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05. Juli 2016

Zwischen den Kulturen vermitteln

20 Bildungsbotschafterinnen und Bildungsbotschafter helfen Familien mit Migrationshintergrund in Bad Lippspringe

Begleiten Familien mit Migrationshintergrund zu Behörden und vermitteln zwischen den Kulturen: Die Bildungsbotschafterinnen und Bildungsbotschafter in Bad Lippspringe mit Bürgermeister Andreas Bee (dritte Reihe von unten, dritter von rechts) und Nafsika Sotiriou-Barth vom BIZ (achte von links). (Foto: Foto: Bildungs- und Integrationszentrum, Kreis Paderborn) 
Begleiten Familien mit Migrationshintergrund zu Behörden und vermitteln zwischen den Kulturen: Die Bildungsbotschafterinnen und Bildungsbotschafter in Bad Lippspringe mit Bürgermeister Andreas Bee (dritte Reihe von unten, dritter von rechts) und Nafsika Sotiriou-Barth vom BIZ (achte von links). (Foto: Foto: Bildungs- und Integrationszentrum, Kreis Paderborn)

Es ist neun Uhr in der Kita St. Marien in Bad Lippspringe. Der vierjährige Farid (Name geändert) sitzt auf dem Boden und stapelt bunte Bauklötzchen zu einem Turm. Immer wieder blickt er sich zu der Frau auf der anderen Seite des Raumes um. Masoumeh Firozbakht ist Farids Bildungsbotschafterin. Sie kommt aus dem Iran. Er kommt aus Afghanistan. Beide sprechen die gleiche Sprache - Persisch. Das ist wichtig für Farid, der erst seit kurzer Zeit in Deutschland lebt. Gemeinsam mit seinen Eltern ist er in dieses Land geflüchtet, dessen Sprache er nicht spricht und das so ganz anders ist als alles, was er bisher kannte. Firozbakht hilft der Familie, sich zurechtzufinden. Sie ist eine von insgesamt 20 Bildungsbotschafterinnen und Bildungsbotschaftern in Bad Lippspringe, die sich ehrenamtlich um Menschen wie Farid und seine Familie kümmern.

Das Projekt „Bildungsbotschafter“ wurde 2010 vom Bildungs- und Integrationszentrum (BIZ) des Kreises Paderborn ins Leben gerufen. Bildungsbotschafter sind eine Art menschliche Wegweiser. Sie gehen mit den Eltern in Kindergärten, Schulen und andere Einrichtungen, dolmetschen, knüpfen Kontakte und vermitteln professionelle Hilfe in Beratungsstellen. Bürgermeister Andreas Bee zieht nach einem Jahr „Bildungsbotschafter in Bad Lippspringe“ eine positive Bilanz: Die Stadt biete über 15.000 Menschen aus mehr als 70 Nationen eine Heimat. Bildungsbotschafter leisteten einen wichtigen Beitrag, dass Menschen den Anschluss finden und Chancengleichheit gelinge. „Bildung ist der Schlüssel zum Zusammenhalt der Gesellschaft und zur demokratischen Teilhabe“, bekräftigt Bee.

Die Besonderheit des Projektes ist es, dass die Bildungsbotschafter selbst einen Migrationshintergrund haben und sich gut in die Situation der Eltern hinein versetzen können – so auch Firozbakht. Die Iranerin kam 2002 mit ihrem dreieinhalbjährigen Kind nach Deutschland. Bei der Anmeldung in Kindergarten und Schule machten ihr die Sprachbarrieren zu schaffen. Auch deutsche Bräuche und Traditionen waren der Iranerin am Anfang fremd. Ohne Hilfe hat sie es geschafft und sagt heute stolz: „Mein Kind macht Abitur.“ Mit ihren Erfahrungen will sie nun anderen Familien mit Migrationshintergrund helfen, sich zurechtzufinden.

Auch Meral Kajatürk ist Bildungsbotschafterin und kümmert sich um eine türkische Familie. Der 12-jährige Murat (Name geändert) hat Schwierigkeiten in Mathe und Deutsch. Ein Gespräch zwischen Schule und Eltern war angesetzt und Kajatürk sollte dolmetschen. Die Eltern kamen nicht zum vereinbarten Gespräch und waren auch telefonisch nicht zu erreichen. Kajatürk machte sie sich auf den Weg und klingelte an der Haustür der Familie. Im türkischen Kulturkreis sei es nicht unhöflich, wenn man jemanden unangemeldet besuche, sagt sie. „Die Eltern haben mich gleich hinein gebeten und mir ihre Probleme erklärt.“ Kajatürk fand heraus, dass Murat neben seinen schulischen Problemen auch die finanziellen Sorgen seiner Eltern bedrücken. Er habe zwei Geschwister und beide Eltern arbeiten Vollzeit, dennoch können sie die anstehende Klassenfahrt für Murat nicht bezahlen. Kajatürk und der Klassenlehrer fanden gemeinsam mit den Eltern eine Lösung. „Langfristig müssen wir schauen, dass die Familie Zugang zum Bildungs- und Teilhabepaket hat“, erklärt Nafsika Sotiriou-Barth, die das Projekt über das Bildungs- und Integrationszentrum des Kreises Paderborn betreut. Auch für Murats schulische Probleme gab es eine Lösung: Das Büro für Ehrenamt, das auch Mitglied im Netzwerk der Bildungsbotschafter ist, vermittelte dem Jungen einen Rentner für Mathe- und Deutschnachhilfe.

Bildungsbotschafter helfen aber nicht nur bei Behördengängen. Sie sind auch Mittler zwischen den Kulturen und schaffen Begegnungen. In Internationalen Elterncafés lernen sich Eltern und Bildungsbotschafter kennen, sprechen über Probleme und planen gemeinsame Aktionen. An der Concordiaschule luden beispielsweise fünf Mütter zum syrischen Abend ein und kochten Gerichte aus ihrem Heimatland wie Hummus, Linsensuppe und Griespudding. An der evangelischen Grundschule initiierten die Bildungsbotschafter eine zweisprachige Theateraufführung und im Kindergarten Kirsperbaumweg sprachen Eltern und Kinder über die unterschiedlichen Weihnachtstraditionen.

Unterstützt werden die Bildungsbotschafter von Nafsika Sotiriou-Barth vom BIZ. Sie hilft bei Schwierigkeiten und Probleme, stellt Informationsmaterialien zur Verfügung und lädt einmal im Jahr zu einem Netzwerktreffen ein, in dem sich die Bildungsbotschafter austauschen können.

Bisher gibt es das Projekt Bildungsbotschafter in den Kommunen Bad Lippspringe und Delbrück. Wer Interesse hat ehrenamtlich als Bildungsbotschafter aktiv zu werden, bekommt bei Nafsika Sotiriou-Barth vom BIZ unter 05251 308-4632 Informationen. Wer die Hilfe von Bildungsbotschaftern in Bad Lippspringe oder Delbrück in Anspruch nehmen will, kann sich an die jeweilige Schul- oder Kindergartenleitung vor Ort wenden.

Weitere Informationen zum Projekt gibt es hier auf der Internetseite des BIZ.

 
 
 

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Frau SchindlerOnline- und Printredaktion, stellvertr. Pressesprecherin

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