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13. März 2019

„Geschichte bedeutet immer auch Verantwortung“

Ehemalige KZ-Baracke in Wewelsburg wird zu einem Lernort ausgebaut: NRW-Ministerin Ina Scharrenbach überreicht persönlich Förderbescheid in Höhe von rund 191.000 Euro.

Übergabe des Förderbescheids: Ehemalige KZ-Baracke kann umgebaut werden 
Die ehemalige KZ-Baracke in Wewelsburg wird zu einem Informations- und Dokumentationszentrum ausgebaut: Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW (zweite von links) reiste eigens nach Wewelsburg, um den Förderbescheid persönlich an Landrat Manfred Müller (dritter von links) und Kirsten John-Stucke, Leiterin des Kreismuseums Wewelsburg (vierte von links) zu überreichen. Am Rundgang teilgenommen haben auch Landtagsabgeordneter Bernhard Hoppe-Biermeier (ganz links im Bild), Ortsheimatpfleger Karl-Hans Reelsen (zweiter von rechts) und neben ihm Bürens Bürgermeister Burkhard Schwuchow, Bildnachweis: Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kreis Paderborn, Michaela Pitz

Die denkmalgeschützte, ehemalige KZ-Baracke in Wewelsburg wird zu einem barrierefreien Informations- und Dokumentationszentrum umgebaut und künftig für die historisch-politische Bildungsarbeit durch das Kreismuseum Wewelsburg genutzt. Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW, reiste nach Wewelsburg, um den Förderbescheid in Höhe von rund 191.000 Euro persönlich an Landrat Manfred Müller und Kirsten John-Stucke, Leiterin des Kreismuseums Wewelsburg, zu überreichen. Die Gelder stammen aus dem Förderprogramm „Heimat-Zeugnis“, mit dem das Land besondere Bauten bewahren will, um ihre dazugehörige Geschichte in zeitgemäßer Form aufzuarbeiten und zu präsentieren.

Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW: "Geschichte bedeutet immer auch Verantwortung. Denkmalschutz bedeutet nicht nur, ein Denkmal zu schützen. Ein Denkmal hat auch die Aufgabe, etwas zu vermitteln".


Scharrenbach zeigte sich überzeugt, dass mit der Sanierung der ehemaligen Baracken ein authentischer Lernort entstehe, der genau das leiste. Landrat Manfred Müller betonte, dass der Kreis Paderborn und sein Kreismuseum sich der Verantwortung stellen, dieses Stück dunkler Heimatgeschichte aufzuarbeiten.


Landrat Manfred Müller: „Wir zeigen bereits in unserer Dauerausstellung Ideologie und Terror der SS 1933 - 1945, wohin ein totalitärer Staat und Unterdrückung von Minderheiten führen können. Wir haben genau an diesem authentischen Ort einen Bildungsauftrag, den wir dauerhaft wahrnehmen“.


Die originalen baulichen Überreste vermittelten auf besondere Weise Bezüge zum Konzentrationslager Niederhagen und dem späteren Flüchtlingslager. Es biete sich die einzigartige Chance, sowohl die Verbrechen der NS-Zeit als auch die Themen Flucht und Vertreibung darzustellen. Deshalb habe auch der Paderborner Kreistag einstimmig im Oktober vergangenen Jahres den Ankauf des Gebäudes mit Teilen des Vorplatzes beschlossen.

Kirsten John-Stucke, Leiterin des Kreismuseums Wewelsburg unterstrich beim Besuch der Ministerin, dass gerade im digitalen Zeitalter Menschen solche authentischen Orte aufsuchen, um Geschichte real zu erfahren.


Kirsten John-Stucke, Leiterin des Kreismuseums Wewelsburg „Wenn Schüler, die ja über ihr Smartphone virtuell alles erkunden können, hierher kommen zu uns, ist das noch einmal etwas ganz anderes“.


Bis 2020 werden in zwei Bauabschnitten 384.500 € investiert. Die Baracke wird mit EFRE-Mitteln (116.400 €) und Landesmitteln (191.200 €) saniert. Der Förderbescheid des Landes war der letzte Baustein im Finanzierungskonzept, der die Sanierung jetzt möglich macht.Der Eigenanteil des Kreises Paderborn liegt bei 76.900Euro.

Übergabe Förderbescheid





Die ehemalige KZ-Baracke wird mit ihren drei Wohnungen und einem Kellerraum als „Ge-Denk-Ort“ konzipiert. Dabei wird das Gebäude selbst zum Ausstellungsobjekt. Doch die ursprüngliche Häftlingsbaracke soll nicht rekonstruiert werden.

Es wird keine Wandtafeln sondern eine zeitgemäße Präsentation mit Medientischen, Hörstationen und Projektionen geben.

Aufgearbeitet werden alle Nutzungsphasen bis zur Gegenwart: Nach der Auflösung des KZ Niederhagen 1943 zogen die restlichen KZ-Häftlinge in eine Werkstattbaracke auf dem Industriehof. Das leerstehende Barackenlager wurde seit 1944 als Umsiedlungslager der Volksdeutschen Mittelstelle (Vomi-Lager) für „Volksdeutsche“ umfunktioniert, die aus den besetzten Ostgebieten ins Deutsche Reich deportiert wurden. Nach dem Krieg wurden die Baracken als „DP-Camp“ für ehemalige Zwangsarbeiter aus der Region genutzt. Ab 1946 erfolgte die Unterbringung von Flüchtlingen und Vertriebenen in den leerstehenden Baracken. Der gemeinsame Nenner ist die Zwangsmigration: Alle Insassen bzw. Bewohner wurden zwangsweise verhaften und deportiert, zwangsweise zur Flucht getrieben oder vertrieben. Wer waren all diese Menschen? Wie begegneten ihnen die Dorfbewohner? Die inhaltliche Auseinandersetzung mit diesen Fragen ermöglicht es, den Bogen bis zur Gegenwart, zur aktuellen Migrationsproblematik und Flucht aus Krisengebieten zu schlagen. Besuchergruppen, die bisher das Mahnmal auf dem ehemaligen Appellplatz besucht haben, können sich künftig die umgestaltete Baracke ansehen. Es wird keine Wandtafeln sondern eine zeitgemäße Präsentation mit Medientischen, Hörstationen und Projektionen geben.

Bereits in den nächsten Tagen beginnen die Sanierungsarbeiten. Offiziell in Betrieb genommen wird das Informations- und Dokumentationszentrum voraussichtlich 2021. Kirsten John-Stücke kündigte jedoch an, dass es bereits zum Gedenktag 2. April 2020 einen Tag der Offenen Tür geben werde. Denn dann jährt sich die Befreiung des Konzentrationlagers Niederhagen zum 75. Mal.

 
 
 

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