wir heute regional wirklich einen historischen Augenblick.

3.

Theater ist einfach auch zweckfrei schön. Theater ist schlicht Genuss, ist Unterhaltung, ist eine herrliche Freizeitbeschäftigung, lenkt ab und gibt Kraft für den Alltag in einer immer hektischer werdenden Welt. Theater ist – live -, ist authentisch, ist echt. Theater passt damit in unsere Zeit, passt zu Paderborn. Und ein schönes Theater macht eben noch mehr Freude und auch Freunde. Für bald doppelt so viel Menschen wie vorher. Frei nach dem Motto: das Leben ist schön! Lass uns ins Theater gehen!

Meine Damen und Herren, ich weiß nicht, ob Sie’s wussten: Der Kreis Paderborn ist auch als Körperschaft kulturell viel aktiver als so manche andere Kreise. Wir geben auch deutlich mehr Geld dafür aus als viele andere Kreise. Wir sprechen aber nicht so viel darüber. Nicht nur, weil wir westfälisch den Pelz häufig nach innen tragen. Nein, auch weil Geldausgeben auf Kreisebene nicht beliebt macht. Zumindest bei den Bürgermeistern, in deren Städten das Geld gerade nicht ausgegeben wird. Aber die museale Gedenk- und Erinnerungsstätte Wewelsburg hat internationalen Rang und die Beteiligung an der Stiftung Kloster Dalheim, dem Klostermuseum ist auch ein Hochkaräter in der Kulturlandschaft unserer Region. Ebenso wie die 44%ige Beteiligung an dieser Gesellschaft Theater Paderborn – Westfälische Kammerspiele GmbH. Wir bekennen uns ausdrücklich dazu. Durch die Zahlung von 6 Millionen Euro Investitionsbeitrag und durch die laufende Zahlung des Betriebskostendrittels von 2/3 von einer Million. Jährlich.

Wir sind jetzt auch mit dem Namen einverstanden, auch wenn dessen Geburt eine Zangengeburt war – das Kind musste erst geholt werden. Heute sind Doppelnamen eben modern. Sie wissen ja… Demokratie braucht ihre Zeit.

Ich finde, heute ist ein großer Tag für die Kulturstadt und den Kulturkreis Paderborn. Uns allen ist ein gutes Werk gelungen. Viele, eigentlich alle, die hier sitzen, haben daran mitgewirkt. Und ich möchte jedem danken. Einer hat aber, insbesondere politisch, die Hauptlast durch dieses Auf und Ab, durch diese Wechselduschen verabreicht von EU, von FBI und sonstigen staatstragenden Institutionen ertragen, hat immer Kurs gehalten, hat das Ziel nie aus den Augen verloren, auch wenn es beim besten Willen nicht mehr zu sehen war. Lieber Heinz Paus, man muss schon kernige westfälische Durchhaltequalitäten haben, um das alles durchzustehen. Der Erfolg gibt Dir Recht und deswegen ist das heute auch Dein Tag!

Also – ein wirklich tolles Theater. Ein wirklich gelungenes Werk! Oder wie sagt der Paderborner, wenn er etwas wirklich gut findet: „dat iss nicht schlecht“. Ja, ich würde mich sogar zu dem westfälisch-euphorischen Ausbruch hinreißen lassen: „hier kannste wirklich nix gegen sagen“.

Ich hoffe, Sie sehen das auch so. Ich wünsche uns einen vergnüglichen Abend. Ganz zweckfrei. Wie sagt der Westfale: „Spass muss es machen!“ Und dat wünsch’ ich uns!.

Anschrift

Kreis Paderborn
Aldegreverstraße 10 – 14
33102 Paderborn

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