Zum Inhalt (Access key c)Zur Hauptnavigation (Access key h)Zur Unternavigation (Access key u)

17. Dezember 2019

Durchstarten statt Chancenlosigkeit

Neues Projekt für junge Geflüchtete ohne sichere Bleibeperspektive des Bildungs- und Integrationszentrums (BIZ) des Kreises Paderborn

zu sehen sind drei Flüchtlinge, die auf der Bühne über ihre Erfahrungen berichtet haben, sowie Landrat Manfred Müller und die Organisatoren der Veranstaltung 
Durchstarten statt Chancenlosigkeit –Auftakt der Initiative „Durchstarten durch Ausbildung und Arbeit“ (v.l.:) Eva Kalamenovich (Koordinatorin, Kommunales Integrationszentrum), Petra Bolte (Amtsleitung des BIZ), Rauf Mirzayev, Yousef Rajab, Bernhard Lünz (Leiter Kommunales Integrationszentrum), Ismael Al Janabi, Dr. Stefan Buchholt (Landesweite Koordinierungsstelle Kommunale Integrationszentren), Annette Mühlenhoff (Dezernentin Kreis Paderborn) und Landrat Manfred Müller.

Die Jacke mit dem Wappen der Malteser fällt sofort ins Auge und der junge Mann auf der Bühne, der sie trägt, wirkt noch etwas nervös. Das ist auch verständlich, denn Yousef Rajab (18) soll vor einem großen Publikum aus Politikern, Fachleuten und Ehrenamtlichen erklären, wie das funktioniert mit der Integration von Flüchtlingen. Er selbst floh vor drei Jahren aus Syrien über Umwege nach Deutschland und befindet sich heute in der Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. Dass seine Integration erfolgreich war, das hat auch viel mit der Jacke zu tun, die er bei der Auftaktveranstaltung zur Initiative „Durchstarten in Ausbildung und Arbeit“ trägt. Bei den Malteser in Hövelhof engagiert er sich ehrenamtlich, hat dadurch gut Deutsch gelernt und Anschluss gefunden.

Seit 2015 starteten bundesweit Initiativen wie Sprach- und Integrationskurse, Praktika oder spezielle Schulklassen, um Geflüchtete zu integrieren - auch im Kreis Paderborn. Doch nach Bundesgesetz standen die meisten dieser Hilfen nur Geflüchteten offen, deren Asylantrag in Deutschland positiv entschieden wurde. An vielen Angeboten nicht teilnehmen durften hingegen Flüchtlinge, die lediglich einen Aufenthaltsstatus als Geduldete oder Gestattete haben und damit eine unsichere Bleibeperspektive.

„Ein abgelehnter Asylantrag bedeutet nicht automatisch eine sofortige Abschiebung“, verdeutlicht Bernhard Lünz, Leiter des Kommunalen Integrationszentrums im BIZ. Aus unterschiedlichen Gründen, zum Beispiel, weil das Heimatland sich weigert, die Geflüchteten wiederaufzunehmen, bleiben diese Menschen mit dem Status „geduldet“ oder „gestattet“ in Deutschland – und das oft jahrelang. „Wir haben im Kreis Paderborn 193 junge Menschen, die seit vier Jahren keinen Zugang zu Sprachkursen, einer Ausbildung oder dem Arbeitsmarkt haben. Ihnen fehlt jegliche Perspektive und sie sind Tag für Tag zum Nichtstun verdammt“, erklärt Landrat Manfred Müller. Da entstehe jede Menge Frust. Außerdem seien sie auf Sozialleistungen angewiesen, da sie kein Geld verdienen dürften. Dies verursache zudem Kosten bei den Kommunen.

All dies will die Landesinitiative „Durchstarten in Ausbildung und Arbeit“, die sich insbesondere an junge Menschen zwischen 18 und 27 Jahren mit dem Status „geduldet“ oder „gestattet“ richtet, ändern. Sie öffnet erstmals dieser Gruppe den Zugang zu geförderten Integrationsmaßnahmen. Neben dem ehrenamtlichen Malteser Yousef Rajab präsentierte das BIZ bei der Auftaktveranstaltung der Initiative zwei weitere positive Beispiele, wie Integration optimal laufen kann. Ismael Al Janabi (27) aus dem Irak, der eine Ausbildung zum Fachinformatiker begonnen hat und Rauf Mirzayev aus Aserbaidschan. Zusammen mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter lebt Mirzayev in Altenbeken. Nach Sprachkursen und Praktika absolviert er zurzeit ein Einstiegsqualifizierungsjahr als Anlagenmechaniker und hofft danach eine Ausbildungsstelle in diesem Beruf zu finden. Nebenbei engagiert sich das Ehepaar in der Gemeinde. „Es ist wirklich schön zu merken, dass wir hier gern angenommen werden. Mut und Einsatz gehören dazu, um zu zeigen, dass man mitmachen und sich richtig integrieren will. Das ist unser Dank an Deutschland“, sagte der junge Vater.

„Aus Fluchtgeschichten können Erfolgsstorys werden, das zeigen die drei Menschen heute Abend auf unserer Bühne“, erklärte Müller bei der Auftaktveranstaltung. „Alle drei werden, wenn sie mit ihrer Ausbildung fertig sind, wertvolle Facharbeiter sein, deren Arbeitskraft dringend gebraucht wird“, so der Landrat weiter. Die Verantwortlichen hoffen nun, dass mit der neuen Initiative auch das Schicksal der 193 jungen Geflüchteten mit unsicherer Bleibeperspektive im Kreis Paderborn eine solche Erfolgsstory wird.

Landesinitiative „Durchstarten in Ausbildung und Arbeit“
Die Landesinitiative ist ein bis Ende Juni 2022 angelegtes Vorhaben zur Integration von Flüchtlingen, insbesondere von 18- bis 27-Jährigen mit dem Status „geduldet“ oder „gestattet“. Sie wurde vom Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration angestoßen und auf den Weg gebracht. Unterstützt wird sie ebenfalls von den Landesministerien für Schule und Bildung, für Arbeit, Gesundheit und Soziales sowie dem Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie. Die Umsetzung im Kreis Paderborn wird zu hundert Prozent aus verschiedenen Landesmitteln finanziert.

 
 
 

Kontakt

 
 
 

Anschrift

Kreis Paderborn
Aldegreverstraße 10 – 14
33102 Paderborn

Kontakt

Telefon: 05251 308 - 0
Telefax: 05251 308 - 8888
E-Mail senden

 
RAL Gütezeichen
Vorbildliches Europa-Engagement als „Europaaktive Kommunen“