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Couragetage 2012 - Chancen gegen Gewalt!

Wegsehen kann jeder, aber Helfen ist Ehrensache!


Der Kreis Paderborn zeigt Flagge für Zivilcourage und gegen Gewalt. „ZE!G MUT, SCHAU HIN & TU WAS“ ist das Motto des Präventionsrats gegen Gewalt, der vom 12. bis 17. November die „Couragetage 2012“ – die erste Veranstaltungsreihe dieser Art - im Kreis Paderborn durchführte. Viele Kooperationspartner beteiligten sich mit den unterschiedlichsten Angeboten und beleuchteten in dieser Zeit die Themen Zivilcourage und Gewaltverhinderung von vielen Seiten.

„Was können wir tun, um Gewalt schon im Entstehen zu verhindern und was können wir tun, wenn Gewalt geschieht?“ – diese Kernfragen wurden in den unterschiedlichsten Facetten beleuchtet und in Trainings, Ausstellungen, Theaterstücken, Workshops, Fachseminaren und vielen anderen Programmpunkten mit Lösungsansätzen versehen. Mit den vielfältigen Programmpunkten wurde belegt, dass im Kreis Paderborn ein „Couragenetz gegen Gewalt“ gespannt ist, denn die unterschiedlichsten Einrichtungen und Initiativen setzten mit ihren individuellen und speziellen Angeboten bei den Couragetagen 2012 und darüber hinaus ein Zeichen gegen Gewalt und Gleichgültigkeit. Sie boten während der „Couragetage 2012“ eine breite Palette von Informationen, regten zur Auseinandersetzung und Diskussion an, gaben Rat und Handlungsempfehlungen, lieferten kreative Ansätze und bezogen eindeutig Position gegen Gewalt. Mit einer kleinen Auswahl der Veranstaltungen soll die breite Palette der Angebote veranschaulicht werden:

  • Da waren die 70 Kinder der Kindertagesstätte Sennewind in Sennelager, die sich an drei Tagen intensiv mit dem „Geheimnis der Gefühle“ beschäftigten. Unterschiedliche Gefühle bewusst wahrnehmen und mit ihnen umgehen war das umfassende Thema. Gestartet wurde mit dem „Lied von den Gefühlen“. Auf Folien gemalte „Gefühlsbilder“ wurden in Form einer Kinovorstellung auf die Leinwand gebracht und besprochen. Welche Gefühle gibt es? Welche Gefühle sind schön? Welche nicht? Pantomimisch stellten die Kinder im Spiel Gefühle dar und bastelten ein „Gefühlsmemory“. Doch damit nicht genug, auch Lösungen wurden anhand von Bildergeschichten, in denen Gefühle und ihre Ursachen dargestellt waren, entwickelt; Hilfe geben war dabei nur einer der von den Kleinen entwickelten Lösungsvorschläge.

  • Das Ein-Mann-Theater „Hein Knack“ erarbeitete unter dem Titel „Gleich knallt’s“ mit 240 Grundschulkindern Streitlösungen. „Haut ab, das ist unser Spielplatz“, so versuchte Pipo, alias Heinz Diedenhofen, die Kinder aus dem Forum des Berufskollegs Schloß Neuhaus zu vertreiben. Doch die blieben hartnäckig sitzen – und das war gut so, denn mit Hilfe der Schülerinnen und Schüler aus Delbrück, Hövelhof und Paderborn gelang es Pipo schließlich, einen ausartenden Streit mit seinem Freund Popi zu beenden.

    Pipo, der eher ängstliche Typ, spielt eigentlich gerne mit seinem Freund Popi, dem coolen Bestimmer. Sie hatten sich einen Spielplatz gebaut und auch ein Zelt errichtet – nur für die zwei. Dummerweise glaubte Popi, Pipo habe den geheimen Spielplatz an andere Kinder verraten. Ein heftiger Streit war vorprogrammiert.

    Weil er vor dem kräftigeren Popi Angst hatte, ersann sich Pipo verschiedene Verteidigungsstrategien. Verstecken, Verkleiden oder den Gegner mit einem magischen Schwert versteinern, kam ihm in den Sinn.

    Als Cowboy verkleidet wollte Pipo sogar auf seinen Freund schießen. „Aber das tut doch weh und hinterlässt schlimme Verletzungen. Wer von Euch war schon mal verletzt?“ Immer wieder beteiligte der Schauspieler das aufmerksame Publikum geschickt an seinen Überlegungen. Und viele Kinder berichteten von schlimmen Blessuren und Schmerzen, die sie selbst erlebt hatten. Der coole Popi schmiedete derweil Pläne, wie er seinem Freund böse Fallen stellen könnte. Dank der begeisterten Mitarbeit der Kinder, die sich wie selbstverständlich auf die Seite von Pipo geschlagen hatten, tappte der lustige Pipo in keinen Hinterhalt. Wie erkennt man eigentlich die richtig bösen Menschen? Bei dieser Frage scheiterten Pipo und die Kinder und mussten feststellen: Es gibt wohl keine eindeutigen Erkennungszeichen.

    Foto von Hein Knack und BesucherkindernIst Popi eigentlich böse, oder hat er nur einen schlechten Tag? Wie kann ich denn nur den doofen Streit beenden? Pipo: „Es ist doch blöd, wenn wir uns zanken. Zusammen Spielen ist doch viel schöner.“ Ganz schnell lag die Lösung auf der Hand, wie immer bei diesem Mitmach-Theater kam der Vorschlag aus den Reihen der Grundschüler: Miteinander reden! Und wieder kamen zahlreiche positive Beispiele aus dem jungen Publikum, denn die meisten hatten sich schon mal gestritten und wieder vertragen, ohne Gewalt, Versteckspiel oder Zauberei.

    Foto von Hein KnackMit den Kindern als guten Fürsprechern im Rücken ging Pipo auf seinen verärgerten Freund zu. „Einer muss schließlich den Anfang machen.“ So kam es, dass sich die beiden Freunde wieder verabredeten, denn auch Popi wollte viel lieber spielen als streiten. Die ganze Zeit hatte Heinz Diedenhofen vom Hein-Knack-Theater tatsächlich mit sich selbst gestritten, denn er hatte sowohl den Pipo als auch den Popi gespielt. Carlos Tomé vom Kreisjugendamt dankte den Kindern für ihre eifrige Beteiligung an der jeweils 45-minütigen Streitschlichtung. Tomé: „Mir hat gut gefallen, wie ihr Pipo auf die Fallen seines Freundes hingewiesen habt. Wenn andere in Bedrängnis oder Gefahr sind, braucht es viel Mut, sie darauf aufmerksam zu machen und ihnen zu helfen. Die Courage habt ihr heute bewiesen.“

    (Bilder: Streitschlichtung mit Hilfe der Kinder: Pipo (unten) und sein cooler Freund Popi (oben). Beide gespielt von Heinz Diedenhofen.)

  • Eine besonders bewegende Kunstausstellung eröffnete der Bürener Bürgermeister Burkhard Schwuchow im Bürener Rathaus. Unter dem Titel „In Spiritus Drama – Alkohol und Gewalt“ werden noch bis zum 12.01.2013 Bilder von Künstlerinnen und Künstlern präsentiert, deren eigenes Leben oder das von engen Angehörigen durch Alkohol beeinflusst worden ist.

    Foto mit Veronika Balz, Udalrike Hamelmann, Irmgard Kurek, Geschäfts-führerin Präventionsrat gegen Gewalt des Kreises Paderborn und Bürgermeister Burkhard Schwuchow.Aus unterschiedlichsten Perspektiven werden Sorgen, Nöte und Ängste, aber auch Hoffnungen künstlerisch dargestellt. „Ein so wichtiges Thema darf nicht totgeschwiegen werden. Geht es um Gewalt, die nach über mäßigem Alkoholkonsum anderen Menschen angetan wird, dürfen wir nicht wegschauen, sondern müssen uns damit auseinander setzen. Daher bin ich stolz diese Ausstellung in unserem Rathaus zeigen zu können und damit dazu beizutragen, dieses Thema aus einer Tabu-Ecke herauszuholen und es offen anzusprechen“, eröffnete Schwuchow die Ausstellung. Veronika Balz von der Beratungsstelle für Alkohol und sonstige Suchtfragen der Suchtkrankenhilfe im Caritasverband Paderborn erklärte, dass alle Bilder von Kindern und Erwachsenen aus Stadt und Kreis Paderborn sind, deren Leben durch Alkohohl beeinflusst wurde. Entweder, weil ein Angehöriger trinkt oder getrunken hat oder weil sie den eigenen Konsum nicht mehr kontrollieren konnten. Sie bedankte sich außerdem bei den Künstlern. „Es ist nicht selbstverständlich, dass sich Menschen mit ihrer persönlichen Betroffenheit in die Öffentlichkeit wagen und damit etwas von ihrem Innersten preisgeben.“, betonte sie.

    Die Kunstpädagogin und freischaffende Künstlerin Udalrike Hamelmann führte eindrucksvoll durch die Ausstellung. „In diesen Bildern spiegeln sich die Seelen der Künstler wider, sie können so ihre Gefühle verarbeiten“, erklärte sie und wies auf die Besonderheiten der einzelnen Kunstwerke hin.

    Die Stadt Büren ist die erste Kommune im Kreisgebiet, die diese Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert.

    (Bild: v.l.: Veronika Balz, Udalrike Hamelmann, Irmgard Kurek, Geschäftsführerin Präventionsrat gegen Gewalt des Kreises Paderborn und Bürgermeister Burkhard Schwuchow. Foto: Stadt Büren)

  • Im beruflichen Pflegealltag werden Mitarbeitende und Führungskräfte immer wieder mit Situationen konfrontiert, die als sehr belastend und manchmal überfordernd erlebt werden. Auch Pflegende im privaten Bereich haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen.

    Mit einer Fachveranstaltung zum Thema „Couragierte Verantwortung in der Pflege“ beteiligte sich das St. Johannisstift Paderborn an den Couragetagen 2012. Landrat Manfred Müller hob in seinem Grußwort hervor: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Das gilt für die Pflegebedürftigen, aber auch für die Pflegenden. Ethik ist das Hauptthema im Pflegbereich. Und Courage ist gefordert, um Situationen zu erkennen, Hilfe anzubieten, Hilfe einzufordern und Hilfe zu geben.“

    Foto mit Podiumsteilnehmer und Referenten: Inge Rüsing,  Kerstin Liekmeier, Longinus Lomp, Ralf Wilberg, Constanze Eylmann, Landrat Manfred Müller, Dr. Thomas GüntherIn seinem Fachvortag beleuchtete der Theologe und Organisationsberater Dr. Thomas Günther Situationen in der Pflege, in denen ein couragiertes und verantwortliches Handeln gefordert ist und vertrat die These: „Couragiertes Handeln setzt immer eigene Werte und ethische Prinzipien voraus! Dieser Grundsatz gilt gleichermaßen für den einzelnen Mitarbeitenden in der Pflege wie für die Pflegeeinrichtung als Ganzes“. So ist die couragierte Verantwortung in der Pflege ist aus seiner Sicht möglich, wenn die werteorientierte, ethisch geprägte in einer Pflegeeinrichtung strukturell und personell gewährleistet sind. Fallbesprechungen, Supervisionen, werteorientierte Weiterbildungen, (vor)gelebte Leitbilder – einige der praxisnahen Beispiele, des Referenten. „Courage ist aus dem Herzen, mit dem Herzen handeln. Courage ist kraftvolles, mutiges, beherztes Handeln. Speziell für den Pflegebereich gilt: Mit Herz beherzt in der Pflege arbeiten!“, so zog Dr. Günther das Fazit. In der folgenden Podiumsdiskussion ging es um den Transfer der theoretisch anmutenden Thesen in die Praxis. Beispiele und Lösungsansätze füllten die Diskussionsbeiträge.

    (Bild: v.l.: Podiumsteilnehmer und Referenten: Inge Rüsing,
    Kerstin Liekmeier, Longinus Lomp, Ralf Wilberg, Constanze Eylmann, Landrat Manfred Müller, Dr. Thomas Günther)

  • Foto mit JugendlichenGleich mit zwei Angeboten war die Jugendpflege Büren bei den Couragetagen 2012 dabei. Im Projekt „Magic Circle“ ging es unter der Leitung von Conny Niggemeier-Buthe in zahlreichen Gesprächs- und Diskussionsrunden um das Thema „Helfen“. Zum "Kinoabend" trafen sich ca. 20 Jugendliche, die nach der thematischen Einführung gemeinsam die Filme „Die Welle“ und „Das Experiment“ anschauten und im Nachgang anhand von eigenen Erfahrungen die Thematik Ausgrenzung/Gruppendynamik diskutierten.





  • Richtiges Verhalten in Konflikt- und Bedrohungssituationen war das Thema eines „schlagkräftigen“ Workshops. Wer einmal in eine bedrohliche Situation gekommen ist, hat womöglich neben Angst auch Hilflosigkeit erlebt. „Ich wusste gar nicht, was ich tun sollte,“ ist eine häufige Rückmeldung von Menschen, die Opfer eines plötzlichen Angriffs oder sonst einer unvorhersehbaren Handgreiflichkeit ausgesetzt waren. Nicht jeder hat die Courage, in einer solchen Lage selbstbewusst und richtig zu reagieren. So bot die Kreispolizeibehörde Paderborn in Kooperation mit dem SC Grün-Weiß Paderborn einen kostenlosen Workshop zum Verhalten in Konflikt- und Bedrohungssituationen an. In dem zweistündigen Seminar für Frauen und Männer ab 18 Jahren wurden leicht erlernbare Verteidigungstechniken sowie Handlungsstrategien und Verhaltensregeln im Umgang mit Konflikt- und Bedrohungssituationen vermittelt. Darüber hinaus lernten die Teilnehmer ihre Notwehrrechte kennen. „Täter suchen Opfer, keine Gegner“ – ist der schon seit vielen Jahren gelehrte Leitsatz der Selbstbehauptungstrainings. Hinter diesem Leitsatz steckt die Erfahrung, dass ein entschiedenes, selbstbewusstes Verhalten einen potenziellen Täter von seinem Tun abbringen kann.

  • Ebenfalls um selbstbewusstes, wehrhaftes Verhalten ging es beim Anti-Mobbing-Workshop für Jugendliche. Die Jungen und Mädchen lernten von Selbstbehauptungstrainerin Britta Limberg in Rollenspielen und Trainingssequenzen wie man sich gegen „blöde“ Sprüche, Anmache und Schikane wehren kann. In Gesprächsrunden und Trainingssequenzen ging es darum, rechtzeitig Mobbing-Tendenzen zu erkennen und ihnen früh entgegen treten zu können.


„Wegsehen ist keine Lösung und Helfen ist Ehrensache,“ lautet das Credo der Courage-Akteure, die auch in Zukunft mit ihren Angeboten immer wieder die Themen Zivilcourage und Gewaltverhinderung in den Fokus ihrer Arbeit stellen, sie ins öffentliche Bewusstsein holen und im Kreis Paderborn „Couragenetz“ spannen wollen.

Autorin: Irmgard Kurek
Fotos: Michael Biermann, Stadt Büren

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