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Pressemeldung vom 06.09.2012

„Es geht immer noch was…“: So lange wie möglich zu Hause leben - KIM-Soziale Arbeit eV., Kreis und Stadt Paderborn informierten im Kreishaus über kostenloses Angebot der Wohnberatung -

Kreis Paderborn (krpb. NRW ergraut. Schon jetzt ist jeder vierte Einwohner über 60 Jahre. Doch wer denkt schon darüber nach, ob ein Rollator durch den Türrahmen passt oder ein Rollstuhl in die eigene Dusche gefahren werden kann? Menschen verdrängen Alter und Krankheit. So wie Hilde und Hermann, beide über 80, die seit Jahrzehnten ihr Leben teilen und bis an das Ende ihrer Tage zu Hause leben wollten. Dann bekommt Hilde einen Schlaganfall, und plötzlich werden die bislang vertrauten Stufen und Schwellen im eigenen Haus zu unüberwindbaren Hindernissen, die Badewanne zur Falle und die Toilette zu einem Ort, der nicht mehr allein aufgesucht werden kann. Selbst in solch scheinbar ausweglosen Situationen kann eine Wohnberatung helfen, doch noch einen Weg zu finden, in der vertrauten Umgebung bleiben zu können. KIM-Soziale Arbeit e.V. (KIM) mit seiner Wohnberatungsstelle macht genau das seit 15 Jahren. Unter dem Motto „Jubiläum mit Zukunft“ nahmen KIM, Kreis und Stadt Paderborn den runden Geburtstag zum Anlass, im Paderborner Kreishaus über das kostenlose Angebot der Wohnberatung zu informieren. Wie ein roter Faden zog sich durch alle Beiträge die Erkenntnis: Das so genannte barrierefreie Wohnen ist im Kommen. Auch zwangsläufig, denn mit dem Alter der Menschen steigt die Zahl der Pflegebedürftigen. Ministerialdirigent Markus Leßmann vom Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen präsentierte dazu erschreckende Zahlen: Bei weiter steigender Lebenserwartung muss statistisch betrachtet jeder 2. damit rechnen, pflegebedürftig zu werden. Das wiederum bedeute, dass jeder vierte Bundesbürger sich entschließen müsste, einen Pflegeberuf zu erlernen.
Das ist natürlich Utopie, weder finanzierbar noch machbar. Geschweige denn wünschenswert. Der Anteil der Menschen unter 18 Jahre sinkt weiter. In 2009 lag dieser landesweit noch bei 17,4 Prozent. „Im Jahr 2030 werden es nur noch 15,32 Prozent sein, also 450.000 Menschen weniger. Das sind genau drei Mal Paderborn, die fehlen werden“, warnte Leßmann. NRW sei deshalb dabei, zu planen, wie das „Quartier der Zukunft“ aussehen könnte.

Landrat Manfred Müller betonte vor diesem Hintergrund die Bedeutung der Wohnberatung von KIM, die der Kreis Paderborn mit jährlich 33.530 Euro unterstütze. „ Das Angebot ist wertvoll und sinnvoll“, sagte Müller, weil es Menschen ermögliche, so lange wie möglich im eigenen Zuhause leben zu können . Das komme den Wünschen der Menschen entgegen, entspreche somit der Humanität und entlaste die Sozialkassen , bekräftigte der Landrat. Im Englischen gebrauche man statt Pflegebedürftige die Bezeichnung „Persons with special needs“ (übersetzt: Personen mit speziellen Bedürfnissen). Das treffe es wesentlich besser. Deshalb müssten „neue Perspektiven altersgerechten Wohnens entwickelt werden“, sagte auch der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Paderborn, Martin Pantke.

Wie so etwas beispielhaft aussehen kann, erläuterte der Geschäftsführer von KIM, Reinhard Kersting. Mitten in Bad Lippspringe habe man ein Haus umgebaut, das acht barrierefreie Appartements inklusive Wohngemeinschaft biete. Den Alltag bewältige man mit gegenseitiger Unterstützung. Die Ideen dazu geliefert haben die Krankenschwester und Dipl.-Sozialarbeiterin Gisela Kriener und der Dipl.-Ingenieur und Innenarchitekt Arno P. Oellers, die Gesichter und das Team der Wohnberatung von KIM: Beide beraten seit über acht Jahren gemeinsam die Menschen im Kreisgebiet. „Kostenlos. Die wollen nichts verkaufen, die wollen helfen“, bekräftigte Kersting. Allein in 2010 und 2011 konnten durch ihre Hilfe 50 Heimaufenthalte vermieden und zumindest für einige Jahre verzögert werden.

Im Paderborner Kreishaus stellten Kriener und Oellers ihre Arbeit vor, erzählten von ganz einfachen, aber wirkungsvollen Dingen wie Haltegriffen am WC, Beseitigen von Stufen und Schwellen bis hin zu komplizierten aber machbaren Umbauten wie ein Fahrstuhl für Rollstuhlfahrer, der Mobilität selbst in einem mehrstöckigen Haus ermöglicht. Dafür ernteten beide viel Applaus, weil spürbar war, dass hier zwei Menschen am Werk sind, die mit Kompetenz und Herzenswärme alles versuchen, um das eigentlich Unmögliche immer wieder möglich zu machen. „Es geht immer noch was...", lautet ihr Motto. So wie bei Hilde und Hermann: Ihre Namen wurden geändert, der Fall ist real: Dank des Umbaus ihres Hauses können beide weiter für sich selbst sorgen und in ihren eigenen vier Wänden wohnen.

Nicht nur an dieser Stelle des Programms mussten viele Zuhörer schlucken. Das Duo Thauern & Maurer bot mit seinen thematisch passenden Stücken ein mitreißendes musikalisches Rahmenprogramm. Der aus Marienmünster (Kreis Höxter) stammende Tenorbariton Georg Thauern sang sich mit seiner gefühlvollen und voluminösen Stimme und Stücken wie „Vor meinem Vaterhaus“ von Robert Stolz direkt in die Herzen der Zuhörer.

Menschen wie Hilde und Hermann gibt es viele und immer mehr auch im Kreis Paderborn. Sie alle können sich an Gisela Kriener und Arno P. Oellers von der Wohnberatungsstelle von KIM wenden. Beide machen kostenlos Hausbesuche, beraten ältere und behinderte Menschen sowie ihre Angehörigen, entwickeln Ideen und Kostenvoranschläge, helfen bei der Finanzierung. Vor allem haben sie auch einen direkten Draht ins Kreishaus. Denn die Ämter des Kreises, wie die Pflegeberatung des Kreissozialamts, die Wohnungsbauförderung und auch Betreuungsstelle, befinden sich dort unter einem Dach. „Wir sind untereinander vernetzt, ermöglichen vielfältige Hilfen und Lösungen aus einer Hand“, bekräftigt Christa Kröger von der Pflegeberatung des Kreises.

Mehr Infos unter der 05251- 282718 (KIM Wohnberatung), oder im Internet unter www.kim-paderborn.de.

 

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Aldegreverstraße 10 – 14
33102 Paderborn

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