Kreis Paderborn (krpb). Der Mensch ist zerbrechlich. Ob Sturz oder Schlaganfall, Krankheiten wie Alzheimer oder Demenz: Jeder kann zum Pflegefall werden. Einen Menschen rund um die Uhr zu versorgen kostet viel Kraft. Aber auch der Pflegebedürftige selbst muss damit fertig werden, seinen gewohnten Alltag aufgeben zu müssen. Und jene, die in Heimen arbeiten, können ebenfalls an ihre Grenzen kommen. Pflege kann alle überfordern. Der Kreis Paderborn hat deshalb ein Not-Telefon für den Pflegealltag eingerichtet. Unter der 05251 / 308 – 900 sind ab sofort Fachleute der Paderborner Kreisverwaltung zu erreichen, die in Krisensituationen beraten, begleiten und auf Wunsch Angebote vermitteln.
Auch im Kreis Paderborn wächst die Zahl der pflegebedürftigen, älteren, kranken und behinderten Menschen. Zwei Drittel davon werden zu Hause versorgt, teilweise unterstützt von ambulanten Pflegediensten. Oftmals über Jahre. „Das geht an die Substanz. Hier wollen wir helfen“, sagt Landrat Manfred Müller. Wenn zusätzlich zur Pflegesituation auch noch finanzielle oder berufliche Belastungen hinzukommen würden, gerieten Menschen sehr schnell in Ausnahmesituationen. Auch die Gefahr von Gewalt in der Pflege steige bei chronischer Überlastung.
Der Kreis Paderborn hat deshalb das Not-Telefon unter der 05251 / 308 – 900 geschaltet, um zu unterstützen, bevor alles aus dem Ruder läuft. Niemand muss sich mehr durchtelefonieren, bevor er an der zuständigen Stelle gelandet ist. Hinter der Telefonnummer steht ein Netz von Fachleuten aus der Verwaltung, die sich an einen Tisch setzen, um Hilfe aus einem Guss anzubieten. Durch die vielfältigen Kontakte zu Ärzten und Krankenhäusern, Pflegediensten, Ehrenamtlichen und vielen unterschiedlichen Dienstleistern können auf Wunsch die passenden Angebote vermittelt werden. „Einmal anrufen, viel Hilfe“, bringt es auf den Punkt, so Müller.
„Sie sind schon der Vierte, den ich anrufe, wer ist denn eigentlich zuständig“ oder „mir wächst alles über den Kopf, ich kann einfach nicht mehr“ sind Sätze, die die Mitarbeiterinnen des Hilfenetzwerkes im Pflegealltag des Paderborner Kreissozialamtes sehr oft hören. „Angehörige, die einen Pflegefall in der Familie haben, wissen oft nicht, ob überhaupt und an wen sie sich wenden können“, weiß Christa Kröger. Welche Angebote der ambulanten Anbieter kommen in Frage? Was bezahlen die Kranken- und Pflegekassen?
Aber auch rechtliche Probleme tauchen auf, wenn jemand plötzlich nicht mehr in der Lage ist, seine Briefe selbst zu öffnen oder Rechnungen zu bezahlen. Dorothea Fleischer und Stefan Amsbeck wissen aus ihrem Alltag, dass sich hier manchmal menschliche Dramen abspielen, wenn solche Dinge nicht in guten Zeiten durch Vorsorgevollmachten, Patienten-oder Betreuungsverfügungen geregelt wurden.
Welche Hilfen gibt es, wenn Vater oder Mutter an Demenz erkranken? Wann kommt die Unterbringung in einem Heim in Betracht? „Wir helfen auch bei der Frage, welche Häuser sich für welche Krankheitsbilder eignen“, sagt Claudia Schäfer.
„Uns kann jeder anrufen, der Spannungssituationen im pflegerischen Alltag erlebt oder auch wahrnimmt“, bekräftigt Beate Wippermann. Aber auch die Pflegebedürftigen selbst und Mitarbeiter in Heimen können sich an die Fachleute wenden, wenn sie Unterstützung brauchen.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hilfenetzwerkes hören erst einmal zu. Ziel des Gesprächs ist es, die Probleme zu erkennen und entsprechende Hilfen aufzuzeigen. Auf Wunsch und bei Bedarf begleiten die Fachkräfte des Kreises auch die Betroffenen zu Einrichtungen, sofern das notwendig ist. „Unser Ziel ist es, die Situation positiv zu verändern. Unsere Beratung ist kostenlos, unabhängig und vertraulich“, betont Edeltraut Ickler.
Zu erreichen sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hilfenetzwerkes im Pflegealltag von montags bis freitags von 8:30 Uhr bis 12 Uhr sowie donnerstags von 14 bis 18 Uhr, per E-Mail unter hilfenetz@kreis-paderborn.de.
Außerhalb dieser Zeiten ist auch die Telefonseelsorge unter der (gebührenfreien) Telefonnummer 0800 / 111 0 111 oder 0800 / 111 0 222 zu erreichen.
Weitere Infos finden Sie hier im Flyer.
Kreis Paderborn
Aldegreverstraße 10 – 14
33102 Paderborn
Telefon: 05251 308 - 0
Telefax: 05251 308 - 8888
E-Mail senden