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Pressemeldung vom 12.04.2013

„Anwalt der Armen und sozial Benachteiligten“

Der Bundespräsident hat Günter Bitterberg aus Paderborn für sein jahrzehntelanges Engagement im kommunalpolitischen und sozialen Bereich das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Landrat Manfred Müller überreichte im Rahmen einer Feierstunde die Ordensinsignien und richtete gleichzeitig die Glückwünsche der Ministerpräsidentin, des Ministers für Inneres und Kommunales und der Regierungspräsidentin Detmold aus.

„Wenn ihr mich ruft, werde ich kommen“: Unter diesem selbst gewählten Motto kümmere sich Bitterberg seit Jahrzehnten um Mensch aus Randgruppen, Hilfsbedürftige oder um Menschen, die in irgendeiner Form sozial benachteiligt seien. Müller betonte, dass Bitterberg sich für jeden Einzelnen einsetze, unabhängig davon, ob es sich um einen Menschen aus der direkten Nachbarschaft oder jemanden in der Ferne handele. Hier wirke er ganz im Sinne von Martin Luther: „Unser Nächster ist jeder Mensch, besonders der, der unser Hilfe braucht.“

Bitterbergs Lebensweise sei geprägt durch Mitgefühl und Verantwortungsbewusstsein, einem „Wir-Gefühl“, das ihn Not erkennen lasse und veranlasse, selbst zu helfen und andere zu motivieren, es ihm gleich zu tun. Von Jugend an habe er dieses Christsein gelebt. Bereits in seiner Pfadfinderzeit habe er erkannt, wie wichtig es sei, selbst Verantwortung zu übernehmen und menschliches Miteinander zu fördern.

Beruflich war Bitterberg bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 1998 als Studiendirektor mit den Fächern Englisch und evangelische Religionslehre am Pelizaeus-Gymnasium in Paderborn tätig.

Ehrenamtlich engagiert er sich bereits seit Jahrzehnten sowohl im kommunalpolitischen als auch sozialen Bereich. Seit 1961 ist er Mitglied der SPD und war hier einige Jahre Vorstandsmitglied im Ortsverein Paderborn. In den Jahren 1973 und 1974 übte er den Vorsitz aus. Im Zeitraum 1975 bis 1989 gehörte Bitterberg dem Rat der Stadt Paderborn an. Dort wirkte er in verschiedenen Ausschüssen, Beiräten und Arbeitskreisen. Er engagierte sich insbesondere im Bereich der Sozialpolitik, unter anderem als Mitglied im Sozial-, Jugendwohlfahrts- sowie im Haupt- und Kulturausschuss. Zuletzt auch als Mitglied im Ausschuss für Umweltschutz und Landschaftspflege. Darüber hinaus war er im Ausländerbeirat sowie in verschiedenen Kindergartenbeiräten tätig. Nach seinem Ausscheiden aus dem Stadtrat brachte er sich weitere 20 Jahre als sachkundiger Bürger im Sozialausschuss bzw. im Ausschuss für Soziales, Senioren- und Behindertenangelegenheiten ein.

„Ich kann sozialpolitisch nur authentisch tätig sein, wenn ich mit denen zusammen bin, für die ich mich politisch einsetzte“: Unter diesen Leitsatz setzte sich Bitterberg in Paderborn immer wieder gerade für Randgruppen ein. 1976 gehörte er zu den Initiatoren des Zentrums für Kinder aus Familien in besonderen Lebensumständen, bekannt als „Kinderzentrum am Riemekepark“. Er war 1981 Gründungsmitglied bei Pigal e.V., der Paderborner Initiative gegen Jugendarbeitslosigkeit. Von 1991 bis 1996 gehörte er dem Vereinsvorstand an. 1982 zählte er zu den Gründungsmitgliedern des Vereins Wohnhilfe und Industriearbeit e.V. für Obdachlose im Paderborner Stadtteil Schloß Neuhaus. Im darauffolgenden Jahr war er Mitbegründer des Deutsch-Ausländischen Freundschaftskomitees Paderborn e.V. Von 1988 bis 2010 arbeitete er ununterbrochen im Vorstand mit. Schwerpunkte seiner Arbeit waren die Bereiche Kommunikation und politische Bildung. Jährlich organisierte er Bildungsseminare zu den Themen Gesundheitsreform, Wahlen in NRW, Gesundheitsreform oder auch zum Leben im Alter. Zudem fanden unter dem Motto „Deutschland kennen lernen!“ Tages- sowie auch Wochenendfahrten z.B. nach Berlin, Leipzig, Minden, Hameln u.v.m. statt. Müller betonte, dass sein Humor und die Fähigkeit, unterschiedliche Auffassungen und Interessen miteinander zu verbinden, dazu beigetragen hätten, das Vereinsziel umzusetzen: Respekt und Freundschaft zwischen ausländischen und einheimischen Mitbürgern zu realisieren.

Bitterberg ist zudem Gründungs- und Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Paderborn e.V. Von 1987 bis 2005 sei er als Vorsitzender und bis heute als Vorstandsmitglied darum bemüht, Kontakte zu ehemaligen jüdischen Mitbürgern und Zwangsarbeitern sowie anderen politischen und gesellschaftlichen Gruppierungen zu pflegen. Schwerpunkte seiner Arbeit seien zudem Reiseleitungen, u.a. nach Israel sowie Nahostgesprächskreis. Bitterberg war zudem Mitinitiator beim „Bündnis für Demokratie und Toleranz und gegen Rassismus“ in Paderborn, wo er durch sein couragiertes und besonnenes Verhalten maßgeblich mit dazu beigetragen habe, dass verschiedene Demonstrationen gegen rechtsradikale Organisationen friedlich und effektvoll verlaufen seien. Als Lehrer habe er sich immer wieder für die Aufarbeitung des Antisemitismus und für den christlich-jüdischen Dialog an Schulen eingesetzt.

Unter der Schirmherrschaft des damaligen Familienbildungswerkes e.V. in Dortmund leistete er Friedens- und Versöhnungsarbeit. Nach der Katastrophe von Tschernobly standen die dort lebenden Kinder im Mittelpunkt seines Engagements. Gemeinsam mit seiner Ehefrau kümmerte er sich ihr Wohl, organisierte wiederholt Ferienfreizeiten nach Deutschland.

Mit gleicher Energie sei Bitterberg seiner ehrenamtlichen Aufgabe als Kreisvorsitzender bei der Arbeiterwohlfahrt Paderborn nachgekommen. Mitglied der AWO-Paderborn ist er bereits seit 1970. Von 1996 – 2010 war er Kreisvorsitzender und gleichzeitig bis 2011 Mitglied im Präsidium/Aufsichtsrat des AWO-Bezirksverbandes Ostwestfalen-Lippe e.V.. Mit seinem Grundsatz „Einmischen statt Schweigen“ habe er der AWO ein sozialpolitisches Profil verliehen, wobei sein Engagement insbesondere den Themen Armut und Stärkung des Ehrenamtes galt. Er war Mitinitiator für die Gründung eines „Runden Tisches Armut“, an dem alle Wohlfahrtsverbände, die Kirchen, Tafel, Verbraucherberatung und Arbeitsloseninitiativen zusammenarbeiten, um für die Interessen Bedürftiger einzutreten. Im November 2010 wurde Bitterberg als Zeichen des Dankes und der Anerkennung seiner Leistungen die Marie-Juchacz-Plakette - die höchste Auszeichnung der Arbeiterwohlfahrt – verliehen.

Von 1992 – 2008 war Bitterberg Mitglied der Kreissynode, dem Leitungsgremium des evangelischen Kirchenkreises Paderborn, und fast zeitgleich von 1992 bis 2007 Mitglied der Landessynode, dem obersten leitenden Gremium des Landeskirche der Ev. Kirche von Westfalen. Von 2000 – 2008 war er zudem Mitglied im Nominierungsausschuss der Landeskirche.

Bereits seit Ende der 90er Jahre engagierte sich Bitterberg im Arbeitskreis Tansania des evangelischen Kirchenkreises. Hier pflegt Bitterberg seit Jahren eine Partnerschaft zu dem Kirchenkreis Kusini B in Ilemera - einer kleinen Missionsstation in dem Mittelzentrum Muleba am Westufer des Viktoria Sees im nördlichen Tansania gelegen. Seit 2001 war er mehrfach in Afrika: So hat er z.B. über Monate dort unentgeltlich Englischunterricht erteilt. Wiederholt sammelte er bei persönlichen Anlässen wie runden Geburtstagen oder seiner Verabschiedung von der AWO Spendengelder für die Menschen im Kirchenkreis in Tansania. So konnten mit seiner Unterstützung Projekte wie z.B. der Aufbau einer Tischlerwerkstatt, der Bau eines Kindergartens und von Kirchengebäuden vorangetrieben werden. In den letzten Jahren fand ein reger Austausch zwischen den Kirchenkreisen statt. Mehrere Gruppen reisten nach Ilemera oder wurden hier auch empfangen. Bitterberg hat dabei wesentliche Übersetzungsarbeiten und auch andere Unterstützung geleistet. Zudem hat er für einen Wissenstransfer mit dem St. Johannesstift Paderborn oder auch der Aids Hilfe gesorgt.

Abschließend erwähnte Landrat Müller den im Jahr 2012 neu gegründeten Förderverein „Berufsbildung Tansania e.V.“ hin, in dem u.a. Bitterberg Gründungsmitglied ist. Ziel des Vereins sei es, in Muleba das ebenfalls im letzten Jahr errichtete Muleba Lutheran Vocational Training Center zu unterstützen. Hier werden zurzeit 25 junge Menschen in einer auf den lokalen Bedarf ausgerichteten Berufsausbildung gefördert. Zu diesem Zweck stellt der Verein Geld, Sachmittel, Arbeit und auch Beratung zur Verfügung. Denn „Bildung und eine ordentlich bezahlte Erwerbstätigkeit sind die Grundlage, um die jungen Menschen vor Ort in Tansania aus der Abhängigkeit von fremder Hilfe zu befreien“, betonte Müller.

Für sein vorbildliches, ehrenamtliches Engagement wurde Bitterberg bereits von der Stadt Paderborn in 2001 der Ehrenring der Stadt verliehen.

Das vorbildliche, herzliche und oft sehr couragierte Verhalten verdiene Lob, Dank und Anerkennung, betonte Müller abschließend. Sein langjähriges, ehrenamtliches Engagement für die Ärmsten und Schwächsten der Gesellschaft werde mit dem Verdienstkreuz am Bande gewürdigt. Seine herausragende Lebensleistung solle nicht nur sichtbar gemacht sondern auch bekannt werden, um andere anzuregen, es ihm gleich zu tun.

Die musikalische Umrahmung wurde gestaltet von Elizabeth Blum und Nelli Sawazki, beide Schülerinnen der Kreismusikschule Paderborn.

 

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