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Pressemeldung vom 06.03.2012

„Einfach da sein“ – „Pflegeeltern beraten Pflegeeltern“ beim Vorbereitungsseminar des Kreisjugendamtes Paderborn

Kreis Paderborn (krpb). Melanie Cramer (* Name geändert) erzählt mit leiser Stimme von jenem Telefonat, das vor sieben Jahren ihr Leben veränderte. „Wir würden Ihnen gern ein Pflegekind vermitteln. Sind Sie bereit?“, fragte eine Mitarbeiterin des Kreisjugendamtes Paderborn an jenem für sie denkwürdigen Tag. „Na klar, wir warten ja darauf“, war Cramers spontane Antwort am anderen Ende der Leitung. Als das Gespräch beendet war, musste Melanie Cramer sich erst einmal setzen. „Die Uhren drehen sich von einem Moment zum anderen anders“, berichtet die glückliche Pflegemutter von einem Lebenseinschnitt, der sich eben „nicht neun Monate vorher mit dem Beginn einer Schwangerschaft ankündigt“. „Man vergisst diesen Tag nicht. Er brennt sich ein wie ein Geburtstag“, so die 39-Jährige.

Doch bevor Melanie Cramer und ihr Mann zu Pflegeeltern wurden, mussten sie „eine Qualifizierungsschleife durchlaufen, die es in sich hat“, erklärt der stellvertretende Leiter des Kreisjugendamtes Paderborn, Günther Uhrmeister.

Sowohl ein formaler, fachlicher als auch ein persönlicher „Prüfungsparcours“ sei zu durchlaufen, bevor die Eignung zur Aufnahme eines Pflegekindes bescheinigt werden kann. Geprüft werden die wirtschaftlichen, persönlichen und häuslichen Verhältnisse. Auch ein Gesundheitszeugnis sowie erweitertes Führungszeugnis müssen vorgelegt werden. Anschließend werden rechtliche und psychologische Kenntnisse vermittelt, die vor allem das Spannungsfeld der Kindeswohlinteressen zwischen Herkunftsfamilie und neuer Familie beleuchten.

Abschluss des Prüfungsverfahrens bildet schließlich ein zweitägiges Seminar unter dem Motto „Pflegeeltern beraten Pflegeeltern“, eine Art „Selbstprüfung“ für die Bewerber, an dessen Ende die Frage steht: „Welches Kind können und wollen sie bei sich aufnehmen ?"

Im Immaculata Haus in Paderborn berichtete Melanie Cramer über ihre Erfahrung auf dem Weg zur Pflegemutter, nannte hilfreiche Tipps aus der Praxis für die Praxis. Angehende Pflegeeltern müssten sich bei der Aufnahme eines Kindes auch auf mögliche Schwierigkeiten und Probleme einstellen. Selbstverständlich laufe am Anfang nicht alles rund. Wichtig sei, dass „der Funke zum Kind wirklich überspringt“, rät auch Anne Voss (* Name geändert) im Rahmen des Vorbereitungsseminars. Die Bewerber hätten beide Optionen, ein Ja oder Nein.

17 Pflegekindern hat Anne Voss bereits ein Zuhause auf Zeit gegeben. In akuten Krisen nimmt sie die Kinder auf, begleitet sie nach der Entscheidung des Jugendamtes oder des Familiengerichts wieder nach Hause, in ein Heim oder eine andere Pflegefamilie. In den letzten sechs Jahren hat Anne Voss so 17 Kinder in akuten Notlagen kennengelernt, die alle einen Platz in ihrem Fotoalbum gefunden haben.

Den angehenden Bewerbern rät sie: „Nie im Streit schlafen gehen. Morgen ist ein neuer Tag“, lautet die Gute-Nacht-Formel der Eltern auf Zeit.

Angehende Pflegeeltern haben im Kreisjugendamt Paderborn einen festen Ansprechperson. „Selbstverständlich begleiten wir die Pflegeeltern und helfen jederzeit bei Fragen und Problemen weiter“, betont Ingrid Müller, Teamleiterin des Pflegekinderdienstes des Kreises Paderborn.

Kinder brauchten Sicherheit, Zuwendung, Verständnis und viel Liebe, um zu einem gesunden und selbstbewussten Erwachsenen heranzureifen. „Sie brauchen jemanden, der sie auffängt, wenn es Probleme gibt. Jemanden der einfach nur da ist“, betont Ingrid Müller.

Für Melanie Cramer und viele andere war die Entscheidung für ein Pflegekind eine Bereicherung für ihr eigenes Leben, die sie nicht missen möchte.

Interessierte Bewerber, die bereit sind, Kinder und Jugendliche in Krisensituationen vorübergehend oder auch für längere Zeit in ihre eigenen Familien aufzunehmen, können sich an den Pflegekinderdienst des Kreises Paderborn wenden,  05251 308 607.

Anschrift

Kreis Paderborn
Aldegreverstraße 10 – 14
33102 Paderborn

Kontakt

Telefon: 05251 308 - 0
Telefax: 05251 308 - 8888
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