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24. November 2016

„Geburtstage mit dem Führer“

„Über das Leben – oder meine Geburtstage mit dem Führer“: 220 Schülerinnen und Schüler der Real- und Sekundarschule Fürstenberg sowie 95 des Mauritius Gymnasiums in Büren sahen Theaterstück der Autorin Beate Albrecht im Rahmen der Maßnahmen gegen Fremdenfeindlichkeit und rechter Gewalt des Kreisjugendamtes Paderborn

Annis Vater wird von den Nazis verprügelt, Anni ist völlig verstört, ihre Mutter versucht in dieser Phase noch zu beschwichtigen Fotos: Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kreis Paderborn 
Annis Vater wird von den Nazis verprügelt, Anni ist völlig verstört, ihre Mutter versucht in dieser Phase noch zu beschwichtigen
Fotos: Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kreis Paderborn

„Hallo Herr Hitler! Herzlichen Glückwunsch. Ich habe heute auch Geburtstag. Ich werde 9 Jahre alt“, schreibt Anni 1933 in einem Brief, den sie niemals abschicken sollte. Ihre Geburtstage in den Folgejahren nach der Machtübernahme Hitlers sind Ankerpunkte in dem Theaterstück „ÜberdasLeben – oder meine Geburtstage mit dem Führer“, das jungen Menschen den Alltag im Nationalsozialismus näher bringt. Im Mittelpunkt stehen Anni und ihre Familie und Freunde, die in den Strudel der historischen Ereignisse geraten. Einige von ihnen „marschieren mit“, andere versuchen sich der alles beherrschenden NS-Ideologie zu verweigern und dem allgegenwärtigen Terror zu entfliehen. Das Stück erzählt von Freundschaft und Feindschaft, von Verrat und Vernichtung, aber auch von Mut und Entschlossenheit, sich dem Unrechtsregime entgegenzustellen. Warum Terror und Verfolgung? Warum muss der Vater aufgrund seiner politischen Gesinnung ins Konzentrationslager, indem er später verstirbt? Warum darf der jüdische Musiklehrer nicht mehr unterrichten? Das alles sind Fragen, die Anni jedes Jahr an ihrem Geburtstag in ihren Briefen an Hitler formuliert, doch aus Furcht vor Verfolgung nie abschickt. Über 220 Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 – 10 der Real- und Sekundarschule Fürstenberg und 95 Jugendliche der Klassen 9-10 des Mauritiusgymnasiums Büren sahen auf Einladung des Paderborner Kreisjugendamtes in zwei Aufführungen das Theaterstück der Wittener Autorin Beate Albrecht, die auch die Rolle von Annis Mutter spielt. Die Kombination aus Musik, Tanz und Schauspiel der Theaterwerkstatt „Theaterspiel“ geht unter die Haut. Die Jugendlichen verfolgten mit zunehmendem Entsetzen, wie schnell die Mechanismen ideologischer Durchdringung griffen und auch Annis Kampf um ein gerechtes Leben in einen Kampf ums Überleben mündet.

„Theater ist immer ein Tieröffner für Themen des Kinder- und Jugendschutzes“, erläutert Carlos Tomé vom Paderborner Kreisjugendamt. Dabei gehe es nicht nur um historische Fakten sondern auch um das, was man daraus für die Zukunft lerne. Menschenrechtsverletzungen, Rassismus und Ausgrenzung im Alltag seien kein Phänomen der Vergangenheit. Tomé begleitete die teilnehmenden Schulen und stellte ergänzendes Material zur Verfügung, um eine Einbettung des Themas in den Unterricht zu unterstützen.

Annis Geburtstag, als die Welt noch in Ordnung war: ein ganz normaler Geburtstag mit Kuchen, Blumen und Musikständchen Fotos: Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kreis Paderborn  
Annis Geburtstag, als die Welt noch in Ordnung war: ein ganz normaler Geburtstag mit Kuchen, Blumen und Musikständchen
Fotos: Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kreis Paderborn

Das Stück „Über das Leben – oder meine Geburtstage mit dem Führer“ basiert auf Erzählungen von Zeitzeugen, die das KZ Ravensbrück überlebt haben. Die Autorin Beate Albrecht war zudem eine Woche lang in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. Dort habe sie sich gefragt, wie man von diesem Leid, dem Unrecht und der Grausamkeit erzählen könne. Die Theaterwerkstatt habe sich bewusst für eine Darstellung mit Tanz und Musik entschieden, bewusst auch in der Schlussphase des rund 65 Minuten langen Stücks, wo angesichts von Terror und Unmenschlichkeit die Worte fehlten und die Instrumente schwiegen. Schweigen auch bei den Schülerinnen und Schülern. „Genau hier holen wir die Jugendlichen ab“, sagt Tomé. Nach dem Stück konnten die Schüler ihre Fragen stellen und mit den Darstellern diskutieren. Die Jugendlichen nahmen die Botschaft der Autorin und des Kreisjugendamtes mit, dass es nötig ist, jeden Tag für Demokratie und Menschlichkeit einzutreten.



Hintergrund:

Das Kreisjugendamtes Paderborn bietet regelmäßig theaterpädagogische Projekte an Schulen und Jugendtreffs zu Themen des Kinder- und Jugendschutzes wie Sucht, Gewalt, Medienkonsum oder wie mit diesem Stück zu Fremdenfeindlichkeit und rechter Gewalt an. Um die Theateraufführungen vor- und nachzubereiten, begleitet das Kreisjugendamt die Schulen und Jugendeinrichtungen in der Vor- bzw. Nachbearbeitung. Ziel ist es, dass die Projekte zum Nachdenken anregen und in den Alltag hineingetragen werden. Mehr Infos bei Carlos Tomé vom Paderborner Kreisjugendamt,  05251 308–5122.

 
 
 

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