11. November 2015
- Sporthalle des Berufskollegs in Schloß Neuhaus wird Notunterkunft für bis zu 200 Menschen – Schulsport wird provisorisch fortgeführt
Die Sportgeräte sind bereits ausgeräumt, ein neuer Boden verlegt: Die Sporthalle des Berufskollegs in Schloß Neuhaus wird in dieser Woche zu einer Notunterkunft zur vorübergehenden Aufnahme von bis zu 200 Asylsuchenden umgestaltet. Ab kommenden Montag, 16. November, finden die ankommenden Flüchtlinge dort ein Dach über dem Kopf. Die Notunterkunft soll bis mindestens Februar 2016 betrieben werden. Doch sicher ist das nicht: Derzeit kann niemand sicher prognostizieren, wie sich die Lage entwickeln wird.
„Ich bedauere sehr, dass wir die Sporthalle nutzen müssen und damit Schul- und Vereinssport beeinträchtigt werden“, erläutert Landrat Manfred Müller. Doch „wir sind in der humanitären Pflicht, jene Menschen, die zu uns kommen, unterzubringen. Und das so gut wie möglich“, betont Müller. Der Kreis Paderborn betreibe die neue Notunterkunft in Amtshilfe für die Bezirksregierung Detmold. Gleichzeitig leiste der Kreis seinen Beitrag, die Stadt Paderborn zu entlasten, die bislang eine Notunterkunft in der Busdorfschule In Paderborn betrieben habe und diese nun für bereits zugewiesene Asylsuchende benötige. Man sei zudem bemüht, durch Nutzung anderer Hallenkapazitäten den Vereinen Alternativen bieten zu können. Der Landrat dankte ausdrücklich der Schulleitung und dem Deutsche Rote Kreisverband Paderborn e.V.. Letzter übernimmt die Betreuung der Flüchtlinge.
Schulleiter Norbert Damke bekräftigte, dass man sich die Situation zwar so nicht gewünscht habe aber bereit sei, einen „Beitrag zur Bewältigung der größten nationalen Herausforderung seit dem Mauerfall zu leisten“, so Damke. Sie würden sich nicht als Betroffene begreifen sondern als Gestalter vor Ort. „Wir machen das Beste daraus“, sagt Damke. Der Sportunterricht soll weitergeführt werden. Hier würden die Lehrer improvisieren. Auch könne man sich neue Formen vorstellen. „Wir verlieren unsere Sporthalle, gewinnen aber dadurch aber auch Zeit für andere Aktionsformen und Projekte“, so Damke. Beispiel Bauzaun: Ein Erlass des Landes sieht vor, zum Schutz der Flüchtlinge einen Zaun mit Sichtschutz rund um solche Einrichtungen zu errichten. Das Schulgelände und die Sporthalle werden deshalb auch in Schloß Neuhaus auf diese Weise räumlich getrennt. Mit Hilfe von Unternehmen und durch Schulprojekte in Kooperation mit den Flüchtlingen soll dieser so gestaltet werden, dass er das Trennende mildert und nicht wie „Wegsperren“ rüberkommt.
Willi Schmidt, stellvertretender Vorsitzender des DRK Kreisverbandes Paderborn e.V. erläutert, dass es jetzt darum gehe, einen Haushalt für 200 Personen zu schaffen. Der Kreis habe schon seit längerem signalisiert, dass die Sporthalle als Notunterkunft in Betracht gezogen werden könnte. Jetzt sei die Situation da. Das DRK leiste diese Aufgabe gern, weil sie seinem Selbstverständnis entspreche. „Wir helfen Menschen in Not, die Hilfe brauchen. Unabhängig von Nationen und Religionen, unabhängig von Weltanschauungen, unabhängig von Status und Vermögen“, betont Schmidt.
Mit 24 Duschen und 6 Toiletten bietet die Halle eine vergleichsweise gute Infrastruktur. Zwei zusätzliche Toilettenwagen sind bereits beschafft worden. Vor der Sporthalle wird ein Verpflegungszelt errichtet, das außerhalb der Mahlzeiten auch als Aufenthaltsbereich genutzt werden kann. In der Halle selbst werden 125 Doppelstockbetten aufgestellt. Der mittlere Teil der Halle wird als Aufenthaltsbereich gestaltet, z.B. auch mit Spielbereichen für Kinder. Noch weiß jedoch niemand, wer kommen wird. Mit mobilen Trennwänden soll den ankommenden Menschen Privatsphäre ermöglicht werden. Das ist natürlich in einer Halle mit bis zu 200 Menschen nur schwer realisierbar. Primäres Ziel dieser Notunterkunft kann es erst einmal nur sein, den Menschen ein winterfestes Quartier für den Anfang bieten zu können.
Beschafft werden zudem Waschmaschinen und Trockner. Ein Sicherheitsdienst wird engagiert, um den Zutritt zu kontrollieren.
Der Kreis Paderborn geht derzeit davon aus, dass die ankommenden Flüchtlinge weder registriert noch untersucht worden sind. Der Kreis Paderborn sorgt für die Registrierung im Hinblick auf das Asylverfahren. Die Ankommenden werden durch medizinisch geschultes Personal des DRK einer Inaugenscheinnahme unterzogen. Dazu werden zwei Sanitärcontainer beschafft und aufgestellt. Danach folgt die Untersuchung auf Tuberkulose (durch Röntgen bei Erwachsenen). Sollten Asylsuchende schwer erkrankt sein, werden sie an ein Krankenhaus überwiesen.
Das DRK kann die Aufgabe nicht ausschließlich mit ehrenamtlichen Kräften leisten und ist derzeit dabei, hauptamtliche Kräfte zu gewinnen bzw. einzustellen, die bei der Betreuung der Flüchtlinge bis Ende Februar 2016 helfen wollen. Interessierte können sich ab sofort bei Norbert Hoffknecht vom DRK Kreisverband Paderborn e.V., 05251 – 130 93 – 24, info@drk-paderborn.de melden.
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