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01. Februar 2016

Von der neuen Vereinbarkeit von Beruf und Familie: „Wir müssen besser werden in unseren eigenen Köpfen“

Ein Kinderspiel oder doch alltäglicher Wahnsinn? Wie gut funktionieren Kind und Karriere tatsächlich? Der frauenpolitische Themennachmittag des Kreises Paderborn warf ein Blick hinter die Kulissen.

Neue Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Sie warben für ein chancengleiches Miteinander – von links nach rechts - Landrat Manfred Müller, Moderatorin Stefani Josephs, Autorin Barbara Streidl, Elisabeth Voigtländer, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Paderborn, beim themenpolitischen Frauennachmittag (Foto: Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kreis Paderborn, Anna-Sophie Schindler) 
Neue Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Sie warben für ein chancengleiches Miteinander – von links nach rechts - Landrat Manfred Müller, Moderatorin Stefani Josephs, Autorin Barbara Streidl, Elisabeth Voigtländer, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Paderborn, beim themenpolitischen Frauennachmittag (Foto: Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kreis Paderborn, Anna-Sophie Schindler)

Vieles ist auf einem guten Weg, einiges wurde bereits erreicht: Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein zentrales gesellschaftliches Thema. Immer mehr Unternehmen sehen die Bedeutung der Familienfreundlichkeit für die eigene Firma. Die Väterorientierung steht allerdings noch am Anfang. Der Ausbau von Kinderkrippen und Kitas schreitet weiter voran. Doch Fakt ist auch: Fast die Hälfte aller berufstätigen Mütter arbeitet in Teilzeit oder in einer geringfügigen Beschäftigung. Die Statistik belegt zudem: Nur wenige kehren danach in ein Vollzeit-Arbeitsverhältnis zurück. Der Alltag ist in vielen Familien ein ständiger Wettlauf gegen die Zeit. Lebensentwürfe entstehen und werden wieder verworfen, weil Krankheit und / oder die Pflege von Angehörigen die getakteten und leidlich funktionierenden Abläufe durcheinanderbringen. Und wo bleibt bei alldem noch Zeit und Raum für ein erfülltes Privatleben? „Wir verbinden mit Vereinbarkeit immer noch die Mutter mit dem Kind auf dem Arm“, sagt die Autorin und Journalistin Barbara Streidl, Hauptreferentin des Familienpolitischen Themennachmittags des Kreises Paderborn. Auch Väter könnten dieses Kind auf dem Arm tragen. Auch Mütter oder Väter könnten einen nahen Angehörigen pflegen. „Wir müssen hier besser werden in unseren Köpfen. Dann verändern sich Strukturen. Dann verändert sich die Gesellschaft“, so Streidl.

Wenn Männer mit einem anderen Rollenbild zuwandern

Eröffnet wurde der Themennachmittag im Berufskolleg in Schloß Neuhaus durch ein Interview mit Landrat Manfred Müller. Moderatorin Stefani Josephs von Radio Hochstift ging gleich zu Beginn auf die Übergriffe in der Silvesternacht ein. Was bedeutet der Zuzug von Männern mit einem komplett anderen Rollenbild? „Es gibt bestimmte Grundprinzipien, die in unserem Grundgesetz auch niedergelegt sind. Dau zählen die Würde des Menschen, die freie Entfaltung der Persönlichkeit, religiöse Toleranz, die Gleichberechtigung von Mann und Frau und unser Rechtsstaat“, betonte der Landrat. „Das sind unsere Werte. Die stellen wir nicht zur Disposition. Und dafür werden wir kämpfen“, bekräftige Müller. Damit sprach er den vielen anwesenden Frauen aus dem Herzen. Dafür gab`s Szenenapplaus.

Unternehmen müssen in Lebensphasen denken

„Die neue Vereinbarkeit: Gemeinsam für ein chancengleiches Miteinander“ lautete der Vortrag der Gleichstellungsbeauftragten des Kreises Paderborn, Elisabeth Voigtländer. Die moderne Arbeitskultur müsse lebensphasenorient gestaltet werden. Nach Ausbildung und Beruf, dem ersten Einstieg in den Job erfolge immer noch bei Frauen in der so genannten Rush-Hour des Lebens letztlich ein „Bruch“ in der Biographie durch Geburt und Erziehung der Kinder. Sie schilderte die Chancen und Risiken des Lebensverlaufes, in der Partner sich trennen, neue Formen des Zusammenlebens entstehen, Familien nach der Kindererziehung sich zunehmend auch um pflegebedürftige Angehörige kümmern. Was bedeutet das für die Partnerschaft, was müssen Unternehmen leisten? Damit Frauen nicht in der „Teilzeitfalle“ landeten, „muss auch in der Partnerschaft der Alltag ausgehandelt werden“, sagte Voigtländer. „Die Vereinbarkeit darf kein berufliches Risiko sein, weder für Frauen noch für Männer“, bekräftigte sie. „Wenn Frauen sich ganz bewusst für eine gewisse Zeit für die Familie entscheiden und sich aus dem Arbeitsleben zurückzuziehen, so muss auch das möglich sein, ohne Konsequenzen für die Karriere zu haben“, sagt sie. Durchsetzen müsse sich auch die Einsicht und Überzeugung, dass ein erfülltes Privatleben auch Voraussetzung für gute Leistung sei.

Plädoyer für eine Gesellschaft, in der Kinder nicht als Handicap angesehen werden

Die Autorin Barbara Streidl setzte genau da an und las aus ihrem Buch „Kann ich gleich zurückrufen? – Der alltägliche Wahnsinn einer Mutter“. Sie schildert darin eindrucksvoll den Alltag einer berufstätigen Mutter, die es für klüger hält, ihr Zuspätkommen im Büro mit einem ausgefallenen Bus zu entschuldigen als mit ihrem Kind, das nur langsam zur Kita laufen wollte. Die eigentlich eine glückliche Beziehung führt, sich über ihr Wunschkind freut, aber all das vergisst, weil sie „atemlos ist und immer gehetzt“. Die in Gesprächen mit ihrem Mann dessen Sätze abkürzt, um die Zeit so effizient wie möglich zu nutzen. Ihr Buch ist ein Plädoyer für eine Gesellschaft, in der Kinder nicht als Handicap angesehen werden, weil sie die Arbeitszeit ihrer Eltern stören. „Die Unvereinbarkeit von Bekennen zur eigenen Familie auf der einen Seite und der Angst vor dem beruflichen Versagen auf der anderen Seite führt unweigerlich zu einem Burnout vieler Frauen – und auch Männer“, warnt sie.

Organisiert wurde der themenpolitische Frauennachmittag von Elisabeth Voigtländer und den Gleichstellungsbeauftragten der Städte und Gemeinden des Kreises Paderborn.

Autorin und Journalistin Barbara Streidl zur "neuen" Vereinbarkeit von Beruf und Familie im O-Ton

 
 
 

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