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Pressemeldung vom 28.07.2014

Ansprache von Landrat Manfred Müller im Rahmen des Friedensgebetes am 25. Juli 2014 im Hohen Dom zu Paderborn

1914 – 2014

Versöhnung über den Gräbern für dauerhaften Frieden in Europa


Am 28. Juni 1914 erschüttert das Attentat auf den österreichischen Thronfolger und seine Frau Europa. Unfassbar: Ein regionaler Konflikt zwischen Österreich und Serbien weitet sich innerhalb eines Monats aus zu einem Krieg, der die ganz Welt in Brand setzt.

Es ist zum ersten Mal ein Krieg in einer industriellen Dimension. Europa wird zum „Schlachthaus“. Fast neun Millionen tote Soldaten, Millionen Verkrüppelte, später auch hungernde Menschen. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge betreut ein trauriges Erbe: Kriegsgräberstätten mit Hundertausenden Soldatengräbern im Ausland aus beiden Weltkriegen.

Wie konnte es dazu kommen? In der Julikrise des Jahres 1914 fehlten der Politik, der Diplomatie und den Militärs der echte Wille zum Frieden. Gründe sind Militarismus, Kolonialismus, Nationalismus und gegenseitiges Misstrauen zwischen den Völkern. Und irgendwie war der Anlass für die Auseinandersetzung, das Thema Serbien-Österreich, sehr schnell aus dem Bewusstsein verschwunden. Der Krieg verselbständigte, ja vervielfältigte sich zu einem multinationalen Töten.

Krieg beginnt in den Köpfen – so heißt es in der Charta der UNESCO. Und zwar nicht nur in den Köpfen der Politik oder der Mächtigen. Denn auch die stützten sich bereits 1914 auf eine Stimmung in der Bevölkerung, die in wichtigen Teilen sehr nationalistisch geprägt war, übrigens nicht nur in Deutschland. Und interessanterweise, so die Historiker, wäre die zwischenzeitliche Beendigung des Krieges durch Verhandlungen aufgrund der Grundstimmung in der Bevölkerung, dass „die vielen Opfer sich doch irgendwie auszahlen müssten“, nur sehr schwer durchsetzbar gewesen, obwohl der Krieg sich eigentlich nach wenigen Monaten festgefahren hatte.

Der 1. Weltkrieg hat später den Keim für den 2. Weltkrieg durch die skrupellosen Nazis gelegt. Hitler begann eine menschenverachtende Politik, die Nazis begingen Völkermord an den Juden. Und das millionenfache Sterben auf den Schlachtfeldern der Welt setzte sich fort.
Wiederum: Welch‘ eine internationale Tragödie! Welch‘ eine Schande für unser Land! Was für eine schreckliche 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts!
Und seitdem? Auf fast 70 Jahre Frieden können wir nun schauen. Europa hat uns diese lange Friedenszeit geschenkt.

Der Krieg beginnt in den Köpfen! Wenn das stimmt, beginnt auch der Frieden bei jedem Einzelnen. Im Bekenntnis zum Rechtsstaat, zur Demokratie, zur Toleranz gegenüber anderen Ethnien, anderen Kulturen und Randgruppen. Im Bekenntnis zur Werteordnung, auch der Religionen! Und im Bekenntnis zu Europa!

Der zukünftige Präsident der europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker hat einmal gesagt: „Wer ein Problem mit Europa hat, sollte einmal auf Kriegsgräberstätten gehen!“ Ich lade herzlich dazu ein.
Adenauer und De Gaulle haben erste Zeichen des Friedens gesetzt. Versöhnung über den Gräbern! Die europäische Einigung ist die Erkenntnis aus dem millionenfachen Sterben, beginnend vor exakt 100 Jahren. Und wie kleinlich sind angesichts dieses jahrzehntelangen Friedens die Rechnungen, wer wie viel in Europa zu zahlen hat. Jeder Staat muss sein Haus in Ordnung bringen. Aber gerade wir Deutschen sind zu besonderer Solidarität bei diesem Prozess verpflichtet.

Europa muss gelebt und erlebt werden. Und so danke ich allen, die sich in Schulen, in Institutionen, in Partnerschaften, in internationalen Kontakten unmittelbar für die europäische Einigung einsetzen. Das ist nicht nur eine kulturelle Bereicherung für unsere Kommunen, sondern ein wichtiger Dienst am Frieden.

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge macht sich für die Bewahrung des Friedens stark. Wir fördern Fahrten von jungen Menschen ins europäische Ausland, auch zu Partnerstädten, wenn Kriegsgräberstättenbesuche zum Programm gehören. Und wir haben eine Veranstaltungsreihe zum diesjährigen und den folgenden Gedenkjahren bis 2018 konzipiert, zu deren Besuch wir herzlich einladen.

Der Schlüssel zum Frieden liegt in Europa! Gibt es einen besseren Ort als diesen Hohen Dom, die Grabstätte des heiligen Liborius, sich den europäischen Geist bewusst zu machen? Le Mans und Paderborn besitzen die älteste Städtepartnerschaft mit einer Verbindung, die im Geist Christi, des Friedensfürsten, nie abgerissen ist.

Diesen christlich-europäischen Geist brauchen wir! Diesen Geist müssen wir leben! In ganz Europa! Millionen Kriegsgräber mahnen. Der Frieden beginnt in den Köpfen! Und er lebt im Herzen!

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Aldegreverstraße 10 – 14
33102 Paderborn

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