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Pressemeldung vom 27.08.2014

Weil Pflege überfordern kann - Not-Telefon für den Pflegealltag des Kreises Paderborn vor einem Jahr an den Start gegangen –

Kreis Paderborn (krpb). „Meine Freundin hat Demenz. Ich besuche sie regelmäßig. In letzter Zeit sieht sie so vernachlässigt aus. Und auf dem Nachttisch stand auch nichts zu trinken. Was ist da bloß los in der Familie? Ich weiß mir nicht mehr zu helfen. Bin ich da bei Ihnen richtig?“ Anrufe wie diese sind für Dorothea Fleischer Alltag. Seit einem Jahr ist das Not-Telefon des Kreises Paderborn für den Pflegealltag geschaltet. Wer die 05251 308-900 anwählt, „erreicht ein Netz von Fachleuten, die erst einmal zuhören und dann im Team schauen, wo genau wie geholfen werden kann“, sagt Fleischer.

„In diesem Fall hatte sich die Situation zugespitzt“, erläutert die Mitarbeiterin des Kreissozialamtes. Auf beiden Seiten, sowohl bei der an Demenz erkrankten Dame als auch bei den Angerhörigen, hatten sich Wut und Aggression angestaut. Die Schwiegertochter drohte sogar damit, ihre Schwiegermutter vor die Tür zu setzen, sollte diese sich nicht dankbarer erweisen für so viel aufopfernde Hilfe. „Uns anzurufen, war der erste Schritt, den Alltag für alle Beteiligten erträglicher zu gestalten“, sagt Fleischer. Zunächst setze man sich zusammen. Alle Probleme müssten auf den Tisch. Eigene Grenzen offen thematisiert werden. „In diesem Fall konnte vieles an Missverständnissen in Gesprächen geklärt werden. Die Dame wollte zu Hause gepflegt werden. Die Angehörigen zeigten sich auch weiter dazu bereit“, berichtet Fleischer. In diesem Fall habe man ambulante Anbieter vermittelt, um die Pflegenden zu entlasten. Informationen über Demenz können helfen, die Krankheit besser zu verstehen. Welche Hilfen es überhaupt gibt, und was die Kranken- und Pflegekassen bezahlen, sind Fragen, die immer wieder gestellt werden.

Christa Kröger war 25 Jahre als Krankenschwester tätig, bevor sie zum Kreis Paderborn kam. Sie arbeitet ebenfalls mit im so genannten Hilfenetzwerk für den Pflegealltag. Sie weiß aus Erfahrung, wie viel Kraft es kostet, einen Menschen rund um die Uhr zu pflegen. „Da geraten Menschen sehr schnell in die Überforderung. Niemand muss sich schwach vorkommen oder schämen“, sagt sie. Pflege könne alle überfordern. Auch die Pflegebedürftigen selbst müssten damit fertig werden, ihren gewohnten Alltag aufzugeben, abhängig zu sein von der Hilfe anderer. Wenn zusätzlich zur Pflegesituation auch noch finanzielle oder berufliche Belastungen hinzukommen würden, „geraten Menschen sehr schnell in Ausnahmesituationen. Auch die Gefahr von Gewalt in der Pflege steigt bei chronischer Überlastung“, sagt sie. „Rufen Sie uns an, bevor die Situation eskaliert, denn Hilfe ist möglich“, sagt sie.

Auch rechtliche Probleme tauchen auf, wenn jemand plötzlich nicht mehr in der Lage ist, seine Briefe selbst zu öffnen oder Rechnungen zu bezahlen. Menschliche Dramen sind vorprogrammiert, wenn solche Dinge nicht in guten Zeiten durch Vorsorgevollmachten, Patienten-oder Betreuungsverfügungen geregelt wurden. Welche Hilfen gibt es, wenn Vater oder Mutter an Demenz erkranken? Wann kommt die Unterbringung in einem Heim in Betracht?

Die Zahl der pflegebedürftigen, älteren, kranken und behinderten Menschen wächst auch im Kreis Paderborn. Zwei Drittel davon werden zu Hause versorgt, teilweise unterstützt von ambulanten Pflegediensten. Oftmals über Jahre. Das geht an die Substanz. Der Kreis Paderborn hat deshalb vor einem Jahr das Not-Telefon unter der 05251 / 308 – 900 geschaltet, um zu unterstützen, bevor alles aus dem Ruder läuft. Niemand muss sich mehr durchtelefonieren, bevor er an der zuständigen Stelle gelandet ist. Hinter der Telefonnummer steht ein Netz von Fachleuten aus der Verwaltung, die sich an einen Tisch setzen, um Hilfe aus einem Guss anzubieten. Durch die vielfältigen Kontakte zu Ärzten und Krankenhäusern, Pflegediensten, Ehrenamtlichen und vielen unterschiedlichen Dienstleistern können auf Wunsch die passenden Angebote vermittelt werden. „Einmal anrufen, jede Menge Hilfe, bevor alles zu viel wird, lautet die Devise.

Die Beratung ist kostenlos, unabhängig und vertraulich. Zu erreichen sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hilfenetzwerkes im Pflegealltag von montags bis freitags von 8:30 Uhr bis 12 Uhr sowie donnerstags von 14 bis 18 Uhr, per E-Mail unter hilfenetz@kreis-paderborn.de.
Außerhalb dieser Zeiten ist auch die Telefonseelsorge unter der (gebührenfreien) Telefonnummer 0800 / 111 0 111 oder 0800 / 111 0 222 zu erreichen.

Den entsprechenden Flyer zum Not-Telefon finden Sie hier.

 

Anschrift

Kreis Paderborn
Aldegreverstraße 10 – 14
33102 Paderborn

Kontakt

Telefon: 05251 308 - 0
Telefax: 05251 308 - 8888
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